Tschüss Herr Direktor! Erik Heim Leiter der Seelandschule Nachterstedt geht in Rente: Nach über 40 Berufsjahren

Nachterstedt - Die Umzugskartons stehen bereit. Doch mehr als vier Jahrzehnte Berufsleben in Kisten zu verpacken, fällt Erik Heim, dem Leiter der Seelandschule, alles andere als leicht. „Da kann man schon nostalgisch werden“, gibt er zu und blättert in seinem Büro in alten Unterlagen, sichtet Fotos und Zeitungsartikel.
Erik Heim hat seinen Lehrerberuf mit viel Leidenschaft und Herzblut ausgeübt. „Doch eigentlich wollte ich etwas anderes studieren, zum Beispiel Literatur oder Journalismus“, erinnert sich der 65-Jährige. „Aber man hatte ja nicht immer die Wahl. Zudem war ich in der katholischen Jugend und nicht in der FDJ.“
Und doch geht damals nach dem Abitur im Jahr 1973 eine Tür auf. „Mir wurde angeboten, Lehrer zu werden. Vermutlich hatten sie zu viele Frauen und suchten noch männliche Lehrer“, sagt Erik Heim schmunzelnd.
Ursprünglich wollte Erik Heim Literatur oder Journalismus studieren
Und somit war die Entscheidung gefallen, und das Studium sagte ihm zu. Heim lehrte nach der Zeit an der Hochschule zunächst in Quedlinburg und Gatersleben. Zur Wendezeit tauschte er aber zunächst Kreide gegen Aktenmappe und wurde stellvertretender Schulrat des Landkreises.
„Das war eine spannende Zeit. Schulen mussten neu strukturiert und Lehrer verteilt werden.“ Doch schnell habe er damals erkannt, dass er seine Berufszeit nicht auf einem Bürostuhl verbringen möchte. „Ich wollte zurück in den Klassenraum, mit Schülern und Lehrern arbeiten, Wissen vermitteln.“
1992 hat sich Erik Heim dann für die Schulleiterstelle an der damaligen Sekundarschule in Hoym beworben - und wurde genommen. „Das war alles sehr aufregend. Wir haben uns noch mitten in der Umstrukturierung befunden.
Schule, so wie sie zu DDR-Zeiten lief, wollten wir nicht mehr. Stattdessen war es uns wichtig, ein respektvolles Miteinander und freies Denken und Lernen zu fördern. Die Schüler sollten eigene Gedanken entwickeln dürfen.“
Heim legt Wert auf freies Lernen und Schüler, die eigene Gedanken entwickeln
Es folgten spannende Jahre an der Hoymer Schule. „In den 1990er Jahren war eine unserer Kernaufgaben die Schüler fit für die Ausbildung zu machen. Es gab viele Schulabgänger und nur wenige Ausbildungsplätze. Das Bild hat sich total geändert“, erzählt er. Und auch mit den sinkenden Schülerzahlen musste man sich beschäftigen.
Als Konsequenz daraus ist 2005 die Hoymer Sekundarschule geschlossen worden. Schüler aus dem Seeland lernen seitdem an der Seelandschule in Nachterstedt.
„Das war eine schwierige Zeit. Es gab Demonstrationen, und nicht jeder war glücklich mit der Entscheidung“, weiß Erik Heim. Doch mittlerweile sein man zusammengewachsen.
Erik Heim freut sich auf mehr Zeit im Privatleben und die Musik der 1960er Jahre
Für Erik Heim beginnt nun ein ganz neuer Lebensabschnitt. „Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich nun in den Ruhestand gehe. Nach so vielen Jahren und so vielen Erlebnissen.“ Er freut sich auf mehr Zeit mit seinen Kindern.
„Und auf viele Konzerte! Ich bin Musikfan und liebe die Musik der 60er bis 80er.“ Dass coronabedingt so viele Konzerte ausfallen, findet er schade. Schließlich sei die Vorfreude auf die Auftritte von Paul McCartney oder Deep Purple groß gewesen. „Doch das hole ich alles nach, ich habe ja jetzt Zeit.“ (mz)