Lkw beschädigen Wege Straßenbau auf L74 zwischen Bründel und Alsleben: Bürgermeister Jan Ochmann droht mit Baustopp

Schackenthal/Alsleben - Weit sind die Umwege, die die aktuelle Vollsperrung der Landesstraße 74 zwischen Plötzkauer Straßenmeisterei und der Saalemühle in Alsleben verursacht.
Aus den drei Kilometern Direktverbindung zwischen Großwirschleben und Alsleben sind wegen der weiträumigen Umleitung über Schackenthal 19 Kilometer geworden.
Die komplette Sanierung der L74 bis zur Einmündung auf die ehemalige B6 soll nach aktuellen Angaben aus der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) bis zum Mittwoch, 23. Mai, andauern.
Praktikable Lösung soll gefunden werden
Nicht nur die Umleitung, auch das Bauvorhaben selbst, erhitzt die Gemüter. Alslebens Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jan Ochmann (CDU) droht dem LSBB in einem Schreiben sogar mit einem Baustopp, sollte für die 90-Grad-Kurve vor der Alslebener Kita keine praktikable Lösung gefunden werden.
„Durch den unzureichenden Kurvenradius ist der Lkw-Begegnungsverkehr gezwungen, die straßenangrenzenden Grundstücke wie Grünfläche, Fußwege und Straßenbord mitzunutzen“, erklärt der Verwaltungsleiter.
Keine Sicherheit auf dem Gehweg
Unterstützung erfährt er durch Anja Twietmeyer. „Dort ist kein Platz zum Ausweichen“, sagt die Saalemühle-Prokuristin.
Der bröckelige Bordstein dokumentiere, dass Lasterfahrer regelmäßig drüberfahren.
Es sei fahrlässig, angesichts des nahen Kindergartens die Kurve nicht aufzuweiten. Wenn sich jemand auf dem Gehweg befindet müsse er sich darauf verlassen können, dass er dort sicher sei.
Harald Müller: „Lkw-Fahrer setzen falsch an.“
Der zuständige LSBB-Fachbereichsleiter Harald Müller sieht die Situation ganz anders. Die Kurve sei groß genug.
„Die Lkw-Fahrer setzen falsch an. Wir wollen das mit einer neuen Mittellinienmarkung beheben“, kündigt er gegenüber der MZ an.
Beim jetzigen Bauprojekt gehe es nur um den Erhalt, nicht den Ausbau der Straße. Eine Aufweitung der Kurve könne innerorts nicht einfach erfolgen. Daran würden etliche Faktoren hängen - angefangen beim Grunderwerb bis zur Umverlegung von Leitungen.
Ochmann sieht darin keine Hürden. „Eine praktische Lösung ist möglich.“ Er werde die Angelegenheit weiter prüfen. Eine Mittellinienmarkierung sieht er nicht als dauerhafte Lösung an.
Fahrbahndecke nur noch 12 Zentimeter dick
Mit Argwohn begleitet wird seitens Saalemühle und Verwaltung auch die Tatsache, dass die neue Fahrbahndecke nur noch 12 Zentimeter dick ist.
„Bausachverständige Kreise“ schätzen ein, dass „in spätestens fünf Jahren“ eine erneute Sanierung erforderlich sei, sagt Ochmann.
Täglich 70 Mehl- und Getreidetransporter müssen derzeit weite Umwege fahren, so Twietmeyer. „Es ist klar, dass wir in diesen sauren Apfel beißen müssen. Aber wir möchten wissen, dass die Sanierung ordentlich gemacht wird“, so die Prokuristin.
„Ich teile diese Bedenken nicht“, entgegnet Müller von der Straßenbaubehörde. „Es mussten die Reste einer Ursprungsschicht abgefräst werden“, erklärt er den Höhenunterschied.
Da der qualitativ beste Asphalt verwendet werde, geht er davon aus, dass die vielbefahrene Straße „zehn bis zwölf Jahre hält.“
580 Lkw rollen täglich über die Piste
Laut einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2015 passieren 4.500 Fahrzeuge täglich die L 74, davon 580 Lkw.
„Das ist eine ziemliche Hausnummer, auch weil die Strecke eine Bedarfsumleitung für die A 14 ist“, sagt Müller. Zwar gebe es in der Region Landesstraßen, die in einem schlechteren Zustand sind. Aber bei der L 74 sei die Gelegenheit genutzt worden, weil die A 14-Anschlussstelle Plötzkau gesperrt war.
Das Land habe sich zudem deshalb zur Sanierung entschlossen, damit sich in der Vergangenheit festgestellte Schäden nicht weiter ausbreiten.
„Wir werden die Auskünfte dokumentieren und sehen, was in fünf Jahren ist“, sagt Ochmann. Sollte die Straße bis dahin nicht halten und eine erneute Sanierung wieder eine Vollsperrung nach sich ziehen, dürften Regressansprüche seitens der Saalemühle nicht auszuschließen sein. (mz)