Ilberstedt Ilberstedt: Motorrad-Bauer HWC zieht um

Ilberstedt/Bernburg - Die Tage des einzigen Fahrzeugherstellers in Sachsen-Anhalt in Ilberstedt sind gezählt. Henryk Willms zieht mit der Firma HWC (Henryk Willms Cycles), die seit 1996 ihren Sitz auf dem einstigen LPG-Gelände hat, um. Ab Ende des Jahres soll an der Claude-Breda-Straße eine Stahlbauhalle im Bernburger Gewerbegebiet West I neue Produktionsstätte sein. Nachbarn werden große Betriebe wie Almeco, Coil und die Greenline-Tankstelle sein.
Seit längerer Zeit hatte sich Willms mit dem Thema Umzug in größere Räumlichkeiten beschäftigt. Seit eineinhalb Jahren wurde dann nach Finanzierungen, Gelände und Auftragnehmern gesucht. Nun passt alles. Bis spätestens Dezember soll die Halle mit einer Grundfläche von 25 mal 10 Metern stehen.
Zwei Flächen werden dann zur Verfügung stehen. Auf einer werden Motorräder gebaut und umgebaut, auf der zweiten ist Platz für Reparaturen von Bikes und im kleineren Umfang auch für Autos. Neue Maschinen werden ebenfalls angeschafft, aber die aus der jetzigen Werkstatt kommen auf alle Fälle mit, so Wills.
Der Grund, warum Willms die Stätte, an der er sich einen Namen in der Szene der Motorradfahrer und der Custombikes gemacht hat, verlässt, ist das derzeit boomende Geschäft. Custom kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie maßgeschneidert, individuell gefertigt. Und eben das sind die Custombikes - Motorräder, die auf Kundenwunsch gebaut oder den Wünschen der Kunden angepasst werden. Willms hat sich darauf spezialisiert und bekommt bundesweit Aufträge für ganze Bikes, für Umbauten oder für das Anfertigen von Teilen. Jedes Fahrzeug ist ein Einzelstück. Die haben ihren Preis. Ab 38 000 Euro aufwärts kostet ein komplett bei HWC geplantes, konstruiertes und gebautes Motorrad. „Ich finde, ein Produkt muss einen fairen Preis haben. Es ist Luxus, was ich herstelle. Aber es muss nicht überteuert angeboten werden. Fair eben“, so Willms. 38 000 Euro, so Willms, seien kein Pappenstil, aber dennoch korrekt.
Alle Teile sind selbst hergestellt oder von namhaften Firmen, und die Zeit, die eine Einzelanfertigung beansprucht, dürfe man auch nicht vergessen. 18 Stück haben in den Jahren die Werkstatt verlassen. Die letzten mit eigener Schlüsselnummer 1321, die die Firma damit zu einem durch das Kraftfahrtbundesamt anerkannten Fahrzeughersteller machen und damit den Eintrag unter dem Markennamen HWC in den Fahrzeugbrief ermöglichen.
Die Konstruktion ist von Willms entwickelt worden. Markenzeichen ist der Rahmen. Der nämlich ist minimalistisch. Das Down Tube - das Unterrohr, das üblicherweise unterhalb des Tanks zum Rahmen läuft, auf dem der Motor liegt, fehlt. Es macht die Maschinen einzigartig. Durch das fehlende Rohr hat der Typ des Bikes auch seinen Namen: Zero Down Tube Machine.
Die Nachfrage danach steigt, sagt Willms. Anfangs habe er alle drei Jahre einen Auftrag für so ein Motorrad bekommen. Im vergangenen Jahr war es einer, in diesem zwei. Doch hierfür, sagt Willms, brauche er pro Stück bis zu einem halben Jahr. Denn er könne nicht jeden Tag daran arbeiten. „Das Tagesgeschäft sind Umbauten, Reparaturen, Durchsichten“, sagt Willms, der dem Ende in Ilberstedt auch ein wenig wehmütig entgegenblickt.
Derzeit hat Willms noch jemanden als Unterstützung in die Firma geholt, um alles gut abarbeiten zu können.
(mz)