Messe "Daheimsein" Messe Daheimsein in Staßfurt Salzlandkreis: Unternehmen werben um Rückkehrer mit Fachwissen

Staßfurt/Bernburg - Im Grunde sei er von Sonntagnachmittag bis Freitagfrüh unterwegs, sagt er. Und das nur, wenn er innerhalb von Deutschland arbeite. Ist er international unterwegs, seien es auch gerne mal sechs Wochen am Stück, in denen Olaf Reichenbach seine Familie in Bernburg nicht sieht.
Der Schienenschleiftechniker habe keine Lust mehr auf ein Leben auf Montage und das ständigen Pendeln, abseits von Zuhause. Die Rückkehrermesse „Daheimsein“, die am Freitag im Sparkassenschiff in Staßfurt stattgefunden hat, soll Menschen wie ihn erreichen und Fachkräfte zurück in die Region holen.
Viele Menschen sind vor Jahren mangels Perspektiven weggezogen
„Wir sprechen Menschen an, die ihren Gefühlsanker in der Region haben“, sagt Anja Huth, Vorsitzende der Agentur für Arbeit Bernburg. Viele Fachkräfte seien wegen der ehemals schlechten wirtschaftlichen Lage aus der Region weggezogen. Die habe sich aber inzwischen geändert. „Auf Fachkräfteniveau sind die Löhne kaum noch zu unterscheiden“, sagt sie.
Und dort, wo es Unterschiede gibt, käme es auf die Rahmenbedingungen an. „Unter dem Strich lebe ich hier auch mit etwas weniger günstiger, als wenn ich anderswo zwar mehr verdiene, aber dreiviertel meines Gehalts in meine Miete stecke.“
Eine Firma, die sehr gerne mehr Mitarbeiter hätte, ist „Kälte-Klima-Langer“ aus Bernburg. Auf der Rückkehrermesse hätten sie mit der Suche aber nur schleppend Erfolg. „Bisher sind alle Interessenten zu überqualifiziert“, sagt Oliver Langer von der Geschäftsführung.
„Wir suchen händeringend nach Azubis, Fachkräften oder Leuten, die Interesse an Umschulungen haben”
Eigentlich suchen die Experten für Kälteanlagen nur Mechatroniker - diese allerdings umso mehr. „Wir suchen händeringend nach Azubis, Fachkräften oder auch Leuten, die Interesse an Umschulungen haben - nicht nur ausgebildete Kältetechniker“, sagt er.
Die Bauer der Kälteanlagen von privat bis Industrie würden hinter den Heizungsbauern oft in Vergessenheit geraten. Da sie als Meister selbst zur Arbeit rausfahren müssten, bliebe aber nur wenig Zeit für Außenwerbung. Auf Messen, wie hier in Staßfurt, hoffe das kleine Unternehmen den Berufszweig und die Arbeitsmöglichkeiten bekannter zu machen - auch in Richtung anderer Firmen.
„Mundpropaganda ist wichtig im Handwerk“, so Langer. Er hoffe darauf, dass sich die Aussteller auch gegenseitig in Zeiten des Fachkräftemangels unter die Arme greifen und die Interessenten gegenseitig vermitteln.
Arbeitsagenturchefin Huth: Wir setzen auf intensive Beratungsgespräche statt auf das Massengeschäft
Bereits zum dritten Mal findet die Rückkehrermesse statt. Neben Staßfurt gibt es sie auch an anderen Orten in Sachsen-Anhalt, wie zum Beispiel Dessau, Wittenberg, Köthen, Stendal oder Halle. Der 27. Dezember, als Tag nach den Weihnachtsfeiertagen, ist als Veranstaltungstag nicht zufällig gewählt.
„Unsere Zielgruppe, wie eben Pendler, verbringt die Weihnachtszeit bei ihren Familien in der Region und hat Zeit sich zu informieren“, so Arbeitsagenturchefin Huth. Von den knapp 30 Ausstellern seien vom Handwerk bis zu den Pflegeberufen viele vertreten.
„Mittlerweile haben wir Fachkräftemangel in allen Bereichen“, sagt sie. Die Rückkehrermesse sei mit durchschnittlich etwa 200 Besuchern bewusst „kein Massengeschäft“. Stattdessen würden die Firmen auf intensive Beratungsgespräche setzen.
Sylvi Henneberg schaut sich nach Jobs in der Immobilienbranche um
Intensive Beratung, nicht nur für sich selbst, hat sich auch Sylvi Henneberg eingeholt. Die Ascherslebenerin bezeichnet sich selbst als „Daheimgebliebene“, die zwar nie aus der Region weggezogen ist, aber trotzdem einen anderen Job sucht.
„Berufliche Umorientierung ist ein großer Punkt für mich“, sagt sie. Sie würde gerne wieder zurück in ihr Studienfach, die Immobilienbranche und schaue sich deswegen auf der Messe nach möglichen Firmen um.
Doch nicht nur für sie: „Ich schaue mich auch für meinen Mann um, der leider nicht kommen konnte“, sagt sie. Auch in ihrem Bekanntenkreis seien „Berufsrückkehrer“ ein Thema. So habe sie eine befreundete Zahnarzthelferin aus Bremen, die gerne wieder in ihre Heimat nach Aschersleben zurückwolle. Auch für sie habe Sylvi Henneberg schon Infomaterial eingesteckt. „Mich würde es natürlich auch freuen, wenn sie wieder heimkommt.“ (mz)
