1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. Dreist!: Frose Gatersleben Hoym Nachterstedt Schadeleben: Kriminelle schrauben fünf Ortsschilder ab

Dreist! Frose Gatersleben Hoym Nachterstedt Schadeleben: Kriminelle schrauben fünf Ortsschilder ab

Von Regine Lotzmann 17.08.2018, 09:54
Wenn es das Schild mit den Grüßen nicht geben würde, wüssten Ortsfremde nicht, wo sie gerade sind. Denn wir hier in Nachterstedt wurden im gesamten Seeland die Ortseingangsschilder gestohlen.
Wenn es das Schild mit den Grüßen nicht geben würde, wüssten Ortsfremde nicht, wo sie gerade sind. Denn wir hier in Nachterstedt wurden im gesamten Seeland die Ortseingangsschilder gestohlen. Frank Gehrmann

Seeland - Wenn Nachterstedt nicht auf dem kleinen weißen Schild seine Gäste begrüßen würde, Ortsfremde wüssten nicht, wo sie sind. Denn am Ortseingang aus Richtung Gatersleben, dort, wo eigentlich das Ortseingangsschild stehen müsste, gibt es nur noch einen leeren Rahmen, an dem eine Geschwindigkeitsbegrenzung pappt. 50 Kilometer pro Stunde. So viel, wie in einer Ortschaft gefahren werden darf.

Nur noch ein leerer Rahmen am Ortseingang Nachterstedt

Doch nicht nur in Nachterstedt ist das so. „Uns wurden sämtliche Ortseingangsschilder geklaut“, schimpft Heidrun Meyer, Bürgermeisterin im Seeland, zu dem sechs Ortsteile gehören.

Ralf Felgenträger, Betriebsleiter des Kreiswirtschaftsbetriebes des Salzlandkreises, zählt die Tatorte auf: in Hoym aus Richtung Frose kommend, in Frose aus Richtung Hoym, in Gatersleben aus Richtung Hausneindorf, in Schadeleben aus Richtung Cochstedt und eben in Nachterstedt aus Richtung Gatersleben.

„Fünf Ortstafeln, die zum wiederholten Male entwendet wurden“, sagt Felgenträger und hat auch gleich eine Vermutung parat: „Bei größeren Events sind die Ortstafeln ein beliebtes Mitbringsel.“ Auch die Bürgermeisterin weiß: „Im Sommer gibt es viele Open-Air-Konzerte, da nehmen die das einfach mit.“

Schnappschüsse mit Ortsschildern auf Festivals

Dass die beiden damit nicht falsch liegen, zeigen zum Beispiel ins Internet eingestellte Schnappschüsse vom dreitägigen Spring Break, einem auf der Halbinsel Pouch bei Bitterfeld stattfindenden Musikfestival. Darauf entdeckt man immer wieder Ortseingangsschilder, die den jungen Leuten als Erkennungszeichen dienen. Von Halle oder Magdeburg, Klein Schwechten oder Mansfeld.

Schilder, die an den Zelten der Festivalteilnehmer hängen oder von ihnen für Erinnerungsfotos lachend in die Luft gehalten werden. Diese Bilder sind allerdings schon zwei Jahre alt - auch damals wurden im ganzen Seeland zahlreiche Ortstafeln gestohlen.

„Natürlich ermittelt die Polizei“

Auf den aktuellen Fotos der Open-Air-Veranstaltungen ist nichts mehr davon zu sehen. Offenbar haben die Diebe dazugelernt, denn für die Polizei waren die unvorsichtigen Täter so leichte Beute. „Da wurde sogar mal jemand aus Bernburg erwischt“, kann sich Felgenträger noch erinnern.

„Natürlich ermittelt die Polizei“, sagt Klaus Peter Schneider. Der Sprecher des Polizeireviers Salzlandkreis spricht von Diebstahl. Denn auch, wenn manche Täter das für ein Kavaliersdelikt halten würden, das sei es nicht. Dafür gebe es definitiv eine Anzeige, die mit einer Geld- oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann.

Allerdings brauche die Polizei Hinweise, einen Ermittlungsansatz, sonst werde das Verfahren eingestellt, sagt Schneider. Und Bürgermeisterin Meyer appelliert an die Zivilcourage. „Vielleicht weiß ja jemand was. Jeder sollte da die Augen offenhalten.“ Denn eine 24-Stunden-Kontrolle sei nicht machbar.

Neuanschaffung der Ortsschilder kostet 2.000 Euro

„Die Vorgehensweise der Diebe wird immer dreister“, klagt Ralf Felgenträger, der weiß, dass der Schilderklau keine Eintagsfliege ist. Regelmäßig werden in diesem Bereich die Schilder gestohlen. Erst im Frühjahr das letzte Mal. Auch die Tafeln von Dröbel, einem Ortsteil von Bernburg, seien heiß begehrt, so der Betriebsleiter weiter.

Der ist richtig sauer. Denn die Kosten für die neuen Seeland-Schilder belaufen sich auf immerhin 2.000 Euro. „Was das ohnehin schmale Budget des Kreiswirtschaftsbetriebes erheblich schmälert.“

„Ich bin wütend“, sagt Bürgermeisterin Heidrun Meyer

„Ich bin wütend“, gesteht deshalb auch Heidrun Meyer. „Die Leute denken nicht zwei Tage weit. Da haben sie die Schilder für die kurze Zeit, am Ende liegen sie dann irgendwo im Straßengraben und der Kreiswirtschaftsbetrieb bleibt auf den Kosten sitzen.“ Geld, von dem man andere Dinge hätte machen können. „Das ist ärgerlich!“

Und es sei nicht auszuschließen, dass das die nächsten Jahre erneut passiere. Deshalb bittet sie die Bürger, die Augen aufzuhalten. „Und ich denke, wenn man die Täter findet, müsste man sie härter bestrafen.“ Denn schließlich würden fehlende Ortseingangsschilder auch den Straßenverkehr gefährden.

Lieferzeit beträgt sechs bis acht Wochen

Damit erst einmal niemand in die Orte hineinrast, wurden deshalb die Schilder für die Geschwindigkeitsbegrenzung angebracht. Denn bis die neuen Tafeln kommen, dauert es noch ein bisschen. „Da es sich um Einzelanfertigungen handelt, beträgt die Lieferzeit sechs bis acht Wochen“, informiert Ralf Felgenträger und verspricht, dass die Schilder, sobald sie da sind, gleich wieder angebaut werden.

(mz)