Breitensport in Aschersleben Breitensport in Aschersleben: Glückliche Kilometerfresser

aschersleben - Ganz langsam schlurfte er zur nächstgelegenen Bank. Nicht weil er es so wollte, sondern weil er musste. „Aber gleich kann es es losgehen“, meinte Andy Henneberg. Er lachte. Die Endorphine übertrafen in diesem Moment dann doch die Schmerzen. Henneberg hatte soeben 82 Mal die Ascherslebener Herrenbreite umrundet, und dabei beim Acht-Stunden-Lauf für einen neuen Rekord gesorgt. „Es war ein super Lauf“, freute sich der Sieger, „aber auch sehr schmerzhaft.“
Knapp über 80 Kilometer
Zum mittlerweile dritten Mal fand am Sonnabend der Ascherslebener BeWegWasTag statt. Highlight dabei war wieder einmal der Acht-Stunden-Lauf. Ein Wettkampf, „der in Deutschland vielleicht einzigartig ist“, wie Mitorganisator Adrian Einecke meinte. Und vor allem ein Wettkampf, für den manche bereit sind an ihre körperlichen Grenzen zu gehen. Insbesondere die Einzelstarter zeigten „Wahnsinns-Leistungen“, wie Einecke erklärte.
Doch woher kommt der Ansporn, acht Stunden lang auf der Herrenbreite seine Runden zu drehen? „Darüber sollte man nicht nachdenken“, schmunzelte Katrin von Iven, die ihren 2013 eigens aufgestellten Rekord von 74 Runden in diesem Jahr steigern konnte, und 80 Mal die 980 Meter lange Strecke umrundete. Aber wenn man es doch tut? Also: Woher kommt der Ansporn? „Dass man es hinterher geschafft hat“, meinte Klaus Digmann. Denn: „Anfangs ist es noch ganz angenehm“, erklärte der Mann mit dem vielleicht markantesten Laufstil, „aber irgendwann wird es eine Qual.“
Doch es ist die Leidenschaft zum Laufsport, die antreibt. „Ich laufe seitdem ich sechs Jahre alt bin“, verriet Wolfgang Sandtner. „Ich habe das einfach schon immer gemacht.“ Dennoch ist ein Acht-Stunden-Lauf natürlich noch einmal eine ganz andere Herausforderung, auf die man sich nicht vorbereiten kann. „Ich sage es mal so“, meinte Sandtner, „entweder man hat es, oder man hat es nicht.“ Denn: „Auf sowas kann man nicht hintrainieren“, sagte Andy Henneberg. Doch man kann sich Ziele setzten. Wie es der Sieger gemacht hat: „75 Runden wollte ich schaffen“, erzählte Henneberg. Am Ende waren es 82 - und damit knapp über 80 Kilometer.
Eine schier unglaubliche Belastung. Doch: „Der Mensch ist ein Läufer“, meinte Adrian Einecke, „und mit ein bisschen Training ist halt vieles möglich.“ Dennoch geht es natürlich nicht acht Stunden am Stück lockeren Schrittes. „Nach zwei Stunden tut jede weitere Runde nur noch weh“, erklärte Andy Henneberg. Und auch Klaus Digmann gab zu, „dass man irgendwann eigentlich fertig ist“.
Denkt man da nicht zeitweise ans Aufgeben? „Es gibt Phasen, da will man nicht mehr, aber das ist reine Kopfsache“, erklärte Katrin von Iven, die Minuten nach dem Lauf noch strahlte. „Und diese Stimmung hält auch noch drei Tage“, meinte von Iven. Etwas länger hält die körperliche Belastung an.
„Ich laufe das einfach.“
„In der nächsten Woche stelle ich alles auf Sparflamme“, lachte Andy Henneberg. „Richtig trainieren kann man jetzt erst mal nicht“, sagte auch Klaus Digmann, „aber ein bisschen Bewegung, mit dem Rad zum Beispiel, ist drin.“
Für das Organisatoren-Team um Adrian Einecke geht es nach Vorbereitung und Durchführung des dritten Ascherslebener BeWegWasTag nun an die Nachbereitung. Und Einecke, der im Staffelwettbewerb selber einige Runden drehte und zudem immer wieder als Kommentator und Organisator gefragt war, konnte schon kurz nach dem dritten Lauf ein positives Fazit ziehen. „Wir sind mit allem super zufrieden“, meinte er, „die Stimmung war richtig gut.“
Eine Meinung, die auf Zustimmung unter den Teilnehmern traf. „Es war wirklich ein super Lauf“, meinte Wolfgang Sandtner, der sein Ziel, sein letztjähriges Ergebnis (47 Runden) zu übertreffen, mit 49 Umrundungen erreichte.
Viel Pause steht für ihn übrigens jetzt nicht auf dem Programm. Am kommenden Sonnabend nimmt Wolfgang Sandtner in Schwerin an einem 30-Kilometer-Lauf teil. Wie er das nach dieser großen Belastung macht? „Ich gehe da hin und laufe das einfach.“ (mz)
