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Kinderbetreuung in der Corona-Krise Kinderbetreuung in der Corona-Krise: Aus der Not wird eine Tugend gemacht

Von Susanne Schlaikier 10.04.2020, 11:56
Obwohl sich die Kinder vorher nicht kannten und unterschiedlich alt sind, verstehen sie sich gut und spielen miteinander.
Obwohl sich die Kinder vorher nicht kannten und unterschiedlich alt sind, verstehen sie sich gut und spielen miteinander. Peggy Rausch

Alsleben - Diese Ferien hatte sich Moritz sicher auch ein bisschen anders vorgestellt. Zumindest aber hätte der Achtjährige vermutlich nicht gedacht, dass er einen Teil davon mit anderen Kindern in der Tagespflege des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Alsleben verbringt. „Mir gefällt es hier“, sagt der Erstklässler. Manchmal macht er Aufgaben für die Schule. Am liebsten jedoch spielt er Basketball oder Fußball.

Zusammen mit drei anderen Jungen ist Moritz an diesem Tag in der Tagespflege des ASB in Alsleben, die seit der Schließung der Kitas und Schulen im Land in eine Kinderbetreuung „umgewandelt“ wurde. „Wir sind keine Kita“, betonen Kai Mehliß, Vorstandsvorsitzender des ASB-Regionalverbandes Bernburg, und Börries Hochfeldt, Geschäftsführer des ASB. Es sei lediglich ein Betreuungsangebot für die Mitarbeiter.

Tagespflege wurde ganz geschlossen

Für viele Mitarbeiter habe es keine Notbetreuungsmöglichkeit gegeben, sagt die Pflegedienstleiterin der Tagespflege in Alsleben Peggy Rausch. „Die Mitarbeiter hätten uns dann in der Pflege gefehlt“, sagt sie. Daher habe man kurzerhand einen Teil der Tagespflege für die Kinderbetreuung zur Verfügung gestellt.

Schon seit Beginn der Corona-Krise kamen weniger Gäste in die Tagespflege. Seit vergangenem Montag - als die Bestimmungen noch einmal verschärft wurden - ist die Tagespflege sogar ganz geschlossen. Innerhalb kürzester Zeit hat Kai Mehliß dann ein paar Spielsachen für die Kinder zwischen drei und zwölf Jahren besorgt, darunter Gesellschaftsspiele oder ein paar Barbies.

„Die Kinder bringen aber auch selber Spiele von zu Hause mit“, erzählt Peggy Rausch, die gelernte Kinderkrankenschwester ist und somit auch ein Händchen für die Jüngsten hat.

Sich beschäftigen und Aufgaben für die Schule erledigen

Es gibt nun zwar keine Beschäftigung wie es in Kindergarten oder Schule üblich ist. Aber die Mädchen und Jungen können spielen und malen, die größeren Kinder erledigen die Aufgaben, die sie für die Schule machen müssen oder lesen.

Man habe auch schon zusammen Pizza gebacken und ein „Indoor-Sportfest“ veranstaltet. Denn der ASB verfügt sogar über eine eigene Kegel-Anlage im Haus, die von den Kindern genutzt werden kann. Die tägliche Verpflegung übernimmt derweil die ASB-Küche. „Die Mitarbeiter gehen auch auf die Wünsche der Kinder ein“, sagt Peggy Rausch.

„Die kleineren und größeren Kinder helfen sich gegenseitig“

Insgesamt betrifft es 13 Mädchen und Jungen, deren Mütter beim ASB in Alsleben und Bernburg beschäftigt sind, die je nach Bedarf in der Tagespflege beaufsichtigt werden, während ihre Mütter arbeiten. Das Angebot gilt in der Regel zwischen 6.30 und 16 Uhr, wird aber je nach Arbeitszeit auch angepasst, erklärt Börries Hochfeldt.

Doch so gemischt die Gruppe ist, so gut funktioniert die improvisierte Betreuung. Sie hätten sich gut zusammen gefunden, erzählt Peggy Rausch. Es gebe kaum Reibereien. „Die kleineren und größeren Kinder helfen sich gegenseitig.“

Selbst der Jüngste, der dreijährige Ben, fühlt sich wohl inmitten des für ihn ungewohnten Umfeldes. Er mache sogar seinen Mittagsschlaf, während die anderen um ihn herum spielen, berichtet Peggy Rausch mit einem Schmunzeln. So schön aber die Abwechslung ist, so sehr wünschen sich doch alle Beteiligten, dass die improvisierte Kinderbetreuung bald nicht mehr nötig ist und alles wieder in gewohnten Bahnen verläuft. (mz)