Die Zerreißprobe Die Zerreißprobe: Schackstedter SV verliert Spitzenspiel und Trainer

Schackstedt - Viel Betrieb herrscht für gewöhnlich nicht auf der Facebook-Seite des Schackstedter SV. Hier und und da findet man unter den Beiträgen mal einen Kommentar, die meisten werden jedoch nur mit einer „Gefällt mir“-Angabe zur Kenntnis genommen. Am Montagabend sorgte eine Meldung allerdings für Erstaunen und teilweise Entrüstung: „Schackstedt verliert das Spitzenspiel gegen Ilsenburg und entlässt nach Spielschluss den Trainer.“
Alexander Rebel wurde nach der 0:2-Niederlage gegen Grün-Weiß Ilsenburg also entlassen. Bei Facebook häuften sich Kommentare, die Unverständnis ausdrückten: „Krass!“, „Scherz, oder???“, „Kann man nicht verstehen.“ Und auch ein Spieler meldete sich zu Wort. Verteidiger Robert Gretzschel schrieb: „Großer Fehler.“
Das Team stand hinter dem Trainer
Und in der Tat, auf den ersten Blick wirkt die Entlassung vorschnell. Immerhin spielt der Schackstedter SV eine höchst erfolgreiche Saison und belegt acht Spieltage vor Schluss den zweiten Rang. Die Wahrscheinlichkeit, dass der SSV am Saisonende unter den ersten drei steht und damit das Saisonziel, oben mitzuspielen, erreicht, ist groß. Außerdem wusste Alexander Rebel die komplette Mannschaft hinter sich.
Obwohl der Trainer bereits vor einigen Wochen ankündigte, den Verein am Saisonende in Richtung SV Baalberge zu verlassen, um mehr Zeit für seine Familie zu haben - der 36-Jährige ist im vergangenen Sommer zum ersten Mal Vater geworden - entschied sich das Team explizit dazu, die laufende Saison gemeinsam mit Rebel zu beenden. Und die Mannschaft zeigte dementsprechend auch Charakter.
In Hötensleben gewann ein stark ersatzgeschwächtes Team vor zweieinhalb Wochen mit 3:0. Weshalb Alexander Rebel die kurzfristige Freistellung „traurig“ findet. „Aber ich habe damit gerechnet“, so Rebel, „und muss das akzeptieren.“
Denn da wäre auch noch der zweite Blick auf die Entlassung. Rebel hatte bei Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren verkündet, fünf Jahre als Coach bleiben zu wollen. Im Sommer wird aber nach nur drei Jahren Schluss sein, weshalb SSV-Präsident Andreas Gerstenberger nach der Niederlage gegen Ilsenburg am Ostermontag erklärte: „Das Vertrauen, das die Grundlage jeder Zusammenarbeit bildet, ist nicht mehr vorhanden.“
Doch warum folgt dieser Schritt dann erst jetzt und nicht schon vor einigen Wochen, als Alexander Rebel seinen Abschied verkündete? Und warum sitzt man die restliche Spielzeit nicht einfach aus, zumal die Mannschaft nachweislich hinter dem Trainer stand? Andreas Gerstenberger wollte sich am Montagabend nicht weiter äußern. Der SSV-Präsident gab an, sich nach der kommenden Partie gegen die ZLG Atzendorf zu erklären.
Derkach übernimmt bis Sommer
Dort nicht im Kader stehen wird Weliko Paul. Der ehemalige Torjäger von Eintracht Winningen - seit Saisonbeginn beim SSV - wird nach der Trainerentlassung nicht weiter für den Zweitplatzierten auflaufen. Zu den Gründen wollte der 26-Jährige nichts sagen.
Bis Saisonende wird nun Ex-Spieler Oleg Derkach das Traineramt interimsweise übernehmen. Ein neuer Coach soll dann, wie die ganze Zeit vorgesehen, im Sommer kommen. Bis dahin steht der Schackstedter SV allerdings vor einer großen Zerreißprobe. (mz)