Start in die Saison Start in die Saison beim SV Anhalt Bernburg : Sunnyboys, Ungarn und Maschinen

Bernburg - Der Sommer 2010 war für den SV Anhalt Bernburg ein Sommer der Veränderungen. Zum einen sportlich: Anhalt stieg nach neun Jahren aus der 2. Handball-Bundesliga ab. Dann strukturell: Schon kurz vor dem Abstieg wurde ein neuer Handball-Trägerverein gegründet. Und nicht zuletzt personell: Sven Liesegang übernahm das Traineramt von Helmut Röder, Enrico Nefe wurde Sportlicher Leiter. Liesegang ist mittlerweile seit vier Jahren wieder weg, Nefe noch immer da.
Spielplan
18.02. Oranienburger HC (H)
04.03. SV Beckdorf(A)
11.03. HV Grün-Weiß Werder (H)
18.04. OHV Aurich (A)
25.03. SV Mecklenb.-Schwerin (H)
01.04. SG VTB Altjührden(A)
08.04. HSV Hamburg(H)
22.04. VfL Fredenbeck (A)
29.04. Flensburg/Handewitt II(H)
06.05. VfL Potsdam (A)
H = Heimspiel, A = Auswärtsspiel
Am Samstagabend (19 Uhr) startet Bernburg mit einem Auswärtsspiel bei der HSG Norderstedt Henstedt-Ulzburg in die neue Drittliga-Saison. Nefe prophezeit eine ganz schwere Partie beim Absteiger, er sagt: „Danach wissen wir, wo wir in dieser Nordstaffel stehen.“
Alle der 14 sich im Anhalt-Kader befindlichen Spieler - über die Verpflichtung von Torhüter Koutarou Itou wurde noch nicht final entschieden - hat Enrico Nefe geholt. Er weiß also genau, wer da für den SV Anhalt Bernburg aufläuft. Für die Mitteldeutsche Zeitung hat er die Spieler vorgestellt. Aber bei allem Ernst angesichts des Saisonstarts steht darüber vor allem eines: ein großes Augenzwinkern.
Lucas Alter (18, Außen)
Es fängt mit dem schwierigsten an. Zu Lucas kann man nicht viel sagen, weil er irgendwie gar nicht auffällt. Er ist jetzt das zweite Jahr bei uns, hat im vorige Jahr zudem noch in der A-Jugend der HG 85 Köthen gespielt, jetzt nur noch fest bei uns. Bei ihm findet man noch nicht viele Charakterzüge, außer dass er sehr aufgeregt ist.
Steffen Cieszynski (26, Rückraum)
Steffen, mein Ziehsohn. Er ist der Entscheider in der Crunch-Time, wenn es eng wird. Er hat sich entwickelt vom 17-Jährigen, als ich ihn zu Oebisfelde in die 3. Liga geholt habe, zum Spielmacher, zum Top-Torschützen der 3. Liga und jetzt zum Kapitän. Eigentlich eine schöne Entwicklung. Was er aber trotz der Entwicklung immer geblieben ist: der Sunnyboy in unserer Truppe. Er ist bei den Mädels sehr beliebt und ich glaube, wenn wir Trikots verkaufen würden, wäre „Cieszys“ seines das, was am meisten weggehen würde.
Gabor Pulay (23, RR)
Gabor ist, wie ich finde, ein typischer Ungar. Er ist immer etwas später dran und vielleicht auch manchmal etwas unfleißiger. Aber dafür eben ein Linkshänder. Das ist der springende Punkt. Als Rechtshänder wäre Gabor, glaube ich, nicht so auffällig.
Clemens Wetzel (19, RR)
Wie umschreibt man einen knapp zwei Meter Hünen mit wahrscheinlich 110 Kilo am besten? Er ist halt eine richtige Erscheinung. Aber wenn man ihn dazu dann manchmal erlebt. Ein Beispiel: Er hat sich vor dem Pokalspiel gegen Leipzig ganz normal warm gemacht und kein Wort gesagt. Und erst als er in der zweiten Hälfte aufs Feld sollte, sagt er dem Trainer Bescheid, dass er nicht kann, weil er Fieber hat. Er hat dann zwar trotzdem ein paar Minuten gespielt, aber mit den Gedanken ist er nicht immer ganz beim Handball. Clemens ist halt, wie er ist.
Lucas Marschall (20, Außen)
Bei Lucas kann ich etwas Interessantes zur Verpflichtung erzählen. Er hat in Calbe meistens nicht auf Linksaußen gespielt, sondern immer da, wo er gebraucht wurde, Rückraum Mitte zum Beispiel. Ich kannte ihn aber noch von früher. Darum musste ich, um ihn zu sehen, bei zwei Spielen schon zur Erwärmung hinfahren, weil er da von Linksaußen geworfen hat. Man kann quasi sagen, dass ich ihn von der Erwärmung weg verpflichtet habe.
Kilian Kraft (33, RR)
In der Mannschaft wird er Kalle genannt, von mir Maschine. Er ist mit am längsten dabei und war eine meiner ersten Verpflichtungen. Früher war er unser Quoten-Wessi. Und als Christian Pöhler Trainer wurde, habe ich ihm mal empfohlen, Kilian auf Rückraum Mitte zu stellen. Denn ich sehe bei ihm manchmal Ansätze von Nikola Karabatic. Kilian ist auch ein torgefährlicher Mittelmann mit einer guten Figur, der in jedem Spiel 120 Prozent gibt. Kilian ist im Laufe der Zeit auch den Weg vom Rückraum links in die Mitte gegangen. Deswegen habe ich immer gesagt, dass er der Karabatic für Arme ist.
