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Streit um Gaterslebener Wappen  Streit um Gaterslebener Wappen : Ähre oder Kolben?

Von Regine Lotzmann 08.03.2017, 06:55
Rohrkolben oder Ähren? Welches Wappen gefällt den Gaterslebenern besser? Darüber ist im Ort jetzt ein Streit entbrannt. Eine Arbeitsgruppe soll Licht ins historische Dunkel bringen.
Rohrkolben oder Ähren? Welches Wappen gefällt den Gaterslebenern besser? Darüber ist im Ort jetzt ein Streit entbrannt. Eine Arbeitsgruppe soll Licht ins historische Dunkel bringen. Fotomontage Frank Gehrmann

Gatersleben - Sieben Ähren oder zehn Rohrkolben? Das ist eine Frage, die die Gemüter erhitzen kann. Denn: In Gatersleben ist ein echter Wappenstreit entbrannt.

„Eigentlich ging es nur um die Digitalisierung unseres Schmuckwappens, damit man das nutzen kann“, berichtet Ortsbürgermeister Mario Lange von einem Wappen-Wirrwarr, das sich zu einer unendlichen Geschichte zu entwickeln scheint.

Denn was daraus geworden ist: Ein falscher Fisch, der in die falsche Richtung schwimmt. Ein Wikipedia-Wappen, das überhaupt nicht stimme, aber seit 2011 überall genutzt werde - auch von der Gemeinde selbst. Ein neues Wappen, das heraldisch nicht gelungen sei. Und das Angebot eines Heraldikers, bei der korrekten Einhaltung der Vorgaben behilflich zu sein.

Welches Wappen ist überhaupt gewünscht?

„Doch dafür müssen wir erst einmal wissen, welches Wappen wollen wir denn“, meint der Ortsbürgermeister. Denn nachdem die Fisch-Frage nun geklärt scheint, geht es weiter mit der Suche nach den historisch richtigen Gewächsen.

Während in dem 1938er nämlich zehn Rohrkolben prangen, sind es in dem 1995 genehmigten Wappen sieben Ähren.

Eine Arbeitsgruppe um Ortschaftsrat Mathias Arend soll deshalb nun die Historie durchforsten. „Denn es gibt verschiedene Chroniken, verschiedene Lesarten und verschiedene Ansichten in Gatersleben“, so Lange. „Das ist sehr schwierig - und immer eine Frage des Blickpunktes“, gesteht Arend.

Vom Mähen des Schilfgrases gelebt

So seien die Rohrkolben genommen worden, weil die Gaterslebener einst vom Mähen des Schilfgrases lebten. Doch der künstlich angelegte Gaterslebener See habe nur 200 Jahre existiert.

„Wir haben aber eine 1.000-jährige Geschichte. Und in der Zeit waren für die Ernährung die Ähren das Wichtigste“, findet der CDU-Ortschaftsrat. Die Ähren standen auch für die Anzahl der Höfe in Gatersleben: sieben von einstmals zehn. Deshalb habe man sich 1995 auf die sieben Ähren festgelegt, für die auch Arend selbst plädieren würde.

Amüsiert, interessant und vielschichtig

Daniel Gohl (BIG) zeigt sich amüsiert über die losgetretene Wappengeschichte, findet die Diskussion darum aber äußerst interessant und vielschichtig. „Wir waren mehr vom Ackerbau geprägt, ich würde da die Ähren angemessener finden“, stimmt er Arend zu.

„Aber der Hecht mit seinen goldenen Flossen gefällt mir ganz gut. Es gibt dazu viele Überlieferungen in beiden Chroniken“, favorisiert er als Grundlage das 38er Wappen. „Da schwimmt der Fisch richtig rum und im Wasser.“ Nur die Kolben gilt es durch die Ähren zu ersetzen.

Ortsbürgermeister ist für alles offen

Er sei da für alles offen, erklärte der Ortsbürgermeister auf der Ortschaftsratssitzung am Montagabend. Und gab nur zu bedenken, dass auch die Rohrkolben für die Landwirtschaft stünden.

Sein Vorschlag aber: „Wir lassen die Arbeitsgruppe arbeiten, damit sie Inhalte generiert. Wir Sieben hier am Tisch müssen das dann entscheiden.“ Allerdings sollte das neue Wappen auch von der breiten Masse im Ort mitgetragen werden.

„Wir müssen die Bürger hier mitnehmen“, sagte Lange. Deshalb wollte er, dass die Arbeitsgruppe zur Bürgerversammlung am 3. April, wo die Prioritätenliste des Ortes behandelt werden soll, auch ihre Ergebnisse vorstellt. „Dann sehen wir, wie die Gaterslebener darauf reagieren.“

Mathias Arend schlug jedoch vor, dass die Arbeitsgruppe am Ende zwei oder drei Wappen mit Hintergrundwissen präsentieren werde und die Bürger auf der Internet-Seite www.gatersleben.info darüber abstimmen könnten. „Mit anderen Sachen haben wir das ja auch so gemacht.“ (mz)