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Gesangskarriere in Plötzkau Gesangskarriere in Plötzkau: Der schwere Weg zum Opernstudium

Von Oliver Müller-Lorey 23.08.2016, 07:41
Henriette Schein aus Plötzkau wird mit nur neun anderen Gesang in Leipzig studieren.
Henriette Schein aus Plötzkau wird mit nur neun anderen Gesang in Leipzig studieren. Engelbert Pülicher

Plötzkau - Mit 18 Jahren ist schon Schluss mit Partys, Alkohol und langen Nächten. Henriette Schein hat es so gewollt, ihre innere Stimme hat es ihr gewissermaßen aufgetragen, sich voll auf ihre berufliche Zukunft zu konzentrieren. Und die Stimme, ist das wichtigste, was die junge Frau aus Plötzkau hat, denn sie will Opernsängerin werden.

Ausgewählt aus 400 Bewerbern

Dem Ziel ist sie jetzt ein ganzes Stück näher, seit vor wenigen Tagen ein Brief aus Leipzig in ihrem Briefkasten lag. Als eine von 400 Bewerbern hat sie einen begehrten Studienplatz an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ ergattert. Im September wird sie dort „Klassischen Gesang und Musiktheater“ studieren. Dass sie zugelassen wird, war alles andere als selbstverständlich, denn etwa 400 Bewerber hatten sich mit ihr auf gerade einmal zehn Studienplätze beworben. Henriette Schein ist dabei. Und überglücklich. „Ich hatte nicht geglaubt, dass ich einen Platz kriege“, sagt sie.

Unter ihren Kommilitonen ist sie eine der jüngsten, denn direkt nach dem Abitur schafft es kaum jemand an die Hochschule. Viele Bewerber fangen erst nach dem Schulabschluss mit der Vorbereitung an, was eigentlich zu spät ist. Nicht so Henriette Schein. „Die anderen sind alle älter, aber ich wusste, ich muss jetzt nach dem Abi anfangen“, sagt die junge Frau.

Der Studienplatz bedeutet jedoch gleichzeitig: noch mehr üben und noch weniger Freizeit, als sie jetzt schon zur Verfügung hat. Alkohol und lange Partynächte - das geht nicht mehr. „Man muss sehr diszipliniert sein. Meine Freunde haben ein wenig gebraucht, um zu verstehen, dass ich nicht mehr auf Partys gehen kann“, sagt die Sängerin. Abstriche für ihre Karriere muss sie schon länger machen.

Musiklehrerin fördert sie

Alles für diesen Traum. Dass sie Sängerin werden will, das wusste Henriette Schein schon seit der Grundschule. In der siebten Klasse trat sie in den Schulchor ein. „Ich hatte eine tolle Musiklehrerin und die hat gesagt ’du musst was aus deiner Stimme machen’“, erinnert sie sich. Vom Bernburger Gymnasium Carolinum wechselte sie auf das Musikgymnasium in Wernigerode - für ein halbes Jahr. Mehrmals wechselte sie die Lehrer. Dann ging es für sie wieder nach Bernburg, wo sie zum ersten Mal in verschiedenen Opern mitsang. Das war im Jahr 2014. Von da an bereitete sie sich auf die knallharte Aufnahmeprüfung an der Leipziger Hochschule vor, zwei Jahre im Voraus.

Knallharter Aufnahmetest

Zuletzt war sie oft in ganz Mitteldeutschland unterwegs, fuhr ein Mal in der Woche nach Leipzig zu ihrer Gesangslehrerin und zwei Mal wöchentlich ins Konservatorium nach Magdeburg. Etwa drei Stunden am Tag sang sie immer und immer wieder die gleichen Lieder, bis alles passte. Dabei nahm Henriette Schein sich auf und hörte sich den eigenen Gesang später an. Die Nachbarn hörten sie entweder nicht oder fanden Gefallen am Operngesang. Denn nur ein einziges Mal erhielt Henriette Schein einen Brief, sie möge ihr Gesangshobby doch bitte zu anderen Zeiten und nicht um 23 Uhr ausleben. Trotz der akribischen Vorbereitungen klappte es mit der Aufnahmeprüfung nicht beim ersten Mal. Nach mehreren Runden, in denen sie wie in einer Casting-Show vorsingen musste, Klavierübungen und dem Vortragen eines Monologs scheiterte sie am Theorie-Test der Hochschule. Die Nerven waren mit ihr durchgegangen, nach mehreren Stunden des Wartens in engen Räumen. Glück für Henriette Schein: Sie durfte die Prüfung wiederholen und bestand endlich. Nun steckt sie mitten in den Vorbereitungen für den Umzug.

Spaziergänge und Metal-Musik

Eine Wohnung in Leipzig hat Henriette Schein schon gefunden. Das Bachelor-Studium dauert vier, ein Master-Studium noch einmal zwei weitere Jahre. Allzu lang alleine bleiben muss die 18-Jährige nicht. Ihr Freund, der aus San Diego (Kalifornien) stammt und dort auch lebt, wird im kommenden Jahr nach Deutschland kommen. Auch er ist Sänger, die beiden lernten sich beim Unterricht kennen.

Freizeit hat Henriette Schein nicht viel, doch wenn sie Zeit findet, unternimmt sie lange Spaziergänge im Wald. Für sie ein Ausgleich zum Gesang. Und dann lässt sie auch andere für sich singen. Nicht nur Opern und Klassik, sondern auch Metal und alles von ihrer Lieblingsband Silly. „Ich brauche die Vielfalt“, sagt die 18-Jährige. (mz)