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Mit Treppensteiger kommt Marvin leichter in die obere Etage der Kita „Gänseblümchen“ in Alsleben

Hilfsmittel für Jungen mit Behinderung dank MZ-Verein „Wir helfen“ angeschafft

Von Susanne Schlaikier 16.11.2021, 16:00
Reha-Techniker David Leuschner (links) und Kita-Leiterin Sabine Herrmann begleiten Marvin die Treppe nach oben.
Reha-Techniker David Leuschner (links) und Kita-Leiterin Sabine Herrmann begleiten Marvin die Treppe nach oben. Foto: Engelbert pülicher

Alsleben/MZ - Marvin ist schon ein bisschen aufgeregt. So ganz geheuer ist ihm der Treppensteiger noch nicht. Stufe für Stufe geht es mit dem Gerät nach oben. Ein Gurt sorgt für einen sicheren Halt. Erst seit wenigen Tagen gibt es den Treppensteiger in der Kita „Gänseblümchen“ in Alsleben, der Marvin hilft, in die obere Etage zu gelangen und auch wieder nach unten. Denn der sechsjährige Nelbener kann die Stufen nicht allein laufen. Er ist seit seiner Geburt querschnittsgelähmt. Ansonsten aber ist Marvin ein ganz normaler Junge, der gern in die Kita geht und mit den anderen Kindern spielt.

Bisher haben ihn die Erzieher immer nach oben und unten getragen. Aber Marvin wiegt inzwischen 40 Kilogramm. „Nach dem Sommer haben wir gemerkt, dass wir ihn nicht mehr tragen können“, sagt Kita-Leiterin Sabine Herrmann. Daher hätten sie und die pädagogische Bereichsleiterin des Trägervereins nach einer Lösung gesucht - und seien auf die Idee gekommen, beim Verein „Wir helfen“ von der MZ um Hilfe zu bitten. Die Kita-Leiterin hat dann einen Brief geschrieben und ihr Anliegen geschildert - und nur wenig später die Zusage über eine Spende erhalten. Sie sei einfach nur glücklich und dankbar, sagt Sabine Herrmann.

Seit drei Jahren besucht Marvin die Kita in Alsleben. Lange habe seine Mama nach einer Einrichtung gesucht, die Marvin aufnimmt. In der Kita „Gänseblümchen“ des Vereins Rückenwind wurde er mit offenen Armen empfangen. Dabei ist das alte Gutshaus alles andere als barrierefrei. Dennoch hat Sabine Herrmann nicht gezögert, den Jungen aufzunehmen. Zumal es bereits zuvor zweimal Rollstuhlfahrer unter den Kindern gegeben hat. Anfangs habe Marvin kaum gesprochen. Auch mit dem Rollstuhl fremdelte er erst. Inzwischen aber sei er voll integriert, erzählt Sabine Herrmann. „Für die anderen Kinder spielt die Behinderung keine Rolle. Sie sind mit ihm aufgewachsen.“ Die Kita-Leiterin beschreibt den Sechsjährigen als „offen, witzig und aufgeschlossen“. Außerdem sei er an Technik interessiert und spreche sogar Englisch.

Der temporäre Treppensteiger, erläutert Reha-Techniker David Leuschner vom Sanitätshaus Klinz funktioniere ähnlich wie eine Sackkarre. Ursprünglich sei das Gerät in den USA auch unter anderem für den Transport von Möbeln entwickelt worden. Bis zu 130 Kilogramm können damit bewegt werden, erläutert der Fachmann. Die Bedienung sei relativ einfach. Nur die Akkus müssten regelmäßig aufgeladen werden, betont Leuschner.

Für Sabine Herrmann und ihr Erzieher-Team ist der Treppensteiger, der erstmal nur bis zu Marvins Einschulung im nächsten Jahr gemietet ist, schon jetzt eine große Erleichterung. Und Marvin wird sich sicher genauso daran gewöhnen wie einst an den Rollstuhl.