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"Die Leute sparen sich das Geld" Immer mehr Bauschutt und andere Abfälle landet im Salzlandkreis in der Natur: Bisher 275 Meldungen 2019

Von Franz Ruch 23.08.2019, 09:56
Michael Warthemann sammelt den Müll aus seinem Jagdrevier.
Michael Warthemann sammelt den Müll aus seinem Jagdrevier. Pülicher

Poley - Farbeimer, Gipskarton und diesmal sogar ein Türrahmen: entsorgt, nicht etwa bei einer Annahmestellen, sondern direkt neben einem Feldweg zwischen Poley und Weddegast. Illegale Müllablagerung ist im Salzlandkreis ein Dauerproblem. Die Verfolgung der Umweltsünder gestaltet sich jedoch schwierig.

Inzwischen ist der Müll beseitigt worden. Nicht etwa vom Verursacher, sondern von Michael Warthemann. Der Jäger und Pächter des Waldgebiets Weddegast und Poley wurde von Spaziergängern auf den herumliegenden Müll aufmerksam gemacht.

Michael Warthemann beseitigt regelmäßig Müll in seinem Jagdrevier

Beim Fachdienst Natur und Umwelt der Stadt Bernburg hat er sich die Erlaubnis eingeholt, die illegal abgelagerten Baureste bei einer Umladestation in Latdorf gebührenfrei zu entsorgen. „Normalerweise übernimmt das der Kreisumweltdienst“, erklärt er. Dieser habe aber derart viel zu tun, dass sich inzwischen etliche Jäger auf die Fahne geschrieben haben, der illegalen Müllabladungen Herr zu werden.

Der dazu nötige Aufwand wird immer höher. Hoffnung auf Besserung hat der Jäger nicht: „Man kann nur appellieren, aber die, die es machen, tun es sowieso.“ Auf Nachfrage bei der Kreisverwaltung präsentiert sich ein ähnliches Stimmungsbild.

2015 gab es 142 Hinweise auf illegalen Müll, 2018 bereits 449, im Jahr 2019 gingen bisher 275 Meldungen ein

„Das Thema illegale Müllentsorgung beschäftigt uns im Salzlandkreis seit Jahren leider permanent und das mit zunehmender Tendenz“, sagt Marianne Bothe von der Kreisverwaltung. Die Zahl der Meldungen von Bürgern über illegale Entsorgungen an den Fachdienst steigt seit Jahren.

Waren es 2015 noch 142 Hinweise, stieg der Wert 2018 auf 449 - mehr als dreimal so viel. Im Jahr 2019 gingen bis jetzt schon 275 Meldungen ein. Territoriale Schwerpunkte ließen sich jedoch nicht ausmachen. Überall an gut ausgebauten Feldwegen, in Waldstücken, auf Brachflächen oder in landwirtschaftlichen Siloanlagen werde illegal Müll entsorgt.

„Die Kosten liegen im sechsstelligen Bereich“, so Marianne Bothe. Die Ausgaben für die Beseitigung der illegal abgeladenen Reste werden vollständig umgelegt - jeder Gebührenzahler muss sie mittragen.

Welche Gründe jemand hat, seine Abfälle in freier Flur zu entsorgen, ist reine Spekulation. Für Jäger Warthemann liegt die Vermutung nahe: „Bauschutt zu entsorgen kostet. Das Geld wollen sich die Leute sparen.“ 

„Bauschutt zu entsorgen kostet, das Geld wollen sich die Leute sparen“

In der Tat kostet die Entsorgung von Baumischabfällen beim Kreiswirtschaftsbetrieb 95 Euro pro Tonne. Die steigende Tendenz bei der illegalen Müllentsorgung ist damit aber nicht zu erklären: Die Abfallentsorgungsgebühren sind seit zehn Jahren stabil geblieben.

Die Verfolgung der Umweltsünder gestaltet sich problematisch. Laut Auskunft der Kreisverwaltung gibt es vor allem zwei Probleme: Zu finden, wer der Schuldige ist, und dies auch noch zu beweisen. „Eine Adresse im Müllberg im Wald zu finden reicht nicht aus für ein Bußgeld“, erklärt Marianne Bothe.

In der Regel brauche es Zeugen, welche die Tat beobachten und zusätzlich eine Zeugenaussage bei der Polizei machen. Die dafür notwendige Zivilcourage werde oft nicht aufgebracht, auch aus Angst vor persönlicher Schädigung. (mz)