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Hecklingen Hecklingen: Azubis werden trotz guter Leistungen nicht übernommen

Von Marko Jeschor 30.05.2017, 16:06
Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH)
Hecklingens Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH) Gehrmann

Hecklingen - Das vorläufige Arbeitszeugnis von Diana Bilsing kann sich durchaus sehen lassen: Sie habe von Anfang an ihre Berufsausbildung mit starkem Engagement und großem Interesse betrieben und ein hohes Maß an Initiative, Fleiß und Eifer gezeigt. Laut dem Schreiben ist die Stadtverwaltung von Hecklingen ziemlich zufrieden mit der 31-Jährigen aus Alsleben. Dennoch werden Bilsing und auch der Auszubildende Maximilian Müller aus Aschersleben, der eine ähnliche Bewertung erhielt, wohl keine Zukunft in der Verwaltung von Hecklingen haben.

Bereits im Februar teilte ihnen die Rathausspitze mit, sie nach der Ausbildung nicht zu übernehmen - trotz der Vorgabe des Tarifvertrags, nach der in der Regel zumindest eine auf ein Jahr befristete Übernahme erfolgen soll (siehe „Drei-Jahresvertrag in Aschersleben“), trotz ihrer offenbar guten Leistung und trotz der Ergebnisse der Organisations- und Strukturuntersuchung, nach der Hecklingen theoretisch Personalbedarf hat.

Monatelang wollten Bilsing und Müller deshalb wissen, warum ihnen der Stuhl vor die Tür zum Ausbildungsende Ende Juni gesetzt wird. Bislang erhielten die beiden nach eigenen Angaben aber keine Antwort, insbesondere nicht von Bürgermeister Uwe Epperlein (WGH). In der vergangenen Woche kam lediglich die Einladung zu einem Gespräch Mitte Juni von Hauptamtsleiterin Nancy Funke.

Die beiden Auszubildenden fühlen sich deshalb ihrem Arbeitgeber nicht mehr loyal verbunden und erheben schwere Vorwürfe gegen ihn: Die Ausbildung sei im Vergleich zu anderen Kommunen katastrophal, sagte Müller der MZ. „Es ist viel versprochen, aber nur wenig eingehalten worden.“ Und: „Es ist schon ziemlich frech, wie man mit uns umgeht.“ Bilsing ergänzt: „Wir haben uns den Hintern aufgerissen, obwohl wir schnell gemerkt haben, dass vieles nicht geht.“ Beide begannen vor fast drei Jahren ihre Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten in Hecklingen, wobei die Kosten für Bilsing als ehemalige Soldatin von der Bundeswehr komplett getragen werden. In dieser Zeit habe insbesondere Bilsing etwa neun Monate lang auf dem gleichen Stuhl gesessen.

Das Vorgehen der beiden Auszubildenden kommt in einer heiklen Phase. Seit Monaten wird hinter den Kulissen um den Umgang mit den Ergebnissen der Organisations- und Strukturanalyse gerungen. Nach der Untersuchung schlug Epperlein vor, die Stadtverwaltung umzustricken. Statt drei sollten künftig vier Fachbereiche geschaffen werden. Soweit, so unproblematisch. Damit verbunden waren allerdings neben Stellenneubewertungen auch externe Ausschreibungen zweier neuer Stellen - für das Gebäudemanagement und im Bereich Ordnung und Sicherheit.

Die entsprechenden Beschlussvorlagen wurden Ende Februar im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses aber abgelehnt. Die Vorbehalte waren offenkundig groß. Seitdem ist nicht mehr viel passiert. Eine von Epperlein angekündigte neue Arbeitsberatung zu seinen Plänen fand bisher jedenfalls nicht statt.

Dass es in Hecklingen aber nach dem Krach um die Schulsanierung wieder einmal brodelt, wurde an anderer Stelle deutlich. Vor wenigen Wochen stellte Stadtrat Roger Stöcker (SPD) eine Anfrage im öffentlichen Teil der Stadtratssitzung, deren Bedeutung erst jetzt richtig klar wird: Stöcker wollte unter anderem wissen, wie die derzeitige Altersstruktur in der Verwaltung aussieht, wer künftig ausscheiden wird und wie in der Vergangenheit und aktuell mit Auszubildenden verfahren wurde und wird.

Auf MZ-Anfrage sagte Stöcker dazu, er sei nicht nur Stadtrat in Hecklingen, sondern auch Kreisvorsitzender einer Partei, „die sich für gerechte Behandlung von Arbeitnehmern einsetzt“. Die Kündigung der Lehrlinge sei jedoch nur ein Puzzleteil gewesen. Vielmehr sollte die Anfrage klären, wie die langfristige Personalstrategie der Verwaltung aussieht. „Wenn wir uns heute keine Gedanken über die Personalentwicklung machen, werden wir morgen und übermorgen keine Arbeitskräfte mehr haben.“

Auf die Antworten wartet Stöcker noch immer - und das obwohl Epperlein im Stadtrat selbst erklärte, die Antworten dazu seien auch für ihn als Bürgermeister von Interesse. Auf MZ-Anfrage wollte sich Epperlein am Montag weder zum Umgang mit den Auszubildenden noch zum Fragenkatalog von Stöcker äußern. (mz)