"Salzlandbahn" Nasa GmbH will Bahnstrecken im Salzlandkreis ausbauen: Schneller von Bernburg über Calbe nach Magdeburg und über Könnern nach Halle

Bernburg - Wer von Bernburg nach Magdeburg will, kann sich ins Auto setzen, die A 14 nutzen - und sich nur allzu oft durch den Stau quälen. Der Zug ist staufrei, aber nicht wirklich eine Alternative, noch nicht. Knapp eine Stunde braucht die Regionalbahn von der Kreisstadt des Salzlandkreises in die Landeshauptstadt. Das soll sich ändern.
Das Land und die Deutsche Bahn haben am Mittwoch in Bernburg Pläne für den Ausbau der Strecke vorgestellt. Dazu zählt auch der Bau einer Verbindungskurve bei Calbe, eine Art Abkürzung. Bisher muss der Zug in Calbe die Fahrtrichtung wechseln, das kostet Minuten und wird künftig nicht mehr nötig sein. Die Fahrzeit soll sich auf rund 45 Minuten verringern.
660 Kilometer Schwund
Es gibt bedeutendere Bahnverbindungen im Land als die von Bernburg nach Magdeburg. Doch mit dem Bau der Kurve bei Calbe erweitert Sachsen-Anhalt zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung das regionale Schienennetz. Nach der Wende waren grenzüberschreitende Strecken im Harz und in der Altmark wieder eingerichtet worden. Doch dann wurde nur noch stillgelegt. 660 Kilometer Bahnlinien wurden in Sachsen-Anhalt seit 1994 gestrichen, so viel wie in keinem anderen Bundesland. Aus den Fahrplänen verschwanden Verbindungen wie Berga-Kelbra-Stolberg (Mansfeld-Südharz), Wittenberg-Bad Schmiedeberg (Kreis Wittenberg) und Merseburg-Schafstädt (Saalekreis).
Eine Trendwende stellt der Bau der Kurve Calbe allerdings nicht dar. Zwar fordern Verkehrsverbände seit dem vergangenen Jahr verstärkt die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Strecken. Doch das Land will entsprechenden Vorschlägen nur in zwei Fällen folgen: So soll die Linie Barby-Güterglück (Salzlandkreis/Anhalt-Bitterfeld) samt Elbebrücke reaktiviert werden, um den Knoten Magdeburg zu entlasten. In Naumburg will das Land eine innerstädtische Bahnverbindung verlängern, um unter anderem das Landratsamt des Burgenlandkreises und das Krankenhaus besser an den Nahverkehr anzuschließen.
Geplant ist zudem der Bau einer weiteren Gleiskurve bei Spergau (Saalekreis). Damit soll eine direkte S-Bahn-Verbindung zwischen Merseburg und Leipzig möglich werden. Das Projekt ist Teil des Braunkohleausstiegs. Der Bund hat zugesagt, die Baukosten zu übernehmen. Einen Fertigstellungstermin gibt es aber noch nicht.
In Calbe ist das anders. „Erklärtes Ziel ist die Inbetriebnahme der Kurve Calbe im Jahr 2028“, sagte Bahn-Manager Martin Walden am Mittwoch der MZ. Voraussetzung sei, dass die Planung und die Genehmigung reibungslos abliefen. Die Bahn ist über ihre Tochter DB Netz AG Eigentümerin der Strecke und damit für den Bau zuständig. Die Baukosten wollen sich nach Angaben der Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa das Land und die Bahn teilen; für die Planungskosten will weitgehend das Land aufkommen. Insgesamt rechnet die Bahn mit Kosten von knapp zehn Millionen Euro. Dazu zählt auch die Modernisierung mehrerer Bahnübergänge, damit die Züge dort schneller fahren können.
Züge sollen öfter fahren
Bei der Nasa firmiert der Ausbau der Verbindung unter dem Namen „Salzlandbahn“. Ist die Kurve bei Calbe erst einmal fertig, sollen die Züge nicht nur schneller, sondern auch öfter verkehren - von Bernburg nach Magdeburg sowie von Bernburg nach Halle jeweils im Stundentakt statt alle zwei Stunden. „Mit der Salzlandbahn gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt auf einem Weg zum landesweiten Stundentakt“, sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). Das Land rechnet mit einer deutlich stärkeren Nachfrage. Heute werden täglich 200 bis 300 Fahrgäste gezählt, Webels Haus geht künftig von einer Verdreifachung aus.
Der Bernburger Landrat Markus Bauer (SPD) erhofft sich einen Schub für den Salzlandkreis: Dieser werde als Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort profitieren. Mit dem Campus im Stadtteil Strenzfeld ist Bernburg ein Standort der Hochschule Anhalt. (mz)
