Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Der beschauliche Weg

Aschersleben - Es ist mittlerweile Gewohnheit geworden. Wenn Clemens Grafenhorst sich vorstellt, „werde ich schon häufig angesprochen“, sagt der 20-Jährige. Und zwar auf seinen Namen. Denn dieser bringt einem unweigerlich Yves Grafenhorst ins Gedächtnis, seit über zehn Jahren Leistungsträger beim SC Magdeburg in der Handball-Bundesliga. „Es kommen dann die üblichen Fragen“, meint Clemens Grafenhorst. „Hauptsächlich natürlich, ob wir verwandt sind“, verrät der jüngere Bruder des 32-fachen Nationalspielers.
Zweimal SCM, zweimal zurück
Seit Sommer nun prangt der bekannte Name auch auf dem Trikot des HC Aschersleben. Clemens Grafenhorst bringt seine eigene Laufbahn in der Mitteldeutschen Oberliga voran. Nur halt alles erst einmal etwas beschaulicher. „Es gibt in Aschersleben schon gewisse Parallelen zu unserem Heimatverein Westeregeln“, sagt Yves Grafenhorst. Der HCA ist als Drittliga-Absteiger natürlich ein ambitionierter Verein. Dennoch herrscht ein familiäres Umfeld. „Diese Kombination passt einfach sehr gut zu ihm“, meint der Linksaußen des SC Magdeburg.
Dabei hatte auch Clemens Grafenhorst zunächst den Weg seines älteren Bruders eingeschlagen. Mit zehn Jahren wechselte er erstmals in die Jugendabteilung des ehemaligen deutschen Meisters. Und damit auch auf die Sportschule in Magdeburg. „Das war aber sehr gewöhnungsbedürftig“, berichtet der Neuzugang des HCA. Oder anders ausgedrückt: „Einfach nicht für mich gemacht.“ Sechs Jahre spielte Clemens Grafenhorst beim SCM, dann kehrte er wieder in die Heimat zurück. Ein Rückschritt?
Keineswegs. Denn beim SV Wacker Westeregeln war fortan sein eigener Bruder sein Trainer. „Von ihm habe ich sehr viel gelernt“, meint Clemens Grafenhorst. „Yves hat mich vor allem individuell stärker gemacht.“ So stark, dass der 20-Jährige sich noch einmal beim Club seines Bruders versuchte. „Doch ohne Führerschein, war ich zu sehr auf meine Eltern angewiesen“, sagt er.
War der Drang ins Profigeschäft bei Clemens Grafenhorst vielleicht auch einfach nicht so groß wie bei seinem Bruder? „Es war schon das Ziel, man bekam es ja vorgelebt“, meint der Rückraumspieler. Aber? „Es nimmt halt auch irgendwann ab, man wird ruhiger.“ So passte die Entscheidung, lieber mit Wacker Westeregeln in der Verbandsliga zu spielen, auch ins Bild. „Vielleicht sind die kleineren Schritte für mich besser“, meint Clemens Grafenhorst mit Blick auf seine zukünftige Entwicklung.
Besuch vom großen Bruder
Auch wenn man sagen muss, dass Westeregeln wahrscheinlich etwas zu klein war. „Clemens hat die Verbandsliga schon mit 18 Jahren dominiert“, sagt Yves Grafenhorst, „daher war schnell klar, dass er eine neue Herausforderung braucht.“ Diese fand Clemens Grafenhorst nun beim HCA. „Aschersleben ist auf jeden Fall der richtige Schritt für ihn“, ist sich der 30-jährige Magdeburger sicher.
Gegen Staßfurt und Burgenland war Yves Grafenhorst dann auch im Ballhaus zu sehen. „In erster Linie drücke ich da natürlich die Daumen“, verrät er, „doch ich beobachte sein Spiel noch sehr genau und sicher auch etwas kritischer.“ Gibt es also noch Tipps vom großen Bruder, obwohl Clemens Grafenhorst handballerisch mittlerweile seinen eigenen Weg geht? „Das eine schließt das andere ja nicht aus“, meint Yves Grafenhorst.
Und wenn sich Clemens Grafenhorst demnächst mal wieder vorstellt, dann kennt man den Namen vielleicht nicht mehr nur in Verbindung mit seinem Bruder. Obwohl er sagt: „Man lebt halt damit.“ (mz)