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Spielabsagen in der Fußball-Kreisklasse Spielabsagen in der Fußball-Kreisklasse: Einfach keiner da

Von Tobias Grosse 19.05.2017, 06:35
Olaf Schulz ist einer der bekanntesten Schiedsrichter, die im Fußball auf Kreisebene unterwegs sind. Immer weniger wollen aber in die Fußstapfen des 48-Jährigen und seiner Kollegen treten.
Olaf Schulz ist einer der bekanntesten Schiedsrichter, die im Fußball auf Kreisebene unterwegs sind. Immer weniger wollen aber in die Fußstapfen des 48-Jährigen und seiner Kollegen treten. Archiv/Tobis

Aschersleben - Die Staffel zwei der 1. Kreisklasse im Salzlandkreis befindet sich, wie alle anderen Fußball-Ligen Deutschlands auch, im Endspurt. Am vergangenen Wochenende allerdings musste der komplette 23. Spieltag abgesagt werden, weil es schlicht und ergreifend keine Schiedsrichter gab, die die Partien hätten leiten können. Was sich - zugegebenermaßen - zunächst ein bisschen kurios anhört, wirft natürlich auch einige Fragen auf.

Nur Azubis waren über

Zum Beispiel die, wie so etwas überhaupt passieren kann? „Es kam alles zusammen“, sagt Daniel Otto. Otto ist Schiedsrichterobmann des Kreisfachverbandes (KFV) Fußball, er koordiniert und fördert das Schiedsrichterwesen im Salzlandkreis. Und er musste am letzten Wochenende mit ansehen, wie auf einmal immer weniger Schiedsrichter zur Verfügung standen. Bis einfach keiner mehr da war.

Der KFV musste viele Unparteiische für Spiele auf Landesebene abstellen. „Und so schiebt sich das dann alles immer weiter nach unten“, so Otto. Fehlen auf Landesebene die Referees, können diese von der Kreisebene nachrücken. Fehlt es dann jedoch dort, gibt es ein Problem. „Wir hätten die Partien nur noch von jungen Schiedsrichtern, die sich noch in der Ausbildung befinden, leiten lassen können“, erklärt Daniel Otto. Dieses Risiko war dem KFV zu groß, so dass er den kompletten Spieltag absetzte und ihn vermutlich am 24. und 25. Mai nachholen lässt.

Das Ganze wirft aber auch die Frage auf, ob es generell zu wenig Unparteiische im Salzlandkreis gibt. „Ich würde sagen ja“, gibt Schiedsrichterobmann Otto zu. Zwar seien die 109 gemeldeten Schiedsrichter „relativ gut“, allerdings könne man nur bedingt auf Ausfälle reagieren. „Normalerweise“, sagt Daniel Otto, „müssten uns 109 Schiedsrichter ausreichen. Aber die Tendenz zeigt, dass es zu wenig sind.“

Was zur dritten Frage führt: Warum sind es zu wenig? Klar ist: Der Anreiz, Schiedsrichter zu werden, wird für viele immer geringer. Vor allem, weil die Hemmschwelle gegenüber dem vermeintlichen Chef auf dem Platz in den letzten Jahren rapide abgenommen hat. Schiedsrichter sehen sich nicht mehr nur verbalen Attacken ausgesetzt, sondern es häufen sich auch Berichte über tätliche Angriffe. „Der Anreiz, Schiedsrichter zu werden, ist allgemein geringer“, weiß auch Daniel Otto vom KFV Salzland.

Er sieht aber auch die Vereine in der Pflicht, diesen Anreiz wieder zu erhöhen. „Dort wird sich zu wenig Gedanken gemacht“, hadert der Obmann und nennt ein Beispiel: „Wenn Aktive aufhören und nicht in einer anderen Funktion bleiben, brechen sie oft komplett aus dem Verein und Sport.“ Otto glaubt, dass die Clubs gerade in solchen Fällen handeln könnten. „Die Verantwortlichen müssen das ein Stück weit vorleben und attraktiv machen“, sagt er.

Mehr Spesen und freier Eintritt

Auch von offizieller Seite aus werden in Kürze schon Maßnahmen ergriffen, um das Schiedsrichterwesen wieder interessanter zu gestalten. Ab der kommenden Saison wird es zum Beispiel eine Erhöhung der Spesen geben. Und: „Dazu gibt es ja auch noch andere schöne Vorteile, die viele gar nicht kennen“, sagt Daniel Otto. So könnten sich Unparteiische im kompletten Gebiet des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) alle offiziellen Fußballspiele kostenlos anschauen. „Das gilt auch für die Bundesliga“, betont Otto.

Mit diesen Anreizen hofft auch der KFV Salzland, neue Schiedsrichter gewinnen zu können. Obmann Otto ist überzeugt, dass man „in unserem Verband mit 130 Schiedsrichtern gut arbeiten könnte“. Und damit sollten dann auch Sachen wie am vergangenen Wochenende, dass ein kompletter Spieltag in einer Liga abgesagt werden muss, der Vergangenheit angehören. (mz)