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Handball Handball: Buschmann beißt sich durch

Von carsten Roloff 07.11.2013, 09:34
Arseniy Buschmann lenkt und leitet das Offensivspiel beim SV Anhalt Bernburg.
Arseniy Buschmann lenkt und leitet das Offensivspiel beim SV Anhalt Bernburg. engelbert pülicher Lizenz

bernburg/MZ - Dreimal in der Woche klingelt sein Wecker bereits um 5.30 Uhr. 40 Minuten später sitzt Bernburgs Neuzugang Arseniy Buschmann in der Regionalbahn, ist auf dem Weg nach Halle. An der Martin Luther-Universität studiert er Sport. Danach geht es wieder zurück. In der Bruno-Hinz-Halle erwartet Anhalt-Coach Christian Pöhler seine Schützlinge, zu denen seit dieser Saison auch Buschmann gehört, zum Training. „Es ist ganz schön hart. Ich falle manchmal abends in mein Bett, aber ich möchte später im Sport arbeiten und vielleicht auch einmal noch eine Liga höher Handball spielen“, erzählte der 1,89 Meter große Handballer. Buschmann musste sich in seinem Leben schon sehr oft durchbeißen. Vor neun Jahren kam der am 17. Juli 1992 in Smolensk geborene Russe mit seiner Mutter Olga nach Deutschland. „Ich kannte kein einziges Wort Deutsch, habe ein halbes Jahr die dritte Klasse nachgeholt und dann anderthalb Jahre später den Sprung an das Gymnasium geschafft. Ich wollte in Deutschland bleiben und musste mich deshalb besonders anstrengen, denn ich mochte nicht an die Hauptschule“, erzählte Buschmann, der erst in Groß Gerau das erste Mal mit dem Handballsport in Berührung kam. „In Smolensk gab es keine Sportvereine. Ich wollte mich aber trotzdem bewegen und bin damals mit meinen Klassenkameraden zum Tanzen gegangen. Durch meinen Stiefvater Bernd kam ich dann sofort zum Handball. Der Sport hat es mir auch einfacher gemacht, die deutsche Sprache zu erlernen.“

Anfänge in Griesheim

Sein Stiefvater erkannte das Talent des kleinen Arseniy und schickte ihn nach Griesheim zu Klaus Feldmann. Beim Handballexperten und Lektor der Internationalen Handball-Föderation erhielt der Rohdiamant seine Grundausbildung. Dank Feldmanns Kontakte kam Buschmann mit 16 Jahren zur SG Flensburg und spielte in der B- und A-Jugend des Bundesligisten. Nach seiner Zeit im Handball-Internat „Get in Touch“ nahm ihn Bernburgs Drittliga-Konkurrent TG Münden unter Vertrag. Auch in der Drei-Flüssestadt musste der Regisseur mehrere Rückschläge verkraften. Buschmann fiel nach Verletzungen an beiden Schultern mehr als ein halbes Jahr aus. Die TG meldete Ende vergangener Saison Insolvenz an. Die Spieler sollten sich nach neuen Vereinen umschauen.

"Luft nach oben"

Buschmann ist bei seiner Suche nach einem neuen Arbeitgeber fündig geworden und nun in Bernburg gelandet. Sein Vertrag läuft bis Juni 2016. Und den Umzug in die Saalestadt hat der Neuzugang noch keine Sekunde bereut. „Die Mannschaft ist super und hält hervorragend zusammen. Die Fans unterstützen uns nicht nur in der Hinz-Halle, sondern sind auch bei Auswärtsspielen recht zahlreich vertreten und helfen uns auch außerhalb des Parketts wie beispielsweise beim Einrichten der Wohnungen. So etwas habe ich bisher bei keinem anderen Verein erlebt“, erzählte der eingeschworene Fan der SG Flensburg-Handewitt, der seine eigene Leistung recht kritisch beurteilt. „Der Start war nicht so erfolgreich. Die beiden ersten Heimspiele hätten wir gewinnen müssen. Doch jetzt geht es langsam sowohl mit dem Team als auch bei mir vorwärts. Ich musste mich nach meinen Verletzungen erst einmal finden.“

Nach dem 13. Platz Anfang Oktober sind die Saalestädter auf den siebenten Rang geklettert. „In der Truppe steckt sehr viel Potenzial. Wir haben noch Luft nach oben“, ist sich Buschmann sicher, der nach einigen Schwierigkeiten zu Saisonbeginn immer besser in Schwung kommt, obwohl der Wecker dreimal in der Woche bereits um 5.30 Uhr klingelt.