Apfelernte bei Plötzkau Apfelernte bei Plötzkau: Kalte Dusche für die Pflücker

Plötzkau - Nasskalt ist es an diesem Morgen auf der Obstplantage der Familie Baumgraß in Plötzkau. Der Nieselregen weicht seit Stunden den Boden auf, erschwert Andreas Baumgraß und den fünf Mitarbeitern die Apfelernte. Zwischen den Baumreihen liegen bereits heruntergefallene Früchte, einige sind zerquetscht - der Ernte-Traktor hat seine Spuren hinterlassen.
Seit August werden die Äpfel geerntet. Zuerst die Früchte, die nicht lagerfähig sind, später die lagerfähigen. Je mehr Stärke ein Apfel besitzt, desto lagerfähiger ist er. Rund zwei Drittel der Äpfel hat Baumgraß schon geerntet, nun folgen die restlichen.
Am Ende werden es insgesamt rund 100 Tonnen Äpfel sein. 20 Tonnen lagert der Apfelbauer direkt auf seinem Hof ein, die restlichen Früchte werden nach Halle in eine gepachtete Lagerstätte gebracht. Geerntet werden vor allem die Sorten Elster, Gala und Jonagold. Letztere gehört in Deutschland zu den beliebtesten und hat rund 40 Prozent Marktanteil - der unangefochtene Lieblingsapfel der Deutschen.
Schwierige Ernte
„Der Nieselregen ist richtig unangenehm. An unserer Kleidung perlt er zwar ab, aber sobald wir nach oben greifen, tropft der Regen von den Blättern in den Ärmel und nässt alles durch - bis zur Achsel“, erklärt der 30-jährige Obstbauer. Die momentane Witterung sei schon grenzwertig für die Ernte.
Der jüngste Wetterwechsel von warm zu kalt ist ein extremer - vor allem für Menschen wie Andreas Baumgraß, der eine rund achteinhalb Hektar große Plantage mit Äpfeln, Pflaumen, Birnen, Kirschen und Aprikosen bewirtschaftet. Das Wetter muss für den Obstbauern das ganze Jahr mitspielen, damit später eine entsprechend große Menge an Früchten geerntet werden kann.
„Zu feuchtes und nasses Wetter ist hinderlich, weil es das Risiko eines Schädlingsbefalls nur erhöht“, so der 30-Jährige. Von den Pflückern besonders gefürchtet sei die Blattfeuchte - der Baum sauge sich wie ein Schwamm mit Wasser voll und gebe bei Berührung diese wieder ab. In Verbindung mit kaltem Wind sei die Pflückaktion ein echter Knochenjob, sagt Andreas Baumgraß.
Gerade haben seine Helfer - insgesamt sind es acht Frauen und Männer - die sechs großen Körbe, die von einem kleinen Erntetraktor gezogen werden, mit frisch gepflückten Äpfeln beladen. Alle Helfer haben ihre Kapuzen tief in die Stirn gezogen und schützen sich so vor dem Regen - lässig haben sie auf den Anhängern Platz genommen und lassen sich zum Hof fahren.
„Meine Leute machen nun ihre verdiente Pause“, erklärt der Apfelbauer. Um acht Uhr morgens fangen die Helfer an und bahnen sich ihren Weg durch die 40 Reihen, die von mehr als 12.000 Bäume gebildet werden. Pro Stunde holt ein geübter Pflücker zwischen 100 und 150 Kilo Äpfel von den Bäumen. Ein Baum kann bis zu 30 Kilo tragen - eine echte Schwerlast für die meist sehr kleinen Bäume.
Im Sommer hat dem Apfelbauern vor allem die lange Trockenperiode Probleme bereitet, weshalb er mit einem speziellen Bewässerungssystem seine Plantage und insbesondere den rund sechs Hektar großen Apfelbereich bewässern musste. Die starke Sonneneinstrahlung hat ihr Übriges dazugetan. Viele der Äpfel hätten einen Sonnenbrand erlitten.
„Dadurch habe ich in diesem Jahr Ernteeinbußen von zirka 20 Prozent“, erklärt der Obstbauer und zeigt einen betroffenen Apfel. Der Sonnenbrand zeichnet sich durch eine kreisrunde, bräunliche Verfärbung aus, die recht schnell faulen kann. Die „verbrannten“ Äpfel werden an den Bäumen gelassen oder fallen von selber herunter.
Dennoch zieht Andreas Baumgraß ein positives Fazit für das ablaufende Erntejahr. „Die Ernte war sehr gut“, sagt er und zeigt auf die noch mit Äpfeln prall behangenen Bäume. Auch die Pflaumen hätten sich sehr gut verkaufen lassen - aus einem Großteil der Äpfel macht er direkt auf dem Hof frischen Saft. Dafür kommt eigens eine mobile Mosterei zur Familie Baumgraß nach Plötzkau.
Regionale Vermarktung
„Wir verkaufen unsere Produkte hier vor Ort - der regionale Bezug ist uns sehr wichtig“, sagt Andreas Baumgraß. Im Kleinen würde für ihn „der Segen liegen. Man kennt seine Kunden und nur so kann ich auf der Plantage auch alte Sorten, wie beispielsweise Cox Orange oder Boskop, anbauen“, erklärt er. Auf den großen Märkten würden gerade die alten Sorten nicht mehr nachgefragt - anders als in Bernburg und Umgebung.
(mz)

