Freizeit Kleine Ostern: Zellewitz erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Mehr als 3.000 Besucher kommen zum Fest auf den Naturhof. Weshalb Osterkörbchen auch ohne Schokohasen gut ankamen.

Zellewitz/MZ - Keine 100, aber immerhin drei Jahre lang dauerte der durch die Corona-Pandemie bedingte Dornröschenschlaf des kleinen Ortes Zellewitz. Am Sonntag wurde das verschlafene Dorf im südlichen Zipfel des Salzlandkreises wieder wachgeküsst. Das traditionelle Volksfest „Kleine Ostern“ lockte die Menschen nicht nur aus der Region in Scharen auf den Naturhof. Die komplette Dorfstraße war zugeparkt. Viele der etwa 3.000 Besucher mussten nach der Parkplatzsuche noch eine Wanderung von einem knappen Kilometer einlegen.
„Der große Aufwand, den die 25 Frauen und Männer betrieben haben, davon 15 ehrenamtlich, hat sich ausgezahlt. Erst kurz vor Schluss haben sich die Reihen etwas gelichtet. Da konnte man dann wieder die Pflastersteine auf dem Naturhof sehen“, erklärte Veranstaltungschef Frank Larisch, der zum 16. Mal dieses Volksfest auf die Beine stellte. Und dabei neben seinem Mitarbeiterstab zwei gute Partner an der Seite hatte - Wettergott Petrus, der seine Schleusen geschlossen hielt, und das treue Stammpublikum.
„Ich fahre jedes Jahr nach Zellewitz“
Zu dem gehört auch Annekatrin Lemke, die mit ihren Töchtern Ella und Jule diesen Tag in vollen Zügen genoss. „Ich fahre jedes Jahr nach Zellewitz und freue mich sehr, dass dieses Fest nach der Zwangspause wieder stattfinden konnte“, erzählte die Baalbergerin, während ihre beiden Töchter in der Bastelecke Ostereier bemalten und mit Glitzerstaub versahen.
Dem Bernburger Marek Schulze gefiel auf dem Naturhof besonders, dass an bereits fast ausgestorbenes Handwerk erinnert wurde. Sein sechsjähriger Sohn Karl bearbeitete unter Anleitung von Steffen Krug in der eingerichteten Schmiede mit großer Begeisterung ein Hufeisen. Die Bernburgerin Caroline Buttstädt kehrte an diesem Sonntag für ein paar Stunden in ihre Kindheit zurück. „Es war zauberhaft. Ich habe dieses Fest zuletzt als Grundschülerin besucht. Ich finde es einfach toll, wie viel Mühe sich die Veranstalter gegeben haben“, berichtete die Bernburgerin, die mit ihrem Sohn Malte wie alle anderen Gäste am Eingangstor vom „Osterhasen“ Mario Richter empfangen worden sind.

Doch in den zu Pflanztöpfen aus recycelter Pappe umgewandelten Osterkörbchen befanden sich keine Schokoeier oder -hasen, sondern ein kleiner kreativer Holzgegenstand mit einem Ostermotiv sowie in Erde gepackte Samen für eine zehn Quadratmeter große Blühwiese. Auch ohne Süßigkeiten waren die Körbchen heiß begehrt.
„Jedes Kind wollte unbedingt den gefährdeten Insekten helfen und nahm die kleinen Pflanztöpfe mit nach Hause. Wir mussten wegen des unerwartet großen Andrangs sogar 200 Osterkörbchen nachordern“, erzählte Frank Larisch. Außerdem gingen 200 Vogel- und Insektenhäuschen aus mit verbrauchtem Frittenöl behandelten Altholz über den Ladentisch. So trug das Fest auch zur Nachhaltigkeit für die Umwelt bei.
Heiß begehrte „Bummi“-Hefte
Besonders gut kam bei den Gästen auch der neue Bücherboden an, der in mühevoller Arbeit durch den Umbau des ehemaligen alten Möbellagers entstand. Besonders die Kuschelecke war ständig besetzt. In dem mehr als 5.000 Bücher umfassenden Verkaufs-Inventar fühlte sich eine Reisegruppe aus Schwerin besonders wohl und erwarb „Bummi“-Hefte. „Die Mecklenburger, die auf DDR-Literatur aus waren, haben fast den ganzen Tag dort verbracht. Weil die Zeit nicht ausreichte, werden wir in naher Zukunft einen Besuchstermin vereinbaren“, so Frank Larisch.
Der Naturhof wird so schnell nicht wieder in einen „Dornröschenschlaf“ verfallen.