SV Anhalt Bernburg Handball-3. Liga: SV Anhalt Bernburg beendet Saison

Bernburg - Nein, sagt Toni Pajung, er wisse noch nicht, wie der Sonnabend wird. Der 33-Jährige schnürt sich gerade seine Fußbandagen. Letzte Vorbereitungen für das Training. Zum vorletzten Mal. „Es ist schon komisch“, sagt Pajung, „alles, was ich mache, mache ich zum letzten mal.“ Das letzte Training am Mittwoch. Das letzte Training am Donnerstag. Das letzte Mal Fußballspielen zur Erwärmung. „Die alltäglichen Momente werden besonders“, sagt Pajung. Er weiß: Am Sonnabend wird er zum letzten Mal in die Bruno-Hinz-Halle einlaufen.
Zurück nach Polen und Japan
Die Saison 2015/16 des SV Anhalt Bernburg schreibt am Sonnabend mit der Partie gegen den HSV Hannover ihr letztes Kapitel (Anwurf: 19 Uhr). Es ist ein Spiel ohne großen sportlichen Wert. Hannover hat nach einer Seuchensaison mit vielen Verletzten die Klasse gehalten und wird froh sein, dass es endlich vorbei ist. Der SVA hat zumindest das sportliche Ziel, mit einem Sieg den siebten Tabellenplatz der 3. Liga Nord zu verteidigen. Und will natürlich die Fans mit einem Erfolgserlebnis in die monatelange spielfreie Zeit verabschieden.
Abschied. Ein Wort, das am Ende einer Spielzeit oft verwendet wird. Saisonabschlüsse bedeuten immer auch Abschiede. Von Spielern. Von Trainern. Beim SV Anhalt Bernburg sind es sechs Akteure, die mehr oder weniger das Spiel geprägt haben, die ihre letzten Stunden als Mannschaftsmitglied verleben werden. Neben Toni Pajung hört auch Enrico Lampe auf. Zudem kehren der Pole Artur Gawlik und der Japaner Taiki Agarie in ihre Heimatländer zurück. Und Arseniy Buschmann wechselt den Verein. Nicht zuletzt endet die vierjährige Amtszeit von Trainer Christian Pöhler.
Nicht alle Genannten waren am Donnerstag beim Training dabei. Enrico Lampe hatte eine Freistellung. Der Linksaußen wurde in den Kader der Nationalmannschaft der Polizei berufen, weilte im Trainingslager in Schwerin. Arseniy Buschmann war hingegen da. Der 23-Jährige, der drei Jahre beim SV Anhalt verbrachte, sucht bei einem neuen Verein eine neue Herausforderung. Welcher Verein das ist, will Buschmann aber noch nicht verraten. Auch die Teamkollegen halten still. Eventuell wird das Geheimnis in zwei Wochen gelüftet.
Doch ehe die Zukunft beginnt, ist der SV Anhalt die Gegenwart. „Ich habe es noch nicht realisiert, dass das am Sonnabend mein letztes Spiel hier ist“, sagt Arseniy Buschmann. Was wird ihm von Bernburg vor allem in Erinnerung bleiben? „Meine erste Saison, als wir Vierter geworden sind“, erzählt er. Und natürlich die Stimmung in der Bruno-Hinz-Halle: „Den Zusammenhalt zwischen Fans und Team habe ich vorher noch nicht erlebt. Das ist beeindruckend.“
Artur Gawlik wirkt auch zwei Tage vor seinem letzten Spiel im Bernburger Trikot ruhig. Er freue sich auf das Spiel, erzählt er. Aber er freut sich auch auf seine Rückkehr nach Polen. Am kommenden Montag reist er ab. An einen besonderen Moment in seinen fünf Jahren SVA wird er dann nicht denken. „Aber an die gute Atmosphäre in der Mannschaft und die sehr guten Zuschauer“, sagt der 34-Jährige. Er wird in Polen weiter Handball spielen. Zweite oder dritte Liga traut er sich noch zu, neben der Arbeit.
Auch Taiki Agarie wird als Semi-Profi weitermachen. Am Montag geht sein Flug nach Japan. Er wird in der japanischen ersten Liga spielen, die aber keine Profiliga ist. „Halb arbeiten, halb Handball spielen“, sagt er kurz und knapp.
Melancholischer Trainer
Bei Christian Pöhler hingegen ist seit Jahren Vollzeit-Handball Normalität. „Die vier Jahre in Bernburg sind aber etwas Besonderes und werden auch immer etwas Besonderes bleiben, weil es meine erste Station als Cheftrainer war“, sagt der Noch-SVA-Trainer. Ihn zieht es zum ambitionierten HC Elbflorenz Dresden. Am 13. Juli wird er dort in die Vorbereitung starten. Bis zum 30. Juni ist er noch Landestrainer in Sachsen-Anhalt.
Beim SV Anhalt Bernburg ist am Sonnabend Schluss. „Man hat Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten und es gehört auch dazu, dass man irgendwann geht“, erzählt der 35-Jährige, „aber es kommt schon Melancholie auf, wenn ich an Sonnabend denke.“ Was wird er erzählen, wenn ihn einer auf seine Bernburger Zeit anspricht? „Die 14 Humbas waren eindrucksvoll“, sagt er und meint damit die 14 Siege in Folge in der Saison 2013/14.
Toni Pajung hat das auch erlebt. Und noch vieles mehr. „Ich versuche zu verdrängen, wie es am Sonnabend werden wird“, sagt er. Er wolle alles auf sich zukommen lassen und genießen. Natürlich wird er eine der Hauptrollen spielen, wenn die Mannschaft nach der Partie den Zuschauern eine kleine Vorführung gibt. Ein letztes Mal. „Ab nächster Woche bin ich raus, das tut weh“, sagt Toni Pajung, „aber ich denke, der Verein steht gut da. Ich habe meinen Weg erfüllt.“ (mz)



