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Nach Flugzeugabsturz bei Könnern Nach Flugzeugabsturz bei Könnern: Zwischenbericht zur Ursache veröffentlicht

Von Frauke Holz 04.03.2016, 08:36
Seit der letzten Überprüfung hatte der Pilot das Flugzeug 14 Stunden geflogen - bis zu dem verheerenden Unfall am 10. September 2015.
Seit der letzten Überprüfung hatte der Pilot das Flugzeug 14 Stunden geflogen - bis zu dem verheerenden Unfall am 10. September 2015. Engelbert Pülicher

KIRCHEDLAU - Als der 53-jährige Pilot am Morgen des 10. Septembers 2015 auf dem niedersächsischen Flugplatz Wittmundhafen in sein einmotoriges Reiseflugzeug vom Typ Beechcraft 24 Sierra steigt, herrscht gutes Wetter. Und so hebt er um 7.46 Uhr ab. Sein Ziel: der rund 370 Kilometer Luftlinie entfernte Flugplatz Halle/Oppin. Doch diesen erreicht er nie. Nahe Könnern stürzt der Mann, der seit Juli 2006 im Besitz einer Fluglizenz war und 368 Stunden Flugerfahrung aufweisen konnte, zwischen der Autobahn 14 und der Landesstraße 144 bei Kirchedlau ab.

Ob technischer Defekt, gesundheitliche Probleme oder menschliches Versagen - die Unfallursache ist bis heute nicht geklärt. So gibt auch das kürzlich von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) veröffentliche Bulletin keinen eindeutigen Aufschluss.

Windkraftanlagen nicht zu sehen

Fest steht, dass zwar beim Abflug in Ostfriesland gutes Wetter herrschte, nicht so jedoch in der Zielregion, wo laut Wettervorhersage von Nebel die Rede war. Für die Bereiche Magdeburg und Halle/Oppin galt gar die Gafor-Einstufung „Mike 7“, was für „kritisch“ steht (siehe Beitrag „Wettervorhersage ist international“). Und so habe auch am Unfallort - in direkter Nähe zu Windrädern und Starkstromleitungen - die Sicht laut Polizei nur 200 bis 300 Meter betragen. „Dabei seien die oberen Propellerblätter der Windkraftanlagen nicht erkennbar gewesen“, heißt es in dem Zwischenbericht der BFU.

Am Zielflugplatz in Halle/Oppin habe die Sicht zum Unfallzeitpunkt ganze 100 Meter betragen, wie der Flugleiter angab. Von dort aus habe der 53-jährige Pilot zu zwei geschäftlichen Terminen aufbrechen wollen - zu einem in Merseburg und einem weiteren in Leipzig.

Doch offenbar war er bereits nahe Könnern in Schwierigkeiten geraten, wie die Radaraufzeichnungen des Flugsicherungsunternehmens vermuten lassen. Demnach leitete der Pilot gegen 9.29 Uhr kurz vor der A 14 zunächst eine Linkskurve in Richtung Osten ein, bevor er in einer Rechtskurve Kurs nach Norden nahm. Das Flugzeug befand sich dabei in unterschiedlichen Höhen - anfangs bei knapp 30,5 Metern bis gerade einmal neun Meter über dem Boden. Zuletzt ist eine Linkskurve um 9.31 Uhr zu erkennen. Danach enden die Radaraufzeichnungen.

Künftige Unfälle vermeiden

Wie die Polizei damals mitteilte, hatte der Pilot noch gegen 9.55 Uhr ein Notsignal abgesetzt; erst knapp eine halbe Stunde später, um 10.28 Uhr, hatte ein Anrufer das abgestürzte Flugzeug entdeckt und einen Notruf abgesetzt. Mit als erste vor Ort waren 21 Kameraden der freiwilligen Feuerwehren aus Könnern und Peißen. Das Bild, das sich ihnen bot, war verheerend: Auf dem Feld lagen ein komplett zerstörtes Flugzeug mit zwei schraubenförmig verdrehten Propellerblättern sowie zahlreiche verstreute Wrackteile.

Der sogenannte GAFOR (General Aviation Forecast) ist eine Flugwettervorhersage für die allgemeine Luftfahrt. Die Beschreibung erfolgt mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination und orientiert sich an dem Internationalen Buchstabieralphabet:

C - Charlie: clear (frei), Bodensicht mindestens zehn Kilometer

O - Oscar: open (offen), Bodensicht mindestens acht Kilometer

D - Delta: difficult (schwierig), Bodensicht mindestens fünf Kilometer

M - Mike: marginal (kritisch), Bodensicht mindestens anderthalb Kilometer

X - X-Ray: closed (geschlossen), Bodensicht weniger als anderthalb Kilometer

Trotz dieser detaillierten Schilderungen, unter anderem zu Unfallstelle und Flugverlauf, äußert sich die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in keiner Weise zur Absturzursache. „Analysen und Ursachen der Unfälle werden nach Abschluss der Untersuchung veröffentlicht“, heißt es. Bis dahin kann gut ein Jahr vergehen. Und selbst dann ist nicht gesagt, dass mehr zu den Umständen zu erfahren ist. Denn wie die BFU klarstellt, sei das alleinige Ziel der Untersuchung die Verhütung künftiger Unfälle und Störungen. „Die Untersuchung dient nicht der Feststellung des Verschuldens, der Haftung oder von Ansprüchen.“ (mz)

Die Wrackteile liegen weit verstreut auf einem Feld bei Kirchedlau, wo das Flugzeug abgestürzt ist.
Die Wrackteile liegen weit verstreut auf einem Feld bei Kirchedlau, wo das Flugzeug abgestürzt ist.
Polizei (Bearbeitung: BFU)