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Frose Frose: Dem altem Schulhaus droht Abriss

Von Regine Lotzmann 21.06.2016, 08:58
Die Ortschaftsräte sehen für die alte Schule in Frose keine Zukunft mehr. Eine Sanierung wäre zu teuer.
Die Ortschaftsräte sehen für die alte Schule in Frose keine Zukunft mehr. Eine Sanierung wäre zu teuer. Frank Gehrmann

Frose - Die alte Schule von Frose ist mit vielen Erinnerungen verbunden. Hier oben - gleich neben der Stiftskirche - wurden zu DDR-Zeiten die ersten bis dritten Klassen unterrichtet. Da gab es einen Werkraum, in dem die Jungen und Mädchen feilen und sägen lernten und von dem sie einen schönen Blick auf den sonnigen Pausenhof hatten. Im Schulzimmer der ersten Klasse war neben der Tafel ein mit Vorhängen abgeteilter kleiner Verschlag hingezimmert, hinter dem die Schlafliegen für die Kinder aufgestapelt waren.

Oben unter dem Dach dagegen hatte sich der Hort eingerichtet, in dessen Küche stets ein großer Kübel duftender Tee und Marmeladenbrötchen auf die Kinder warteten. Und ein Foto von der Eingangstreppe zu diesem Gebäude hatte wohl einst jeder Froser Haushalt im Fotoalbum kleben. Denn hier wurden zur Einschulung die neuen Klassen fotografiert.

„Das ist ein historisches Gebäude, das mit Frose verwachsen ist“, weiß Ortsbürgermeister Mario Kempe. Doch die unter Denkmalschutz stehende Schule sei heute nur noch ein Schatten ihrer selbst: „Jetzt fallen gerade alle Decken ein“, bedauerte Kempe auf der jüngsten Ortschaftsratssitzung. Teile des Daches seien kaputt.

In den Dachrinnen, so sie noch vorhanden sind, wachsen kleine Bäume und überall bröckelt der Putz. Denn die Feuchtigkeit hat sich in Wänden und Böden eingenistet. Nur die Grundsicherung und die Rettung des Obergeschosses würden 600.000 Euro kosten, erklärte Sven Kattner (CDU) und meinte angesichts klammer Stadtkassen: „Das ist einfach Utopie!“

„Das, was wir damit vorhatten, wird wohl nichts mehr“, überlegte auch Andreas Engelmann (CDU). „Ich bin deshalb dafür, die alten Pläne fallen zu lassen.“ Die sahen unter anderem vor, die Schule zu sanieren und in das Quartier Kirchberg mit einzubeziehen. Als Toilettenanlage, kleines Bistro und Ausstellungsort.

„Die Kosten für eine Sanierung sprengen aber jeglichen finanziellen Rahmen“, fand auch Dieter Gleichner (Wählervereinigung Froser Bürger) und befürwortete - wie die anderen Räte auch - die Idee des Ortsbürgermeisters, die Schule abzureißen und dort ein Funktionsgebäude mit Toiletten und Bistro hinzubauen.

Als Grundstock für diese Aktion möchte Kempe den mit 10 000 Euro dotierten Romanik-Sonderpreis nutzen, den Frose für die Gestaltung des Platzes der Begegnung erhalten hat (die MZ berichtete). Mit diesem Preis sollen weitere Fördergelder eingeworben werden. „Die Eintrittskarte haben wir auf dem Tisch liegen, nun müssen wir was machen“, fand der Ortsbürgermeister.

In der Zwischenzeit will sich die Verwaltung über die Förderrichtlinien informieren, an die der Sonderpreis geknüpft ist, und schauen, ob das unter Denkmalschutz stehende Gebäude überhaupt abgerissen werden darf. „Dann müssen wir uns mit der Kirche kurzschließen“, kündigt Kempe den nächsten Schritt an. Ist die Meinung der Kirchgemeinde eingeholt, wollen die Räte zur Leader-Gruppe gehen, bevor sie ihre Ideen dann dem gesamten Stadtrat unterbreiten.

Erste Kontakte zu Leader hatte Ortschaftsrat Dieter Gleichner bereits geknüpft. „Ich habe erzählt, was wir vorhaben. Und sie waren begeistert und möchten herkommen, um uns zu beraten, was genau gemacht werden kann“, informierte Gleichner, der den Sonderpreis als Signal sieht, das seit Jahren geplante Quartier Kirchberg endlich zu Ende zu bringen. (mz)