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Schleimfluss, Käferbefall, Rußrindenkrankheit Schleimfluss, Käferbefall, Rußrindenkrankheit: Der Auwald ist ziemlich krank

Von Susanne Schlaikier 01.12.2020, 07:56
Dieser Berg-Ahorn ist deutlich von der Rußrindenkrankheit gezeichnet. Praktikantin Katharina Matthes hat ganz schwarze Finger, nachdem sie die Rinde angefasst hat.
Dieser Berg-Ahorn ist deutlich von der Rußrindenkrankheit gezeichnet. Praktikantin Katharina Matthes hat ganz schwarze Finger, nachdem sie die Rinde angefasst hat. Engelbert Pülicher

Plötzkau - Falko Friedel greift zwischen die Rinde der Eiche und reibt wenig später eine Art Pulver zwischen seinen Fingern. „Bohrmehl“, sagt der Revierförster. Hier hat der Eichenkernkäfer schon ganze Arbeit geleistet. Die etwa 400 Jahre alte Eiche sieht nicht mehr gesund aus. Schon jetzt hat sie nur noch wenig Äste. „Sie wird bald sterben“, weiß Friedel.

So, wie dieser einst stattlichen Eiche geht es vielen Bäumen im Auwald bei Plötzkau. Und so leid es Falko Friedel auch tut - in den nächsten Wochen, voraussichtlich bis Weihnachten, werden noch zahlreiche Bäume gefällt werden müssen, die krank sind. Wie viele genau, kann Friedel nicht sagen. Das sei nötig, auch, um die noch gesunden Bäume zu schützen, betont Friedel und setzt auf das Verständnis der Bevölkerung.

Zu wenig Niederschläge in den letzten zwei Jahren

Denn nicht nur die Nadelwälder haben in jüngster Vergangenheit unter der extremen Trockenheit gelitten. Auch die Auwälder sind betroffen. Es sei schon das zweite Jahr anders als geplant, sagt der Revierförster.

Bereits im Sommer und Herbst 2019 habe er in Plötzkau verstärkt Schleimfluss und Käferbefall an den Laubbäumen festgestellt. Die von der Dürre geschwächten Bäume haben den Eindringlingen wenig entgegenzusetzen. Und die wiederum können sich ungehindert vermehren. Betroffen sind nahezu alle Baumarten. Die Eschen haben besonders unter dem Eschenbastkäfer zu leiden, auch das Eschentriebsterben ist auf dem Vormarsch - etwa 30 bis 40 Prozent der Eschen müssten weg, meint der Revierförster.

Die Ulmen werden vom Ulmensplintkäfer attackiert und dem Berg-Ahorn setzt die Rußrindenkrankheit zu. Verursacht wird sie von Pilzen. Die Rußrindenkrankheit ist selbst für den Laien leicht erkennbar - an den schwarzen Stellen an der Rinde.

„Die Dimension ist einfach zu groß“

Praktikantin Katharina Matthes fährt demonstrativ mit dem Finger über das Holz: Danach sind sie ganz schwarz - wie mit Ruß beschmiert eben. Und die Pilz-Sporen seien für Menschen sogar gefährlich, weiß Matthes. Betroffene Bäume sterben innerhalb eines oder mehrerer Jahre ab. Das heißt, auch in diesem Fall, dass die Bäume früher oder später entfernt werden müssen. Mit Chemie könne man an dieser Stelle nichts ausrichten, sagt Falko Friedel. „Die Dimension ist einfach zu groß.“

Außerdem sei das im Naturschutzgebiet ohnehin nicht erlaubt. Bleibt also nur das Fällen per Hand. In Plötzkau erledigen das routiniert zwei Waldarbeiter aus Polen.

Normalerweise gebe es Zehn-Jahres-Pläne, nach denen regelmäßig in den Wäldern gefällt wird. Wenn aber, wie im Auwald bei Plötzkau, ebenso wie auch in Nienburg, verstärkt Schädlingsbefall festgestellt wird, müsse zeitnah gehandelt werden, läutert der Revierförster.

Das habe auch etwas mit der Verkehrssicherungspflicht zu tun, denn morsche Äste drohen abzubrechen oder ganze Bäume umzukippen. Um Spaziergänger, die im Wald unterwegs sind, nicht zu gefährden, müssen diese also vorher entfernt werden.

Gefällte Bäume werden verkauft und zu Möbel verarbeitet

Indes werden aber auch nicht alle befallenen Bäume gefällt. Etwa 20 Prozent, die sogenannten Habitatbäume, bleiben stehen. In ihnen können sich Fledermäuse, Eichhörnchen und diverse Vögel niederlassen. Die gefällten Bäume selbst würden verkauft und etwa zu Möbeln verarbeitet. Das wiederum habe auch Vorteile, meint Friedel. Zum einen binde das Holz Kohlenstoff (CO2). Zum anderen müsse das Holz dann nicht von weither importiert werden. Obendrein sei es ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff - und damit allemal besser als Plastik beispielsweise, führt Friedel weiter aus.

Engelbert Pülicher

Waldarbeiter David Matusik hat diese Esche gefällt und zersägt sie nun in kleinere Teile.

Engelbert Pülicher

Waldarbeiter David Matusik hat diese Esche gefällt und zersägt sie nun in kleinere Teile.

Für die gefällten Bäume soll es zumindest zum Teil Ersatz geben. „Da, wo es sich anbietet, werden wir aufforsten“, kündigt der Revierförster an. Zum Teil seien schon Berg-Ahorn und Ulme gepflanzt worden. Darüber hinaus soll in einer alten Tongrube etwas abseits ein Stück neuer Wald entstehen. Dort würden auf einer Fläche von etwa fünf Hektar und auf schwierigem Untergrund derzeit 10.000 Schwarzpappeln gepflanzt, erläutert Falko Friedel.

Die eingangs erwähnte Eiche im Auwald soll übrigens nicht ganz verschwinden. Ein großer Stumpf wird laut Friedel als Naturdenkmal stehen bleiben. (mz)

Marek Szafraniec räumt das Holz aus dem Weg.
Marek Szafraniec räumt das Holz aus dem Weg.
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Waldarbeiter David Matusik hat diese Esche gefällt und zersägt sie nun in kleinere Teile.
Waldarbeiter David Matusik hat diese Esche gefällt und zersägt sie nun in kleinere Teile.
Engelbert Pülicher
Der Schleimfluss an der Schwarznuss ist deutlich zu erkennen.
Der Schleimfluss an der Schwarznuss ist deutlich zu erkennen.
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