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Trotz Corona-Krise volle Auftragsbücher Trotz Corona-Krise volle Auftragsbücher: "Werbung - die mache ich nicht"

Von Harald Vopel 22.06.2020, 08:58
Jörg Erdmenger hat in seinem Kleintransporter alles dabei, was zum Küchenumbau benötigt wird.
Jörg Erdmenger hat in seinem Kleintransporter alles dabei, was zum Küchenumbau benötigt wird. frank gehrmann

Gatersleben - Das Haus in der Hoymer Straße in Gatersleben ist eher unscheinbar. Kein Firmenschild oder andere Werbung sind zu sehen. Wenn nicht gerade der Kleintransporter mit der Aufschrift „Küchenumbau & Montageservice Jörg Erdmenger“ vor der Tür steht, wäre der potenzielle Kunde wahrscheinlich erst einmal ratlos.

„Werbung - die mache ich nicht“, sagt der Firmen-Chef. Muss er wohl auch nicht, denn der Name seines Ein-Mann-Unternehmens hat sich in der Region längst herumgesprochen. Wohl auch deshalb, weil der gebürtige Ascherslebener und Wahl-Gaterslebener in Sachen Küchenumbauten die versprochene Qualität liefert.

Vielleicht ein Grund dafür, dass Jörg Erdmenger die Corona-Krise wirtschaftlich bisher so gut wie unbeschadet überstanden hat. Geradeeinmal eine Woche stand auch bei ihm im März alles still, erzählt er.

Nicht mehr als eine Schrecksekunde

Als die Pandemie-Einschränkungen von der Regierung bekanntgegeben wurden, habe auch er nicht genau gewusst, wie es weitergehen würde. Zumal auch eine größere Firma, für die er ab und an als Subunternehmer arbeitet, unfreiwillig keine Aufträge mehr zu vergeben hatte.

Das sei aus heutiger Sicht für ihn nicht mehr als eine Schrecksekunde gewesen. Auch weil die Kundschaft zunächst verunsichert war. Er selbst fand endlich Zeit, das eigene Büro aufzuräumen und sich von bürokratischen Altlasten zu trennen.

Beruflicher Werdegang war anders vorgezeichnet

Schnell sprang das Geschäft aber wieder an, zumal die Auftragsbücher schon zu dieser Zeit gut gefüllt waren. Die Kunden warteten jedenfalls darauf, dass es bei ihnen in der Küche endlich mit dem Umbau losgehen könnte, so der Selfmade-Unternehmer, dessen beruflicher Werdegang eigentlich völlig anders vorgezeichnet war.

Nach seiner zehnjährigen Schulzeit an der damaligen 5. Polytechnischen Oberschule in Aschersleben absolvierte er eine Ausbildung zum Zerspaner - am Standort Aschersleben - beim VEB Baumaschinen Gatersleben. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Abschluss folgte die Armeezeit als Hundeführer in Potsdam. Und dann kam die Wende und die vorübergehende Rückkehr in den ehemaligen Ausbildungsbetrieb, der später die Tore für immer schließen musste.

Mehrere Weiterbildungslehrgänge, um beruflich fit zu werden

Jörg Erdmenger bezeichnet es als Zufall, dass er 1993 in der Zeitung eine Annonce fand, mit der das Küchenstudio Albrecht in Hoym einen Mitarbeiter suchte. Er meldete sich - zumal er sich handwerklich fit fühlte und keine zwei linken Hände hatte - und die Formalitäten seien schnell erledigt gewesen, erinnert er sich heute.

Erdmenger absolvierte schließlich mehrere Weiterbildungslehrgänge, um sich auch die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen anzueignen, die in der Branche notwendig sind. Unteranderem in der Klempnerei und der Elektronik.

Irgendwann war der heutige Gaterslebener schließlich der Überzeugung, dass er auch die Planung beherrschen würde. Jörg Erdmenger machte sich schließlich selbstständig. Schnell waren auch Firmen gefunden, die ihm kleinere Teile, die zum Umbau von Küchen benötigt werden, liefern konnten.

Und der Kundenkreis habe sich irgendwie wie von selbst rekrutiert. Wohl dadurch, dass er in der Region längst bekannt war. An Aufträgen mangelte es jedenfalls von Anfang an nicht.

Stadtrat der Stadt Seeland und  Vorsitzender der Elternvertretung in der Schule

Auch wenn seine Arbeitstage nicht selten gut zwölf Stunden lang sind, ist Erdmenger nicht nur in Sachen Küchenumbauten unterwegs. Als Stadtrat der Stadt Seeland und als Vorsitzender der Elternvertretung in der Schule seines ältesten Sohnes mischt er auch in der Lokalpolitik und in Bildungsfragen mit.

Und schließlich ist da auch noch ein ganz anderes Hobby. Zum Ausspannen und zur Erholung geht es, wenn es die Zeit erlaubt, auch mal für die eine oder andere Stunde an den in der Nähe gelegenen Teich. „Zum Angeln“, erzählt der Vater von drei Söhnen und inzwischen auch angehender Großvater. (mz)