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Concordia-See Concordia-See bei Nachterstedt: Anwohner wurden von LMBV bewusst nicht über Sprengungen informiert

Von Christiane Rasch 01.06.2018, 07:53
Der Rutschungskessel am Concordiasee bei Nachterstedt wird stellenweise verdichtet.
Der Rutschungskessel am Concordiasee bei Nachterstedt wird stellenweise verdichtet. Frank Gehrmann

Nachterstedt - Es passiert jeden Tag gegen 15 Uhr. Von Montag bis Freitag wackeln bei einem MZ-Leser die Wände. Auch drei laute Knalle seien zu hören. Der Nachterstedter scheint besorgt und vermutet, dass Sprengungen im Tagebau die Ursache sein könnten. „Aber wieso wird da keiner informiert, wenn sogar die Gebäude wackeln“, fragt er.

Tatsächlich werden seit Ende April Sprengungen im Rutschungskessel des Nachterstedter Tagebaus durchgeführt, sagt Dietmar Onnasch von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV). Der zuständige Abteilungsleiter erklärt, dass diese zur Verdichtung des Untergrunds dienen sollen. Bereits 2016 seien erfolgreich erste Versuche mit kleinen Sprengladungen unternommen worden.

Sprengungen sollen Luft und Wasser aus Boden nach oben drücken

Nun geht es an die Umsetzung auf einer rund 100 Mal 50 Meter großen Fläche des Rutschungskessels. Mit Hilfe kleiner Sprengladungen werden Luft oder Wasser aus dem Boden nach oben gedrückt und entweichen an der Oberfläche. Auf diese Weise sollen sich kleinere Hohlräume nahe dem Ufer weiter verdichten.

Denn bislang war der Untergrund im Rutschungskessel nicht ausreichend tragfähig, um darauf eine Böschung aufbauen zu können. Ende kommender Woche sollen die Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein. Ziel ist es laut Bergbausanierer, die Gefahr plötzlich auftretender Böschungsbewegungen am Tagebau auszuräumen.

Eine Sprengung zwischen 15 und 17 Uhr in rund 20 Meter Tiefe

Laut Onnasch werde tagsüber gebohrt, nach der Schicht erfolge dann zwischen 15 und 17 Uhr eine Sprengung in rund 20 Metern Tiefe. Mit lauten Geräuschen oder einem Knallen, von denen ein Bewohner Nachterstedts berichtete, sei das jedoch nicht verbunden.

Zu dessen Kritik, dass die Nachterstedter über die aktuellen Arbeiten nicht informiert wurden, sagt Onnasch, dass man sich bei der LBMV bewusst dagegen entschieden habe. Allerdings nicht mit der Absicht, etwas zu vertuschen.

Stattdessen erklärt Onnasch, dass bei den Tests vor zwei Jahren die Bürger umfassend informiert worden seien - mit der Folge, dass sie beunruhigt waren. „Die Leute hatten Angst und haben zum Teil ihre Kinder nicht mehr in die Kita gebracht“, erinnert sich Onnasch.

Auch jetzt hätten sich bereits Anwohner bei der LMBV gemeldet, weil sie Erschütterungen wahrgenommen haben. Die Sorgen sind laut Onnasch unbegründet. Regelmäßig würden in Nachterstedt Messgeräte aufgestellt, um die sogenannte Springbeschleunigung zu kontrollieren.

„Der Wert liegt weit unter dem für Häuser zulässigen Grenzwert und ist somit nicht gefährlich“, versucht er Bedenken der Anwohner auszuräumen. Die Erschütterung seien nicht stärker, als wenn ein Lastkraftwagen durch die Straße fahre.

Die aktuellen Arbeiten am Concordiasee sind Teil einer Sanierung des Ufers. Die wiederum ist nötig, weil sich 2009 ein Unglück mit mehreren Toten ereignete. In den frühen Morgenstunden waren große Teile eines Hangs abgerutscht.

(mz)