Tim Ackermann (22, Kreis)
Tim und Nicholas Stiebler sind als Kreisläufer in der Regel die, die meine aussortierten T-Shirts bekommen, weil sie in jedem zweiten Training ihre zerreißen. Acki hat zuletzt gegen Leipzig sechs Tore geworfen und ein bärenstarkes Spiel gemacht. Danach haben wir im Bus schon geflachst, dass er jetzt auf einen Anruf von Karsten Günther wartet, dem Manager vom SC DHfK. Aber wahrscheinlich werde nur ich ihn anrufen, denn natürlich wollen wir in naher Zukunft den Vertrag mit ihm verlängern.
Patrick Schneider (24, RR)
Patrick ist wie Gabor Ungar, aber der komplette Gegensatz. Ich sage immer, er ist der deutsche Ungar. Er hat alles, was uns auszeichnet. Er ist pünktlich, fleißig, trainingsfleißig, hilfsbereit und immer da, wenn man ihn braucht. Außerdem geht er im Training vorneweg und trainiert immer wie ein Berserker.
Marcel Popa (18, RR)
Ein weiterer Neuzugang. Und ich muss sagen, es gab die etwas anderen Vertragsgespräche. Er ist Jura-Student und das hat man gemerkt. Er weiß, wo er hin will. Aber einen Satz hat er bereits geprägt. Er wird vom Trainer sehr stark gefordert, und als ich ihn darauf mal angesprochen habe, wie er das sieht, hat er nur gesagt, dass das alles okay sei, er hofft nur, dass der Trainer nach Leistung aufstellt - dann würde er spielen. Das ist so ein prägnanter Satz, wo ich sage: Gesundes Selbstbewusstsein, er kann seine Leistung gut einschätzen. Er wird uns extrem weiterhelfen.
Max Folchert (23, Tor)
Bei unseren Torhütern liegt ja eines nahe: Max und Moritz. Man könnte sogar sagen, Moritz wurde nur verpflichtet, weil es so passt mit Max. Aber Spaß beiseite. Beide sind auf einem Level, aber sehr unterschiedlich. Um Max zu beschreiben: Er ist ein sehr fleißiger, an sich arbeitender und vor allem die Spielvorbereitung sehr ernst nehmender Torhüter.
Dusan Maric (23, Außen)
Dusan ist der erste Handballer in meiner Karriere als Sportlicher Leiter oder Trainer, der gebeten hat, dass ich ihm ein Trikot ider Größe M bestelle. Ich kenne nur L und XL. Dusan hat derzeit noch eine L und es sieht aus, als würde er ein Nachthemd tragen. Das musste ich jetzt erstmal alles nachbestellen, deswegen wird er noch eine Weile im Nachthemd rumlaufen.
Andreas Steinbrink (33, RR)
„Blinki“ ist seit dem Anfang dabei und war eine meiner ersten Verpflichtungen mit Trainer Sven Liesegang damals noch. Bei ihm muss ich aber sagen, dass er immer die falschen Trainer hatte. Ich hätte mir gewünscht, mal sein Trainer zu sein. Dann wäre er jetzt ein Rückraumlinker à la bonne heure. Der Mann hat eine unvergleichliche Wurfkraft und Power. Aber er wurde leider sehr früh von seinen Trainern immer nur in die Abwehr gesteckt, weil er noch jemand ist, der Abwehr arbeitet. „Blinki“ arbeitet Handball. Alle reden immer von Handball spielen, aber er arbeitet es. In seiner Jugend ist aber eindeutig verpasst wurden, ihm zu zeigen, wo das Tor steht. Jetzt wirft er alles drumherum kaputt.
Nicholas Stiebler (21, Kreis)
Bei „Stabbel“ ist es so, dass er fast alle Krankenhäuser kennt, von den Orten, an denen wir spielen. Egal ob Oranienburg, Bernburg oder Magdeburg. Er hat eigentlich regelmäßig einen Cut oder eine andere Verletzung, die genäht oder geklebt werden muss. Er sammelt wahrscheinlich Nadel und Faden von den Krankenhäusern.
Moritz Stemmler (22, Tor)
Moritz ist im Gegensatz zu Max ein völlig entschleunigter Typ. Man merkt die Schule von Ariel Panzer, die er in Schwerin hatte. Er steht, er wartet und macht sich überhaupt nicht so heiß. Und Max und Moritz haben ja, wenn ich mich richtig erinnere, damals sieben Streiche gespielt. Also wenn jeder unserer Torhüter eine Halbzeit spielt und sieben Bälle hält, haben wir 14 gehaltene Bälle, damit gewinnt man in der Regel.
Armands Uscins (42, Trainer)
Armands ist, glaube ich, wirklich absolut russische Handballschule. Wenn ich ihm eine E-Mail schreibe und mir Mühe gebe, um alles ausführlich zu erklären, kommt immer die gleiche Antwort. Da steht immer nur: okay, alles klar. Mehr hört oder liest man von ihm nicht. Er ist so ruhig, dass ich dachte: Wow, ich hoffe er redet mehr mit den Jungs. Aber der Eindruck beim Training ist ganz klar: Er hat einen absoluten Plan und will das bis ins Detail genau haben. Und dann redet er auch. (mz)
