Handball 3. Liga Ost Handball 3. Liga Ost: Misslungene Heimpremiere für Anhalt Bernburg

Bernburg/MZ - Die Nerven lagen blank. In der 36. Minute beschwerte sich Wallaus Coach Ralf Ludwig während der Auszeit vehement beim Schiedsrichtergespann über das Kampfgericht, da er seiner Meinung nach die grüne Karte gar nicht gelegt hatte. Bernburgs Sportlicher Leiter Enrico Nefe mischte sich in den Disput ein. „Wallaus Trainer hat über den Osten geschimpft und sich dabei in der Wortwahl vergriffen“, sagte Nefe, der auf Ludwig zustürmte, ihn dabei aber nur leicht an der Schulter berührte. Der Wallauer Trainer fiel wie von einem schweren Faustschlag getroffen um. Es kam zur Rudelbildung. Die Ordner mussten den wütenden Bernburger besänftigen. „Das war im Affekt und auch unsportlich von mir. Ich muss nicht so theatralisch fallen. Nefe hat mich nur leicht berührt“, schilderte Ludwig die Situation aus seiner Sicht. Das Schiedsrichtergespann ließ Gnade vor Recht ergehen und verzichtete auf eine Bestrafung der beiden „Streithähne“, die sich über zwei Rote Karten nicht hätten beschweren dürfen.
Anhalt: Gawlik; Hoffmann (2), Cieszynski (8), Kraft (1), Lampe (4), Ogano (3), Grohmann (3/2), Buschmann, Steinbrink (1), Pajung (1)
Wallau: Schermuly; F. Schreiber (1), Seeger (3/1), Scheer (3), Konrad (2), Teuner (1/1), Bonkirch (8), Jamin (1), Botzenhardt (4), K. Schreiber, Sterker, Lorenz (3)
Schiedsrichter: Beyer/Höhne (Chorin/Eberswalde)
Zuschauer: 439
Strafminuten: 6:4
Siebenmeter: 3/2:4/2
Beste Spieler: Gawlik – Schermuly, Bonkirch
Die Wallauer kannten in den 60 Minuten auf dem Parkett jedoch keine Gnade, deckten die Schwächen der Bernburger auf und entführten völlig verdient beide Punkte aus der „Hinz-Hölle“. 23:26 (12:16) hieß es am Ende aus Sicht der Hausherren. „Eine ideale Vorbereitung sieht anders aus. Trotzdem hätten wir dieses Duell gewinnen können. Wir haben deutlich zu wenig Tore erzielt“, meinte Bernburgs Trainer Christian Pöhler, der in der vergangenen Woche im Training zum Improvisieren gezwungen war. Toni Pajung ist derzeit beruflich stark eingebunden, arbeitete vor dem Anpfiff sechs Stunden und düste nach dem Abpfiff sofort wieder nach Aschersleben, um im Job seinen Mann zu stehen. Am Kreis fehlt nach dem freiwilligen Wechsel von Tobias Rindert nach Staßfurt eine Alternative. Kilian Kraft kann immer noch nicht mit seinem rechten verletzten Wurfarm werfen, erzielte seinen einzigen Treffer mit links.
Vielleicht haben diese Umstände ein wenig zur missglückten Heimpremiere beigetragen, als Ausrede wollte sie Pöhler jedoch nicht gelten lassen. „Schon von unserer Körpersprache war ich enttäuscht. Das hatten wir uns ganz anders vorgenommen, aber nicht auf das Parkett gebracht. Wir sind in der Defensive überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen“, legte der Bernburger Coach den Finger in die Wunde.
Nur Keeper Artur Gawlik und Enrico Lampe wehrten sich in den ersten 30 Minuten gegen das drohende Debakel. Gawlik parierte 22 Bälle und sorgte fast im Alleingang dafür, dass sich der Rückstand zur Pause noch halbwegs in Grenzen hielt und die Fans sich nicht schon auf den Heimweg machten. Die Gastgeber schossen vor der Pause 16 Fahrkarten, insgesamt 25. Anhalts Mittelmann Arsenyi Buschmann traf bei sieben Versuchen nicht einmal ins Schwarze. „Arseniy hätte ich einen besseren Einstand gewünscht“, sagte der Bernburger Coach, der lange Geduld mit dem glücklos agierenden Neuzugang hatte und ihm sehr viel Spielzeit gab.
Der Tumult in der 36. Minute hatte sowohl die Spieler als auch die Zuschauer aus ihrer Lethargie gerissen. Plötzlich peitschten die Fans das Team nach vorn. Gawlik hielt weiterhin überragend. Die Angriffseffektivität bei den Gastgebern stieg. Martin Hoffmann schaffte mit einem Heber in der 53. Minute den 22:22-Ausgleich. Tatsuya Ogano, der viermal Pfosten oder Latte traf, erzielte das 23:23 (54.). Doch in den letzten sechs Minuten ging nichts mehr. Ein Fehlwurf und ein Ballverlust von Cieszynski, ein technischer Fehler von Buschmann sowie die Zeitstrafe gegen Andreas Steinbrink besiegelten die Heimniederlage gegen den abgezockten Aufsteiger, der schon mit dem 32:29-Sieg im DHB-Pokal gegen Bundesligist ThSV Eisenach aufhorchen ließ. Somit blieb auch das nachträgliche Geburtstagsgeschenk für Pöhler, der am Freitag 33 Jahre alt wurde, aus. „Wir sind auf dem Boden der Realität angekommen. Die Jungs müssen lernen, bewusster Handball zu spielen“, meinte der Anhalt-Coach.
