1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. Unglaubliche Bestmarke: Unglaubliche Bestmarke: Manfred Pülicher war besser als Lothar Meyer

Unglaubliche Bestmarke Unglaubliche Bestmarke: Manfred Pülicher war besser als Lothar Meyer

Von Carsten Roloff 03.07.2017, 12:06
Manfred Pülicher konnte das runde Leder wie ein rohes Ei behandeln.
Manfred Pülicher konnte das runde Leder wie ein rohes Ei behandeln. privat

Neugattersleben - Noch heute übt der Sportplatz am Weinberg für ihn eine magische Anziehungskraft aus. Manfred Pülicher verpasst selten ein Heimspiel des VfB Neugattersleben, gehört wie viele ältere Herrschaften zum Stammpublikum.

Die meisten rüstigen Rentner stöhnen bei jedem Stockfehler ihrer Enkel laut auf und erzählen dann, dass ihnen mit dem runden Leder so ein Patzer niemals unterlaufen ist. „Männe“ Pülicher bleibt dagegen meist ruhig, obwohl er durchaus das Recht hätte, den Mund aufzumachen.

Die jungen Spieler in der Salzlandliga müssen erst einmal das technische Niveau des VfB-Urgesteins erreichen, der einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt hat.

„Als ich 18 Jahre wurde, gab es in der ,Fußballwoche’ einen Aufruf zu einem Jonglier-Wettkampf. Dort wurden in der damaligen DDR die besten Techniker gesucht. Nationalspieler Lothar Meyer vom ASK Vorwärts Berlin hatte mit seiner Leistung einen Richtwert vorgegeben, den ich klar übertreffen konnte“, erinnerte sich der Mittelfeldspieler zurück.

Mit dem italienischen Fußball-Jongleur Enrico Rastelli auf einer Stufe

Unglaubliche 1.478 Mal berührte der Neugatterslebener den Ball mit dem rechten und dem linken Fuß, ohne dass das runde Leder den Boden berührte. Eine Leistung, mit der er auf einer Stufe mit dem weltberühmten italienischen Fußball-Jongleur Enrico Rastelli steht.

Am 1. August 1930 hatte die Darbietung des Artisten im Fußball-Stil im Düsseldorfer Apollo-Theater Premiere gefeiert. Das geflügelte Wort vom „Fußball-Rastelli“ gilt seit dieser Zeit für Kicker mit besonders ausgeprägtem Ballgefühl.

Dabei hatte der Sohn des Gastwirts Kurt in seiner Kindheit keine technische Ausbildung genossen. Nach der Schule wurden die Ranzen in die Ecke geschmissen. Dann ging es zum Tennisplatz auf dem Schlossgelände.

„Die Fußballgene hat mir mein Vater in die Wiege gelegt, der für Dessau 05 in der Gauliga rechter Verteidiger spielte. Ich habe mir beim Spielen mit den Kumpeln fast alles selbst beigebracht. Wenn ich als Bengel richtig gefordert worden wäre, hätte ich noch mehr erreichen können“, erklärt Manfred Pülicher.

Manfred Pülicher kickte stets für seinen Heimatverein

Doch auch so konnte sich die Karriere sehen lassen. Sein Debüt bei den Männern feierte der Neugatterslebener jedoch nicht bei der heimischen BSG Traktor, sondern während seiner Armeezeit bei Dynamo Löcknitz. Von 1963 bis 1975 kickte der Mittelfeldspieler - abgesehen von einem einjährigen Intermezzo bei Zweitligist Turbine Magdeburg - stets für seinen Heimatverein.

„Zu den Auswärtsspielen in den Harz sind wir auch im tiefsten Winter mit einem Lkw vom volkseigenen Gut gefahren. Da ist die Kälte selbst durch die Filzstiefel gekrochen. Wir sind halb erfroren vom Laster gestiegen“, so der gelernte Möbeltischler.

Der konditionsstarke Mittelfeldspieler stand vor genau 50 Jahren mit seinen Neugatterslebener Teamkollegen Dieter Jasper, der die Kapitänsbinde trug, und Abwehrstratege Otto Krampe in Bernburgs Kreisauswahl, die in der Sommerpause die Oberliga-Spitzenteams 1. FC Lok Leipzig mit Wolfram Löwe und Henning Frenzel (1:5) sowie den 1. FC Magdeburg (1:4) herausfordern durfte. Gegen die Blau-Weißen stand es zur Pause 1:1.

Gegen Magdeburg zwei Großchancen versiebt

Nachdem der FCM auf 4:1 davongezogen war, hatte Pülicher zwei große Chancen. „Die habe ich leider versiebt. Den Hans-Georg Moldenhauer hätte ich schon gern einen rein geschossen“, meint der versierte Techniker, der das Fußballgeschehen im Kreis und in der Bundesliga mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. (mz)