Bernburger Ruderclub Bernburger Ruderclub: Vorfreude auf den nächsten Ball
BERNBURG/MZ. - Beinahe hat es Jana Schmidt geahnt, dass sie nicht drum herum kommt - um das Ständchen und den Glückwunsch vor über 200 Leuten. Schließlich ist es an diesem Samstag nicht das erste Mal, dass ihr Geburtstag auf den Termin des Ruderballs fällt. Und da sie zu den Organisatoren des Balls, der in diesem Jahr zum 31. Mal stattfand, gehört, kann sie sich schlecht drücken. Die freundliche Frau ist diejenige, die sich um den Kartenverkauf kümmert. Beinahe 240 Karten ist sie dieses Mal losgeworden und damit mehr als im vergangenen Jahr, freute sich die frisch gebackene 37-Jährige. "Auch wenn wir die 250er Marke nicht ganz geknackt haben."
Schon als Kind begann Jana Schmidt mit dem Rudern beim Bernburger Ruderclub (BRC), und nach einer Pause als Jugendliche arbeitete sie später als Übungsleiterin im Verein. Seit 15 Jahren, schätzt sie, hilft sie nun bei den Vorbereitungen für den Ball. "Da sind wir schon stolz drauf. Das ist jedes Jahr ein festlicher Höhepunkt in Bernburg", sagte Schmidt.
Sie war zwar die einzige, die ein so exklusives Geburtstagsständchen bekam. Sie war aber an diesem Abend bei weitem nicht die einzige, die vor die Bühne zitiert wurde. Alle erfolgreichen Teilnehmer an Bundeswettbewerben und Landesmeisterschaften, Masters-WM und Worldcups wurden im Kurhaussaal geehrt. Die Liste der Sportler war sogar lang, dass BRC-Trainer Maik Wartmann beim Verlesen der Namen beinahe Kevin Schalkowski vergessen hätte, und der wurde im vergangenen Jahr immerhin Landesmeister im Doppelvierer. An zwölf Regatten und Ergometerwettbewerben hatten die Ruderer teilgenommen. Insgesamt 86 Siege, 17 davon bei der Bernburger Regatta, fuhren sie ein. Elf Nachwuchssportler hatten sich für den Bundeswettbewerb in Hürth qualifiziert und belegten mit dem Team Sachsen-Anhalt hinter Nordrhein-Westfalen Platz zwei.
Der BRC-Vorsitzende Gerhard Hartkopf, der selbst erst vor einer Woche beim Neujahrsempfang von Salzlandkreis und Sparkasse für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement geehrt worden war, blickte indes auf das vergangene Jahr zurück. Das stand ganz im Zeichen des Jubiläums "120 Jahre Rudersport in Bernburg". Aus diesem Anlass habe man eine Chronik angefertigt, was mit einigem Aufwand verbunden war, ebenso die Suche nach alten Fotos, berichtete Hartkopf. Am Jubiläumswochenende selbst, das verbunden wurde mit dem Wanderrudertreffen, sei seiner Meinung nach "alles perfekt" gewesen. "Nur das Wetter nicht - es war zu heiß", erinnerte der Vorsitzende an die sonnenreichen Tage im Juli.
Neben den sportlichen Erfolgen freute er sich auch über die Verbesserung der Trainings- und Wettkampfbedingungen. So konnte zum Anrudern im April endlich, nach beinahe fünf Jahren Kampf um Gelder, der neue Zielturm für 40 000 Euro eingeweiht werden. Zudem konnten zum Abrudern fünf neue Boote im Wert von beinahe 50 000 Euro getauft werden, auch dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren. "Das sind Momente, in denen Ehrenamt Spaß macht", sagte Hartkopf, dem bereits ein neues Projekt vorschwebt: Die Bootshalle soll erneuert werden. Die Frage der Finanzierung stellte er an diesem Abend aber erst einmal hintenan. "Heute wollen wir erstmal nur feiern."
Dieser Aufforderung kamen die Ballgäste sofort nach. Zunächst griffen sie am reichhaltigen Büfett mit diversen Fleisch- und Fischspeisen, Nudel- und Kartoffelaufläufen, großen Käseplatten und Salaten sowie süßen Desserts zu, um später zu Live-Musik der Band "Collage" auf dem Parkett das Tanzbein zu schwingen. Ruderer Florian Hartkopf, an diesem Abend dem Anlass angemessen mit Anzug und Krawatte, genießt diese festliche Atmosphäre des Balles. "Das ist ein würdiger Rahmen, unsere Leistungen zu würdigen. Dafür lohnen sich die Strapazen das ganze Jahr über", sagte der 24-Jährige, der sich für 2011 vorgenommen hat, an die Erfolge der Vorjahre anzuknüpfen. Auch für Rosanna Planer ist der Ballbesuch in jedem Jahr ein Muss. "Man kann sich schick anziehen, tanzen und Leute wiedersehen, die man schon lange nicht gesehen hat", sagt sie. Auch wenn sich die Zehntklässlerin vor eineinhalb Jahren vom aktiven Rudersport verabschiedet und für ihre schulische Laufbahn entschieden hat, hängt sie doch noch immer sehr an der Sportart, in der sie früher so erfolgreich war. Sooft es möglich ist, ist sie mit ihrem Vater im Bootshaus, erzählte die 15-Jährige. "Und ich werde auch in diesem Jahr jede Möglichkeit nutzen rauszufahren." Schon jetzt freue sie sich auf den Ruderball im kommenden Jahr.