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Trockenklo und Igelitschuhe Grundschule Gatersleben: Großeltern berichten Drittklässlern von ihrer Schulzeit

Von Detlef Anders 09.11.2017, 06:55
Großeltern und Urgroßeltern konnten in Gatersleben ihren Enkeln und Urenkeln beim Lernen, hier mit Lehrerin Dagmar Günther, zusehen.
Großeltern und Urgroßeltern konnten in Gatersleben ihren Enkeln und Urenkeln beim Lernen, hier mit Lehrerin Dagmar Günther, zusehen. Detlef Anders

Gatersleben - Wie sah früher das Spielzeug aus? Was gab es für Haustiere? Hatte jeder ein eigenes Kinderzimmer? Wie sah das Spielzeug aus? Welche Schulfächer gab es?

Die Dritt- und Viertklässler der Gaterslebener Käthe-Schulken-Grundschule hatten am Mittwoch ganz viele Fragen an die rund 40 Gäste des jährlichen Generationentreffens in ihrer Schule. Großeltern, Urgroßeltern und ehemalige Schüler der Namensgeberin Käthe Schulken waren gern in die Schule gekommen, um zu erfahren, wie Kinder heute lernen und ihnen von ihrer eigenen Schulzeit zu erzählen.

Familien-Badetag in der Zinkbadewanne

„Wir haben mit Murmeln gespielt“, lautete eine der Antworten zum Spielzeug ihrer Kindheit, die die heutigen Kinder staunen ließ. Auch dass Hunde nicht zum Kuscheln, sondern als Hof- und Wachhunde dienten, Kaninchen, Schweine, Hühner und Schafe auch geschlachtet wurden, um sie zu essen, ließ manchen Mund offen stehen.

Und die Senioren blühten auf, wenn sie vom wöchentlichen Badetag in der Wohnküche erzählten, bei dem sich die gesamte Familie in einer Zinkbadewanne mit demselben Wasser in der Küche wusch. Dass sie Messer statt Brotschneidemaschine, Quirl und Schneebesen statt Küchenmaschine nutzten und mit einem Kohlebackofen statt E-Herd backen mussten.

Oder dass es in Friedrichsaue an der ganzen Schule nur einen Lehrer gab und ein Unterrichtsfach namens „Nadelarbeit“. Klaus Hoffmann (81) war extra aus Güstrow gekommen und berichtete, dass ihn die Zuckerfabrik in Gatersleben einst zum Studium der Zuckertechnologie veranlasste und er von 1961 bis 1993 im selben Zuckerbetrieb gearbeitet hat.

„Ich fand es heute toll. Und ich bin erleichtert, dass wir alles geschafft haben“, sagte Kim Anastasia Roder (9), die sich über den Besuch ihrer Oma freute. Margot Schrader (82) war das erste Mal beim Generationentreff und zeigte sich ebenfalls begeistert. „Man zieht Vergleiche“, sagte sie. „Wir hatten eiserne Öfen. Manchmal haben wir nur Schularbeiten abgeholt, dann konnten wir wieder nach Hause“, erinnerte sie sich an besonders kalte Wintertage.

Gelehrt wurde die Sütterlin-Handschrift

Auch habe es in der alten Gaterslebener Schule zu ihrer Zeit nur Trocken-Klos gegeben. Die Igelitschuhe seien im Winter hart und im Sommer „glitschweich“ gewesen, berichtete sie lachend und blickte zufrieden auf ihre Urenkel, die es warm und komfortabel beim Lernen in der Schule haben.

Sie gehört auch zu der Generation, die die Sütterlin-Handschrift lernte, die die Grundschüler am Mittwoch auf Arbeitsblättern übten. Lehrerin Dagmar Günther hatte an ihren Stationen des ungewöhnlichen Schultages auch alte Schulordnungen und vergleichende Texte zur Thematik „Schule gestern und heute“ vorbereitet, bei denen es ihr auch um Grammatik ging.

Englisch-Stunde für Viertklässler

Schulleiterin Ronny Holzhauer ließ manche Großeltern staunen, weil sie die Englisch-Stunde der Viertklässler komplett in Englisch hielt. „Wir arbeiten immer so“, versicherte sie. Die Kinder übergaben kleine Geschenke, die die Gäste in der Weihnachtszeit an diesen Generationentreff erinnern sollen. „Reden Sie, erzählen Sie Ihren Enkeln von früher“ , forderte Ronny Holzhauer auf.

Die Treffen gibt es seit mehr als 20 Jahren, berichtete sie. Anlässlich der Namengebung waren einst Schüler von Käthe Schulken eingeladen worden. Nun führt die Grundschule den Treff mit den Großeltern fort, damit diese Zeit mit den Enkeln verbringen. (mz)