Verbandsgemeinde Saale-Wipper Verbandsgemeinde Saale-Wipper : Bürgermeisterkandidaten werben für sich

Alsleben - Nur noch zwei Mal schlafen, dann müssen sich die 8.796 Wahlberechtigten in der Verbandsgemeinde Saale-Wipper entscheiden, wer in den kommenden sieben Jahren ihr Bürgermeister werden soll. Die MZ hat drei der vier Kandidaten in ausführlichen Porträts vorgestellt: Seluan Al-Chakmakchi (SPD), Jan Ochmann (CDU) und Conny Schiemann (parteilos). Danilo Barth, der für die Linke ins Rennen geht, ist nach Angaben seiner Partei seit längerer Zeit krank, war für ein Gespräch nicht zu erreichen und nahm auch nur am ersten der drei Wahlforen teil.
Das letzte, das am Mittwochabend im Stadtgemeinschaftshaus Alsleben stattfand, war im Vergleich zu den anderen nur mäßig gut besucht. Knapp 70 Interessenten hörten sich erst die Vorstellung der Kandidaten an und stellten dann - relativ wenige - Fragen. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Journalisten René Kiel.
Ziele
Die Ziele der Kandidaten unterscheiden sich - zumindest bei den ersten Fragen - nicht besonders stark voneinander. Alle Kandidaten sind sich einig, dass die Verbandsgemeinde familienfreundlich bleiben muss, die Ansiedlung von Unternehmen gut ist und das Konstrukt der Verbandsgemeinde in seiner Form erhalten bleiben sollte.
Wirtschaft und Finanzen
Unterschiedliche Ansichten gibt es aber beim Thema Finanzen. Besonders Jan Ochmann bezieht klar Stellung und zeigt sich als Sparer. Nötig sei eine langfristige Finanzplanung. Da in den vergangenen Jahren viel investiert worden sei, könnten kommende Investitionen nicht wieder diese Größe erreichen. „Natürlich kann man alles noch schicker machen, aber das zahlen wir alles mit unserem Geld“, so Ochmann. Er kündigt auch an, dass die Mitgliedsgemeinden womöglich mehr Geld an die Verbandsgemeinde zahlen muss, um teure Aufgaben wie Schule, Kindergarten und Feuerwehr zu schultern. Seluan Al-Chalmakchi gesteht: „Ich bin kein Finanzer.“ Er will Experten dazuholen, die die finanzielle Situation überprüfen. Außerdem habe er gute Kontakte zu Landeswirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD). Conny Schiemann verweist recht kurz auf Möglichkeiten, die finanzielle Situation mit Hilfe von Fördergeldern zu verbessern.
Stimmung
Doch das drängendste Thema der vergangenen Jahre in der Verbandsgemeinde ist die schlechte Stimmung unter den Bürgermeistern und der Verbandsgemeinde. Wie, fragt Moderator Kiel, wollen die Kandidaten die fünf „Alphatiere“ - gemeint sind die Gemeindebürgermeister - an einen Tisch bringen? Conny Schiemann sagt, man müsse sich auf Augenhöhe begegnen. Nach all den Querelen müsse sich die Gemeinde neu ausrichten. Doch ein echter Neuanfang sei nicht möglich. Al-Chakmakchi hingegen stört sich schon an der Formulierung „Alphatiere“. „Das hat etwas Primitives, finde ich“, sagt er. Er fordert eine ehrliche und konstruktive Diskussion in einem sachlichen Ton.
Familien und Demografie
Laut einer Statistik des Landes verlieren die Gemeinden in Saale-Wipper bis zum Jahr 2030 teilweise bis zu 20 Prozent ihrer Einwohner. Während Conny Schiemann ganz allgemein Schulen, Vereine und Kitas stärken will, sagt Jan Ochmann, dass der Kampf um den Verbleib der Bevölkerung in den Gemeinden und nicht in der Verbandsgemeinde geführt wird. Überhaupt zeigt sich Ochmann als der Kandidat, der sich als Verbandsgemeindebürgermeister am wenigsten in die Belange der Mitgliedsgemeinden einmischen will. Eigenständigkeit sei ihm wichtig. Seluan Al-Chakmakchi sieht das etwas anders. Den Bevölkerungsschwund zu stoppen, sei „unser aller Aufgabe“. Außerdem bringt er noch ein, dass die Unterbringung von Flüchtlingen Standorte sichern könnte.
Eindruck
Während sich die Kandidaten inhaltlich nie zu sehr voneinander entfernen, zeigen sie sich auf menschlicher Ebene doch ziemlich verschieden. Seluan Al-Chakmakchi gibt sich als professioneller Politiker: Als einziger steht er bei der Vorstellung auf, dankt für die Einladung und appelliert am Ende der Veranstaltung an die Zuschauer, auch ja wählen zu gehen. Al-Chakmakchi spricht mehr über eigene Charakterzüge als die anderen Kandidaten, sagt, er sei ehrlich und demokratieliebend. Viele seiner Antworten bleiben unkonkret. Wer es böse mit ihm meint, würde sie Phrasen nennen.
Conny Schiemann strahlt die Ruhe in Person aus. Nachdenklich, wohlüberlegt gibt er seine Antworten, die fast immer knapper als die seiner Konkurrenten sind. Politiker-Sprache macht er sich an diesem Abend nicht zu eigen. Schiemann scheint kein Freund langer Reden zu sein, sondern eher einer, der sich in die Arbeit vertieft.
Jan Ochmann kommt unbeeindruckt von den anderen Kandidaten daher, aber höflich und fair. Er strahlt Selbstbewusstsein aus und gibt direkte Antworten, die vermuten lassen, dass er eine genaue Vorstellung von der Arbeit eines Verbandsgemeindebürgermeisters hat. Den einzigen Beifall während des zweistündigen Forums kann er für sich verbuchen, als er die Eigenständigkeit der Gemeinden hervorhebt: „Wir sagen nicht ,ich komme aus Saale-Wipper’, sondern ,ich komme aus Alsleben, Giersleben, Plötzkau’“. (mz)