Wasserturm in Hoym Brandschutzmaßnahme in Hoym: Turm mit Geheimvorrat

Hoym - 3. August 2015, 4 Uhr morgens im Hoymer Gewerbegebiet: Dutzende Feuerwehrleute versuchen zu retten, was zu retten ist. Doch sie haben keine Chance. Gierig fressen sich die Flammen durch ein Möbelhaus, von dem am Ende nur noch ein paar verkohlte Wände stehen.
Was über bleibt, sind Schäden in Millionenhöhe und frustrierte Feuerwehrleute, kommt die Löschwasserversorgung im Gewerbegebiet doch einer Katastrophe gleich.
Wasserturm in Hoym: Bauwerk ist 40 Meter hoch
Genau zwei Jahre später wird nur einen Steinwurf von der Unglücksstelle entfernt am neuen Löschnetzwerk gebaut: Am Wasserturm sind Erdhügel aufgeschüttet, Kran und Bagger flankieren das 40 Meter hohe Bauwerk. Und das ratternde Surren einer Stichsäge dröhnt durch den sonnigen Vormittag.
Gekonnt schneiden die Handwerker eine der schwarzen Platten zu, die die Decke der Zisterne so abdichtet, dass am Dienstag der noch fehlende Betondeckel darauf gegossen werden kann.
„Die sind so schnell“, schaut Steffen Schmidt vom Ermslebener Ingenieurbüro Lübbers den Männern von der Schalungs- und Behälterbau-Firma Beutler und Lang einige Momente lang zu.
Die kommt aus Marktbreit in der Nähe von Würzburg und ist auf den Behälterbau - egal ob für Trinkwasser, Klär- oder Biogasanlagen - spezialisiert. Noch am vergangenen Montag klaffte neben dem Wasserturm ein tiefes Loch. Am Mittwoch sind die Männer schon fertig.
Wasserturm in Hoym: Gigant ist ein Stück Sicherheit
„Der Topf ist etwa vier Meter tief und hat einen Durchmesser von 8.50 Meter“, beschreibt Steffen Schmidt die Ausmaße des gigantischen Stahlbetonbehälters, der für das Hoymer Gewerbegebiet ein Stück Sicherheit ist.
Denn der fasst künftig 200 Kubikmeter Löschwasser und stockt die Kammer im Wasserturm mit ihren ebenfalls 200 Kubikmetern so auf, dass der geforderte Löschwasserbedarf für ein Gewerbe- und Industriegebiet über zwei Stunden bereitgestellt werden kann.
So, wie es gesetzlich gefordert ist. Und mit stabilen Druckverhältnissen.
Wasserturm in Hoym: Zweiter Bauabschnitt soll Mitte Oktober fertig sein
Etwa Mitte Oktober will die Ermslebener Firma Agens Spezialtiefbau, für die auch das Marktbreiter Behälterbau-Unternehmen arbeitet, mit diesem zweiten Bauabschnitt fertig sein.
„Von der Zisterne ist dann nichts mehr zu sehen. Die wird völlig von Erde überdeckt sein, und es kommt wieder Gras drauf“, kündigt Steffen Schmidt an. „Nur das Anschlussrohr schaut oben raus, damit die Feuerwehr im Notfall einen Schlauch anschließen kann. “
Vorangegangen waren diesen Arbeiten das Verlegen von Rohren, mit denen das Löschwasser im Gewerbegebiet verteilt werden kann. „Und weil es Sinn macht, soll gleich noch ein dritten Bauabschnitt mit angeschlossen werden“, spricht Seeland-Bürgermeisterin von dem Wohngebiet, das an den Edeka-Markt grenzt. „Damit wäre praktisch das ganze Gebiet hinter der Selke abgesichert“, meint Heidrun Meyer - und hat gleich noch eine gute Nachricht zu verkünden: Das Möbelhaus, das vor zwei Jahren ein Raub der Flammen, inzwischen aber wieder aufgebaut wurde, wird Anfang November erneut seine Einkaufstüren öffnen. „Ich freu mich darüber“, sagt die Bürgermeisterin.
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An den Hoymer Wasserturm, der durch eine Zisterne bald 400 Kubikmeter Löschwasser vorhalten kann, soll nun auch das Wohn- und Einkaufsgebiet am Edeka mit angeschlossen werden. Damit wäre, so die Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer, der gesamte Bereich hinter der Hoymer Selke brandschutztechnisch abgesichert. Mit der Feuerwehr sei das abgestimmt, informiert Heidrun Meyer weiter. „Auf der Stadtratssitzung am Dienstag sollen die Arbeiten vergeben werden“, kündigt sie an. „Im ersten Bauabschnitt haben wir Löschwasserleitungen bis zum Möbelhaus und zur Lebenshilfe verlegt und da binden wir die anderen Leitungen an“, erklärt Bauamtsleiterin Andrea Kretschmer. Die sollen dann durch die Kampstraße über den Freiheitsplatz, ein Stück die Froser Straße entlang und durch die Waschholz-Straße führen. In der Kampstraße werden von der Midewa auch neue Wasserleitungen verlegt. Bis zum Jahresende soll das abgeschlossen sein.
„Allerdings ist es vernünftig, da auch gleich die Straßendecke mitzumachen“, meint die Bürgermeisterin. Deshalb wolle die Stadt nun Fördermittel für den Straßenbau beantragen.
Nach der Stadtratssitzung am Dienstag, wenn die Arbeiten für die Verlegung der Löschwasserleitungen vergeben sind, sollen die betroffenen Anwohner über die anstehenden Bauarbeiten informiert werden. (mz)