Sicherheit im Salzlandkreis Sicherheit im Salzlandkreis: Ist die Polizeipräsenz ausreichend?

Bernburg/Magdeburg - Ist die Polizeipräsenz in den Städten und auf dem Land tatsächlich ausreichend? Gibt es im Salzlandkreis Ecken, in denen sich die Menschen nicht sicher fühlen? Klagen, das wird in Gesprächen mit den Bürgern immer wieder deutlich, gibt es überall - von Könnern, über Bernburg bis zur Verbandsgemeinde Saale-Wipper.
„Die Polizei zeigt sich zu wenig auf der Straße“ ist häufig zu hören. Was ist dran an der Kritik? Ist es - wie so oft bei der Sicherheit - nur ein gefühltes Phänomen? Oder geht der Polizei im Salzlandkreis tatsächlich die Puste aus? Interne Papiere, die der MZ vorliegen, zeigen, wie ernst das Problem ist: Die Streifenbereiche im Salzlandkreis sind über das Jahr gesehen gerade einmal knapp über 80 Prozent besetzt.
Streifenbereiche im Salzlandkreis sind im Schnitt nur zu 80 Prozent besetzt
Das bedeutet: Selbst die vorhandenen Streifenwagen sind nicht immer komplett unterwegs. Damit ist der Salzlandkreis in der ohnehin nicht verwöhnten Polizeiinspektion Magdeburg zusammen mit dem Harz mit ähnlichen Besetzungszahlen das Schlusslicht.
Im Polizeirevier Magdeburg etwa steuern die Streifenbesetzungszahlen aufs Jahr gesehen auf die 90 Prozent zu, im Revier Börde liegen sie sogar knapp unter 100 Prozent.
Die Polizeiinspektion Magdeburg wiegelt ab. Die der MZ vorliegenden Zahlen „ermöglichen in erster Linie einen behördeninternen Vergleich, um zum Beispiel mit Personalverschiebungen auf eine Fehlentwicklung bei den Reaktionszeiten reagieren zu können, für die Qualität des Einsatzmanagements sind sie indes weniger aussagekräftig“, heißt es in der Antwort der Behörde auf eine MZ-Anfrage.
Polizeiinspektion Magdeburg weist Kritik zurück und verweist auf „Einsatzreaktionszeiten”
Die Einsatzreaktionszeiten - also die Zeit bis zum Eintreffen am Einsatzort - seien dagegen die eigentlich wichtigen Zahlen. Und da liegt der Salzlandkreis tatsächlich in Sachsen-Anhalt mit an der Spitze. 17:24 Minuten brauchen die Beamten im Schnitt, während es in der Börde 18:29 Minuten dauert, bis eine Streife vor Ort eintrifft. 20 Minuten sind dabei als Maximum vorgegeben.
„Diese Zahl ist selbst kreiert“, sagt ein Polizist, der anonym bleiben möchte, der MZ. „Damit redet man sich die Situation schön.“ Die Zahl der Streifenfahrzeuge sei in den vergangenen Jahren „dramatisch nach unten korrigiert“ worden, sagt er.
Dadurch müssten bei Einsätzen Prioritäten gesetzt werden. „Manchmal müssen die Beteiligten eines Unfalls mehr als eine Stunde warten.“ Es gebe den dringenden Wunsch nach mehr Personal, sagt der Beamte. „Es klemmt hinten und vorne.“
Im Salzlandkreis gibt es vier der sogenannten Funkstreifenbereiche und die sind laut Marco Kopitz, Pressesprecher des Polizeireviers, rund um die Uhr mit mindestens einem Wagen besetzt. Dazu kommen noch die Regionalbereichsbeamten in 13 Bereichen als direkte Ansprechpartner für die Bürger vor Ort.
„Es ist wie immer im Leben. Es gibt viele, die zufrieden sind”, sagt Polizeisprecher Marco Kopitz.
Probleme sieht Marco Kopitz indes nicht: „Es ist wie immer im Leben. Es gibt viele, die zufrieden sind. Aber auch Stimmen, die sich mehr Polizeipräsenz wünschen“. Und sollte es Probleme geben, würden diese mit den Ordnungsämtern sofort besprochen.
„Unsere Beamten sind auch regelmäßig bei Rats- oder Ausschusssitzungen dabei, um den direkten Kontakt zu den Bürgern zu haben“, betont der Pressesprecher. Das bestätigt Wolfgang Knopf. „Wir sind mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden und haben auch kaum Probleme in den Ortsteilen“, betont der Sprecher der Stadt Bernburg.
Die wisse, dass die Personaldecke bei der Polizei nicht die beste sei und so habe man für viele Dinge auch Verständnis. „Wenn es etwas zu besprechen gibt, wird das gemacht und ein Problem aus der Welt geschafft“, so Wolfgang Knopf.
Jan Ochmann verweist auf Schutz des Eigentums bei Einbrüchen
Und gibt der Polizei noch ein Lob mit auf den Weg: „Wir waren mit der Bestreifung des Heele-Christ-Marktes sehr zufrieden“. Differenzierter betrachtet Jan Ochmann die Gesamtsituation. „Wir sind mit der Arbeit der Kontaktbeamten sehr zufrieden. Wissen aber auch, das es gerade im ländlichen Raum immer wieder Probleme, zum Beispiel beim Schutz des Eigentums bei Einbrüchen oder mit Vandalismus gibt, die gelöst werden müssen“, so der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saale-Wipper.
In Saale-Wipper sei es besonders wichtig, dass es gerade in den Abend- und Nachtstunden eine höhere Polizeipräsenz geben müsste. „Es ist für die Menschen total wichtig, das Gefühl zu haben, geschützt zu sein“, so Jan Ochmann. Dafür reiche es schon aus, einen Streifenwagen regelmäßig zu Gesicht zu bekommen.
Auch Jan Ochmann bricht eine Lanze für die Beamten. „Wir wissen, dass die Personaldecke ziemlich dünn ist und sich so Wünsche nach mehr Präsenz kaum erfüllen lassen“, erklärt der Bürgermeister. Der sich aber auch fragt: Muss die Polizei tatsächlich zu jedem Unfall mit Blechschaden ausrücken? Oder lässt sich die Schwerpunktarbeit der Beamten auch anders gewichten? (mz)