Anhalt verpfiffen

Von Carsten Roloff 29.04.2013, 18:28

Bernburg/MZ - Sie haben komplett den Überblick verloren und nicht nur die Bernburger Zuschauer auf die Palme gebracht. Nach der 34:35 (17:17)-Heimniederlage gegen die SG LVB Leipzig verstand auch Enrico Nefe die Welt nicht mehr. „Wenn ich ins Detail gehe, könnte ich zwei Seiten über die Fehler des Schiedsrichterkollektivs füllen. Wir hatten hier schon zwei bis drei Gespanne, die grenzwertig waren, aber so eine Vorstellung habe ich noch nicht erlebt. Unter normalen Umständen gewinnen wir das Spiel“, erklärte der Sportliche Leiter des SV Anhalt nach dem ersten Doppelpunktverlust im Jahr 2013 in der „Hinz-Hölle“, die Mitte der zweiten Halbzeit zu brodeln begann.

Daniel Sarakewitz und Axel Schuster sorgten meistens für wütende Proteste oder bei ihren Konzessionsentscheidungen zugunsten der Gastgeber sogar für Gelächter auf der Tribüne. Mit Schieber-Rufen wurden die Referees aus Mecklenburg-Vorpommern nach ihrer desolaten Vorstellung verabschiedet.

Die Bernburger gingen arg gehandicapt in das mitteldeutsche Derby gegen die Sachsen. Kilian Kraft konnte wegen seines geschwollenen Schleimbeutels auf dem Knie keine einzige Sekunde spielen. Toptorjäger Steffen Cieszynski (Wadenverletzung) und Regisseur Martin Wartmann (Sprunggelenk) gingen angeschlagen in das Duell gegen die beste Rückrundenmannschaft der dritten Liga Staffel Ost. Außerdem machten sich die Hausherren das Leben anfangs selbst schwer und lagen nach drei Ballverlusten schnell mit 0:3 zurück.

Doch mit der Unterstützung der Fans kämpfte sich der SV Anhalt zurück in die Partie. Martin Hoffmann warf die Saalestädter beim 8:7 (13.) erstmals in Front. Toni Pajung erhöhte auf 9:7 (15.). Allerdings lag der Ball fast immer nach nur wenigen Sekunden wieder im Bernburger Kasten. Keeper Artur Gawlik erwischte nicht seinen besten Tag.

„Die Leipziger haben uns mit ihrem Tempospiel gehörig unter Druck gesetzt und viele einfache Tore in der zweiten Welle erzielt. Unser Rückzugsverhalten hat nicht gestimmt. Kilian Kraft haben wir außerdem im Innenblock schon schmerzlich vermisst“, nannte Trainer Christian Pöhler einen weiteren Grund für diese bittere Niederlage.

Rückraumspieler Jacob Fritsch und Kreisläufer Oliver Wendlandt bekam die Anhalt-Abwehr einfach nicht in den Griff. Der LVB setzte sich wieder auf 16:14 (29.) ab, doch mit einem direkt verwandelten Freiwurf sorgte Tobias Rindert für den 17:17-Halbzeitstand.

Dank der Treffsicherheit des glänzend aufgelegten Frank Grohmann und des trotz seiner Verletzung sehr gut spielenden Regisseurs Wartmann zog der SV Anhalt durch Andreas Steinbrink mit 23:22 (39.) in Front, konnte diesen knappen Vorsprung aber nur bis zum 26:25 (43.) behaupten.

Danach schlichen sich wieder Fehler ins Bernburger Angriffsspiel ein. Beim Abschluss fehlte bei insgesamt drei Holztreffern auch manchmal das nötige Quäntchen Glück. So gerieten die Hausherren mit 29:32 (53.) in Rückstand und konnte danach aus der doppelten Überzahl kein Kapital schlagen.

„Da haben wir uns unclever angestellt. Es war aber am Ende auch eine Kraftfrage. Da mangelte es dann an der nötigen Konzentration. Aber die Mannschaft hat alles gegeben, was drin war“, so der Bernburger Coach. Für den mehr als verdienten Punkt hat es nicht mehr gereicht, weil die Gastgeber mit ihren 15 Ballverlusten noch deutlich unter der Fehlerquote der beiden Schiedsrichter lagen.

„Die Leipziger haben mit zwei Mann mehr gespielt. Da ist es schwer zu gewinnen“, sagte der Vorsitzende des Handball-Trägervereins Klaus Kahler.

Bernburg: Gawlik, Gudonis (36.-48.); Hoffmann (3), Cieszynski (7/2), Tiede, Lampe (4), Grohmann (9), Wartmann (3), Steinbrink (1), Rindert (4), Pajung (3)Leipzig: Ziebert; Eulitz (6/1), Meiner (3/1), Uhlig (4), Fritsch (6), Wagner (4), Höhne (4/3), Wendlandt (8), SillanpääSchiedsr.: Sarakewitz/Schuster (Schwerin/Bützow) - Zusch. 467 - Strafm.: 6:6 - Siebenmeter: 3/2:8/5 - Beste Spieler: Grohmann, Cieszynski, Wartmann - Wendlandt, Fritsch, Eulitz