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Latdorf bei Nienburg Latdorf bei Nienburg: Wer schmeißt Kühlschränke in die Natur?

Von Detlef Valtink 02.06.2016, 16:14
Der Landkreis brauchte zwei Anläufe, um die Mengen illegalen Mülls bei Latdorf entsorgen zu können.
Der Landkreis brauchte zwei Anläufe, um die Mengen illegalen Mülls bei Latdorf entsorgen zu können. Engelbert Pülicher

Latdorf - So etwas hat Michael Warthemann auch noch nicht erlebt! Mitten in der Feldflur östlich von Latdorf und direkt in einem Grünstreifen neben einem neolithischen Steingrab haben Unbekannte mehrere Kühlschränke, Fernseher, alte Teppiche und Koffer, Reifen und jede Menge anderen Hausmüll illegal entsorgt. Und damit bewusst in Kauf genommen, dass nicht nur die Landschaft verschandelt wird, sondern auch die Gefahr besteht, dass Wildtiere sich ernsthaft verletzten und an in weiterer Folge verenden können.

„Was sind das nur für gewissenlose Mitbürger, die ihren Müll der Landschaft überantworten?“, fragt sich der Vorsitzende der Jägerschaft Bernburg. Und zieht für sich den Schluss: Besucher, die sich die „Steinerne Hütte“ ansehen wollen, müssen denken, dass die Region gut mit Umweltfrevlern „gesegnet“ ist. Gerade die Windschutzstreifen sind ein enorm wichtiger ökologischer Bestandteil in einer intensiv bewirtschaften Agrarlandschaft. Sie sind Lebensraum für eine Vielzahl an Pflanzen und vernetzen häufig verschiedene naturnahe und natürliche Biotope miteinander.

Wenn auch nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennbar, ist die Heckenkultur ein Lebensraum für viele Tiere - von Amphibien, über Reptilien und Vögel bis hin zu den Kleinsäugern.

Jeder Eingriff kann fatale Folgen nach sich ziehen. So ist für Wildtiere tödlich, wenn auslaufende Säuren aus Autobatterien aufgeleckt werden. Für Füchse, Igel oder Mäuse sind offene Lebensmittel- und Getränkedosen ein Anziehungspunkt und verleiten sie dazu, ihre Schnauzen in den Abfall hineinzustecken. Die Folge kann der Erstickungstod sein, wenn es ihnen nicht gelingt, sich selbst zu befreien.

Und auch deshalb ist es für die Jägerschaft selbstverständlich, regelmäßig mit Eimer und Abfallsack ausgerüstet, solchen Müll aufzusammeln und die Natur von Unrat freizuhalten. „Unser ehrenamtliches Engagement wird mit den Füßen getreten“, ärgert sich Michael Warthemann über die jüngsten Funde, die sofort bei der Umweltinspektion des Landkreises zur Anzeige gebracht wurden. Die Mitarbeiter haben darauf vor Ort die illegalen Ablagerungen in Augenschein genommen und die Entsorgung über den Kreiswirtschaftsbetrieb vorangetrieben.

Allein in der Region Bernburg musste der Landkreis im Jahr 2014 rund 174 Tonnen und im Jahr 2015 rund 211 Tonnen illegalen Müll entsorgen. Das kostete den Gebührenzahler 2014 rund 145.000 Euro und ein Jahr später rund 170.000 Euro. (mz)