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Feuerwehr-Unfall bei Plötzkau Feuerwehr-Unfall bei Plötzkau: Alptraum unter Blaulicht

Von Oliver Müller-Loery 08.07.2016, 13:24
Auf der Fahrt zum Einsatz überschlug sich das Feuerwehrauto aus Plötzkau.
Auf der Fahrt zum Einsatz überschlug sich das Feuerwehrauto aus Plötzkau. Conny Schreiber

Plötzkau - Am Vormittag nach dem schweren Unfall mit einem voll besetzten Feuerwehrauto steht Andreas Brauns Handy nicht still. Fast minütlich rufen den Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Plötzkau Freunde, Kollegen und Angestellte von Landkreis und Gemeinde an.

Es grenzt an ein Wunder, dass der 45-Jährige so kurz nach dem schweren Unfall schon wieder telefonieren kann. Wer sich das Fahrzeug, in dem er in der ersten Reihe gesessen hat, ansieht, muss eigentlich mit dem Schlimmsten rechnen.

Überschlag nach Zusammenstoß

Am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr passiert es: Die Feuerwehr Plötzkau wird zum Brand einer Landmaschine bei Aderstedt gerufen (MZ berichtete). Mit Blaulicht und Martinshorn fahren die Helfer los. Doch auf der kurvigen und recht engen Straße zwischen Bründel und Aderstedt gerät das tonnenschwere Löschfahrzeug mit neun Feuerwehrleuten an Bord plötzlich und aus bislang ungeklärter Ursache ins Schlingern und stößt mit einem Peugeot und einem Trabant zusammen. Das Feuerwehrauto überschlägt sich und bleibt auf der Seite im Graben liegen. Der Fahrer wird schwer verletzt, genauso wie die drei Insassen aus den beiden beteiligten Autos. Alle Unfallopfer werden vorsorglich in verschiedene Krankenhäuser in der Umgebung gebracht.

Wehrleiter Andreas Braun erinnert sich noch an die letzten Momente vor dem Umstürzen des Feuerwehrautos: „Ich habe aber nicht gemerkt, was passiert ist, denn ich habe die ganze Zeit nach dem Brandort Ausschau gehalten“, sagt der erfahrene Feuerwehrmann. Weil er Anführer der Mannschaft im Auto ist, sitzt er auf dem rechten vorderen Sitz. So ist es bei der Feuerwehr üblich.

Dann habe das Feuerwehrauto schon zwei andere Wagen touchiert und sei immer mehr ins Schlingern geraten. „Man muss bedenken, so ein Löschfahrzeug hat 2.000 Liter Wasser im Tank. Das schaukelt sich auf“, sagt Braun. Das Fahrzeug habe eine immer stärkere Eigendynamik entwickelt, schließlich habe der Fahrer noch Autos und Bäumen ausweichen wollen.

Irgendwann seien die Kräfte so groß geworden, dass das Auto in den Graben gefahren sei und sich überschlagen habe. „Den Brand, zu dem wir gerufen wurden, blendet man völlig aus in dem Moment“, sagt Braun. Andere Feuerwehrfahrzeuge seien den Unfallopfern sofort zu Hilfe gekommen, außerdem habe er einen Notruf über Funk abgesetzt, erinnert sich der Feuerwehrmann.

Moderne Unfallaufnahme

Dass der Fahrer mit kräftigen Lenkbewegungen versucht haben muss, das Auto wieder in die Spur zu bringen, zeigen auch die massiven Reifenspuren, die am Tag nach dem Unfall noch auf der Straße zu sehen sind. Die Polizei hat die Unfallspuren mittlerweile mit einem modernen Verfahren und sogar mit Hilfe eines Hubschraubers gesichert. „So kann auch ein großes Feld kartografiert werden. Später kann man sich die Unfallstelle dann noch einmal maßstabsgetreu anschauen“, erklärt Marco Kopitz, Sprecher des Polizeireviers Salzlandkreis.

„Wichtig ist, dass die Kameraden wieder gesund werden“

Derzeit laufen die Ermittlungen nach der Ursache des Unfalls noch. Es ist nicht bekannt, warum das Feuerwehrauto von der Straße abkam. „Wir gehen nach derzeitigen Ermittlungen aber davon aus, dass der Fahrer des Feuerwehrautos als Unfallverursacher in Frage kommt“, so Kopitz. Die Schadenshöhe schätzt er auf insgesamt 130.000 Euro. Allein das erst elf Jahre alte Feuerwehrauto kostet um die 100.000 Euro.

Wer auch immer für den Unfall verantwortlich ist, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saale-Wipper, Steffen Globig ist froh, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist. „Wichtig ist jetzt erst einmal, dass die Kameraden wieder gesund werden. Das Material ist eine andere Sache“, so Globig. Am Wochenende sollen auch die anderen verletzten Feuerwehrleute aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Für eine Woche werde man die Feuerwehr Plötzkau abmelden, das heißt, sie wird keine Einsätze übernehmen. Einerseits ist das wichtigste Fahrzeug der Wehr nicht nutzbar, zum anderen müssen die Feuerwehrleute den Unfall erst einmal verarbeiten. Einsätze übernehmen bis dahin umliegende Feuerwehren, vorrangig die in Alsleben.

Bis es ein neues Fahrzeug gibt, könnten noch etliche Monate vergehen. „Wir müssen erst einmal sehen, was die Versicherung sagt. Wenn dann irgendwann das Geld da ist, müssen wir sehen, woher wir ein Fahrzeug kriegen“, so Globig. (mz)