Handball Handball: Der doppelte Hoffmann

bernburg - Kurz vor dem Saisonstart zauberte die Sportliche Leitung des SV Anhalt Bernburg Ende Juli nach Tim Ackermann, Gabor Pulay und Franz Flemming plötzlich mit Robin Hoffmann noch einen vierten Neuzugang aus dem Hut. Der Name Hoffmann ist bei den Anhalt-Fans ein gängiger Begriff. Martin Hoffmann ist nicht nur wegen seines Wikingerbartes bei der Siegesserie im Herbst und Winter des vergangenen Jahres in Bernburg äußerst populär, sondern auch wegen seiner konstanten Leistungen seit mehr als vier Jahren. Den Namen Robin Hoffmann kannten jedoch vor dem Start in die Saison 2014/15 nur Insider.
Spätestens seit seinem Auftritt beim 26:25-Derbysieg gegen den Dessau-Roßlauer HV hat sich der Sachse, der wie sein Namensvetter Martin als Linkshänder auf der Rechtsaußenposition wirbelt, in die Herzen der Bernburger Anhänger gespielt und mit vier Toren bei nur vier Versuchen eine ganz entscheidende Aktie am Erfolg gegen den Erzrivalen.
„Das war einfach nur eine megageile Atmosphäre, die ich in der Form als Jugendspieler noch nie erlebt habe. Dieses erste Derby war eine sehr einprägsame Erfahrung und wird mir mein ganzes Leben lang in Erinnerung bleiben“, genoss Hoffmann das Fluidum und die anschließende Siegerparty in der Hinz-Hölle.
Der „kleine Robin“ machte seine ersten sportlichen Schritte nicht auf dem Parkett, sondern als Judoka auf der Tatami. Sein zehn Jahre älterer Bruder Danilo hat ihn jedoch im Alter von neun Jahren zum Handball gebracht. Über den SCL 03 kam der Linkshänder, der anfangs im halbrechten Rückraum spielte, vor sechs Jahren zur Leipziger Handball-Akademie, spielte für den SC DHfK Leipzig in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Junioren-Bundesliga, übrigens gemeinsam mit seinem jetzigen Teamkollegen Franz Flemming, dem Ex-Bernburger Lukas Paul, Patrick Baum (SG LVB Leipzig) oder Sebastian Greß (DHfK/HG 85 Köthen). Neben dem Handball ist die Schule das zweite Hauptbetätigungsfeld des Sportgymnasiasten, der im Frühjahr 2015 sein Abitur machen und dann in seiner Heimatstadt Wirtschaftspsychologie studieren möchte.
Bernburgs Coach Christian Pöhler hatte den Rohdiamanten bereits seit mehr als einem halben Jahr auf dem Schirm. Jeden Mittwoch saß der Sportschüler im Auto von Kilian Kraft und trainierte bei den Bernburgern mit. „Da muss ich wohl nicht den schlechtesten Eindruck hinterlassen haben. Ich denke, dass mich der Co-Trainer der DHfK, André Haber empfohlen hat“, sagte Hoffmann, dessen starker Auftritt im Derby auch den Bernburger Coach überrascht hat. „Ich wusste, was der Junge drauf hat. Dass er sein Können gegen Dessau gezeigt hat, als es darauf ankam, freut mich um so mehr. In den entscheidenden Situationen ist er eiskalt geblieben“, lobte Pöhler seinen erst 19-jährigen Schützling, den er am Sonntag beim Gastspiel in Pirna wieder Einsatzzeiten geben wird.
Dort will Hoffmann beweisen, dass seine Leistung gegen den DRHV keine Eintagsfliege war. „Ich möchte in der dritten Liga Fuß fassen“, so der Sachse, dem das Betriebsklima in Bernburg gefällt. „Eine bessere Mannschaft hätte ich mir nicht wünschen können. Ich wurde als junger Spieler hier sehr gut aufgenommen, obwohl ich mit Fußball nix am Hut habe.“ Als Kicker will der Flügelflitzer auch keinen sportlichen Ruhm erlangen. Aber auf dem Parkett will der Youngster dafür sorgen, dass der Name Hoffmann in Handballkreisen demnächst im Zusammenhang mit dem SV Anhalt nicht nur mit dem Vornamen Martin in Verbindung gebracht wird. (mz)