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Hobby Hanno Engel aus Cörmigk ist vom Fliegen fasziniert

Wie der 62-Jährige von seinem Opa Walter Bönig inspiriert wurde und einen Flugplatz in der Nähe seines Hauses errichtet hat.

Von Carsten Roloff 02.09.2021, 10:00
Zwischen Himmel und Erde fühlt sich Hanno Engel sehr wohl.
Zwischen Himmel und Erde fühlt sich Hanno Engel sehr wohl. Foto: Engel

Cörmigk/MZ - Wie ein Vogel durch die Lüfte schweben. Dieses Ziel beschäftigt die Menschheit schon seit Tausenden von Jahren. Die Ikarus-Sage ist ein Beleg dafür. Als erster Deutscher hat sich Otto Lilienthal den Traum vom Fliegen erfüllt. Der deutsche Flugpionier, der am 10. August 1896 an den Folgen eines Absturzes bei Stölln (in der Nähe von Rathenow) starb, kam mit seinem selbst konstruierten Flugapparat immerhin schon auf über 250 Meter und legte mit seiner Arbeit die Grundlage für die rasante Entwicklung des Flugzeugbaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Opa lieferte die ersten scharfen gestochenen Luftbilder aus Halle und Umgebung

Die Fliegerei hat auch Hanno Engel schon immer fasziniert, wobei er jedoch auch familiär vorbelastet war. „Mein Opa Walter Bönig führte von 1928 bis 1934 das erste lizenzierte Luftbildunternehmen Mitteldeutschlands mit Sitz in Halle. Er lieferte die ersten scharfen gestochenen Luftbilder aus Halle und Umgebung, von denen sich ein Großteil im Stadtarchiv der Saalestadt befindet“, erzählt der 62-jährige Cörmigker, der gemeinsam mit Steffen Wendt das Buch „Walter Bönig. Zwischen den Welten“ herausgegeben hat. Dort wird die Geschichte des mitteldeutschen Luftpioniers erzählt, auf dessen Spuren Hanno Engel wandert.

Der Cörmigker absolvierte 1994 im Allgäu erfolgreich einen Grundlehrgang für das Gleitschirmfliegen. Seit 2002 hat der Ingenieur für Feinwerktechnik, der seit 30 Jahren als Versicherungsmakler und Finanzdienstleister tätig ist, außerdem den Motorschirm-Schein in der Tasche und hatte dabei einen sehr kompetenten Ausbilder an der Hand.

Stadt Könnern zeigte sich sehr kooperativ

„Gunar Barthel ist ein ehemaliger Weltmeister“, so Hanno Engel, der seine Start- und Landebahn gemeinsam mit Thomas, dem Ehemann seiner Nichte Anica, vor der eigenen Haustür hat. Doch der Finanzdienstleister wollte den „Flughafen“ – ein Stück Wiese in privaten Besitz – der breiteren Öffentlichkeit zugängig machen. Und hatte mit diesem Anliegen Erfolg.

„Alle Hürden sind überwunden. Alle Instanzen haben zugestimmt. Ich freue mich besonders, dass die Stadt Könnern sehr kooperativ war“, so Hanno Engel, der mit seinem Anliegen nicht nur bei Bürgermeister Mario Braumann eine offene Tür einrannte. „Der Bauausschuss hat dieses Projekt bewilligt. Jede neue kreative Idee ist hinsichtlich der Werbung für unsere Region willkommen“, so der Bürgermeister. Schließlich handelt es sich um eine Premiere, denn es ist der erste offizielle Start- und Landeplatz für Motorschirm-Fußstarter und leichte Motorschirm-Tricks in Sachsen-Anhalt.

Zwischenstopp für Piloten der Ultra-Leichtflugzeuge

Piloten der Ultra-Leichtflugzeuge können auf ihrer Deutschland-Tour nun unproblematisch eine Zwischenlandung einlegen. Cörmigk könnte außerdem als Ausgangspunkt für Gäste aus Halle attraktiv werden. Die Wiese vor dem Haus von Hanno Engel besitzt den geforderten Durchmesser von 100 Metern sowie die geforderte Sicherheitszone von 15 Metern um dieses Gebiet herum. Auch die Erfüllung weiterer Sicherheitsauflagen stellt kein Problem dar. Ab- und Anflugsektor sind wie Feuerlöscher und die Utensilien für die Erste Hilfe vorhanden. Den Grundstein für den „Flugplatz“ hat 1949 übrigens Walter Bönig gelegt.

Hanno Engel hat mit seinem 54 PS starken Einzylinder-Zweitakter bereits 435 Flüge absolviert. Der Tank von 28 Litern reicht für drei Flugstunden. Eine Tour unter den Wolken in knapp 1500 Meter Höhe nach Ballenstedt und zurück mit seiner Frau Angela (60) als Co-Pilotin ist immer drin, wenn das Wetter mitspielt. „Das letzte Wort über einen Start hat die Natur. Es muss fast Windstille herrschen. Bei Gewitter, Starkregen oder der Gefahr von aufbrausenden Winden wird am Boden geblieben, um kein unnötiges Risiko einzugehen“, erklärt der erfahrene Flieger, der weiß, wovon er spricht.