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Evangelische Kirche Gottesdienst für die neue Glocke in Könnern

Bei der Indienstnahme bleibt die Protagonistin zunächst stumm. Warum ihr Geläut später trotzdem zu hören ist.

Von Susanne Schlaikier 06.10.2021, 16:32
Im August wurde die neue Glocke  nach oben gezogen.
Im August wurde die neue Glocke nach oben gezogen. Foto: Pülicher

Könnern/MZ - Das hatte sich Pfarrerin Roswitha Meißner ganz anders vorgestellt: Natürlich sollte die neue Glocke zur Glockenweihe in der Könneraner Kirche St. Wenzel am Sonntag auch zu hören sein. „Ohne Läuten - das wäre ja keine richtige Glockenweihe“, sagte Meißner.

Aber die Protagonistin, die an diesem Tag offiziell in Dienst genommen werden sollte, blieb just in diesem Moment stumm. „Wir hatten es zuvor mehrfach ausprobiert. Und immer hat es funktioniert“, erzählt die Pfarrerin, die vermutet, dass die Ursache ein technisches Problem in der Steuerung sein muss. Aber das sei eben live, blieb die Pfarrerin trotz der Panne gelassen.

Die Glockenweihe ist das Ende eines beinahe sieben Jahre dauernden Marathons. Denn weil die Glockenanlage – mit den damals nur zwei Glocken – total marode war, begannen seinerzeit die Planungen für eine Komplettsanierung und einen Glockenstuhl.

Nur ein bisschen reparieren, hätte nichts gebracht, sagt die Pfarrerin. Die beiden 400 bzw. 700 Jahre alten Glocken – 2,4 und 1,2 Tonnen schwer – wurden nur noch selten geläutet, aus Angst, dass die Stahlaufhängung bricht.

Mit einem  Gottesdienst hat Pfarrerin Roswitha Meißner die jüngste Glocke offiziell in Dienst genommen.
Mit einem Gottesdienst hat Pfarrerin Roswitha Meißner die jüngste Glocke offiziell in Dienst genommen.
Foto: Conny Schreiber

Eine dritte und vierte Glocke waren vor mehr als 100 Jahren während des Ersten Weltkriegs für die deutsche Rüstungsindustrie eingeschmolzen worden. Der ältesten Glocke drohte das gleiche Schicksal im Zweiten Weltkrieg.

Dabei ist sie zumindest schwer beschädigt worden und konnte inzwischen glücklicherweise wieder restauriert werden. Vor anderthalb Jahren wurde dann der alte Glockenstuhl abgerissen und mit dem Bau eines neuen Glockenstuhls aus Eichenholz begonnen. Dabei wurden so viele alte Balken wie möglich wiederverwendet.

Und für einen noch besseren Klang wurde im Juni dieses Jahres von einer Glockengießerei in Neunkirchen (Baden-Württemberg) auch eine neue Bronze-Glocke gegossen, die Ende August in den Turm befördert wurde.

„Mit der neuen Glocke ist eine Lücke aus dem Ersten Weltkrieg geschlossen worden.“

Roswitha Meißner, Pfarrerin in Könnern

Anschließend wurde sie – wie schon die beiden historischen Glocken vorher – an den Eichenholzjoch im Glockenstuhl aufgehängt und an einen Elektromotor angeschlossen. „Mit der neuen Glocke ist eine Lücke aus dem Ersten Weltkrieg geschlossen worden“, freut sich Roswitha Meißner, die ohnehin alle drei Glocken für wahre Schätze hält. Dass diese nun gerettet werden konnten, kommt für sie einem kleinen Wunder gleich.

Denn schließlich hat das ganze Vorhaben fast 120.000 Euro gekostet. Allein hatte die Kirchengemeinde diese Summe nicht aufbringen können. Daher sei man der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Salzlandsparkasse sowie Lotto Toto für ihre großzügige finanzielle Unterstützung dankbar, betont Roswitha Meißner. Aber auch viele andere Spender und der Kirchenkreis Halle-Saalkreis mit Eigenmitteln hätten dazu beigetragen, dass die Sanierung möglich war.

Und die zahlreichen Gottesdienstbesucher, die am Sonntag gekommen waren, kamen schließlich doch noch in den Genuss, das volle Geläut aller drei Glocken zu hören. „Es klingt wunderbar zusammen“, meint Roswitha Meißner.

Der vermutlich nur kleine Schaden soll in den nächsten Tagen von einer Fachfirma aus Thüringen behoben werden. Dann soll die kleine Glocke montags bis freitags 8 Uhr sowie montags bis samstags 18 Uhr zu hören sein.