SV Sportlust Gröna SV Sportlust Gröna: An die Spitze mit neun Afrikanern im Team

Bernburg - Klaus Skonieczny sitzt am Dienstagabend auf der Zuschauertribüne der Sporthalle am Eichenweg in Bernburg. Neben ihm liegen ein Fußball und eine große Sporttasche. Dass er der Trainer, der Chef vom SV Sportlust 1928 Gröna ist, ist ihm gleich anzumerken.
Spricht er von der Mannschaft, die derzeit die 1. Kreisklasse anführt, erzählt er von „seinen Jungs“. Im Winter trainiert er diese in der Sporthalle, ab März geht es wieder raus auf den vereinseigenen Fußballplatz, der in Gröna direkt an der Saale liegt.
Über das Handy-Nachrichten-Programm „WhatsApp“ hätten ihm zuvor einige Spieler geschrieben, dass sie zum heutigen Training nicht kommen würden. „In der Regel sind wir aber immer so 15 bis 20 Mann“, erklärt Skonieczny.
„Sie sind eine echte Bereicherung"
Er lässt seinen Blick über das Spielfeld schweifen: Zwei seiner Jungs laufen sich gerade ein. Erst kurz vor 19.30 Uhr trudelt ein kleiner Rest der Mannschaft ein - darunter auch drei afrikanische Flüchtlinge. „Insgesamt haben wir derzeit neun Afrikaner aus dem Benin, aus Mali und aus Nigeria in unseren Reihen - sie spielen hervorragend und sind eine echte Bereicherung für uns“, freut sich der 65-jährige Trainer.
Im Juli 2015 habe er die ersten beiden Afrikaner in die Fußballmannschaft des SV Sportlust integriert. „Ich bin ganz offensiv ins Bernburger Flüchtlingsheim gegangen und habe nach talentierten Fußballern gesucht“, erzählt Klaus Skonieczny. Gröna sei ein kleines Dorf und für den Verein sei es sehr schwierig, Nachwuchs zu finden, so der Rentner, der dem Verein seit 1989 angehört und dort das „Mädchen für alles“ ist.
Vor allem möchte er den jungen Westafrikanern aber eine Chance geben. Sie sollen an das Vereinsleben herangeführt werden und dadurch die Gepflogenheiten in Deutschland besser kennen lernen.
„Auf unseren Manneh Sulayman sind die anderen Mannschaften in der Kreisklasse alle neidisch“, so der engagierte Trainer. Denn der dunkelhäutige Hüne ist der Topscorer des Sportlust-Teams.
Die Mannschaft habe die neuen Spieler gut aufgenommen - hin und wieder würde es Reibereien geben, was aber normal sei. Aber gehen lassen wird Klaus Skonieczny keinen seiner afrikanischen Spieler, dafür sind sie ihm zu sehr an das Herz gewachsen.
„Man muss die Jungs führen, sonst wird das nichts"
Außerdem kümmert er sich auch um die Flüchtlinge. „Ich gehe mit ihnen zum Amt, erledige Anträge und helfe ihnen auch anderweitig“, erzählt der 65-Jährige. Drei von ihnen seien bei ihm zu Hause Stammgäste. „Wir haben ein enges Verhältnis“, so der Trainer. Die Afrikaner hätten ihn anfangs - aufgrund seines Alters - immer „Opa“ genannt. Was er gar nicht mochte. Nun nennen sie ihn „Papa“ - weil sie ihm fürs Engagement dankbar sind.
„Man muss die Jungs aber führen, sonst wird das nichts mit der Integration“, erklärt Klaus Skonieczny. Pünktlich sei keiner der Afrikaner, was bei Punktspielen zum Problem wird. „Deshalb hole ich sie meist ab oder nenne ihnen eine frühere Uhrzeit“, sagt der 65-Jährige lachend. (mz)