2. Basketball-Regionalliga 2. Basketball-Regionalliga: Tigers behalten im Herzschlagfinale die Nerven
ROTENBURG/MZ/TSC. - Auf dem Weg zum Aufstieg sind viele kleine Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Da gibt es Pflichtsiege - Partien gegen auf dem Papier deutlich schwächere Gegner. Da sind die Topspiele gegen die direkte Konkurrenz um den Spitzenplatz. Und dann gibt es noch die Partien, deren Ausgang richtungweisend für eine gesamte Spielzeit sein kann. Verliert man sie, gerät man in Sachen Saisonziel entscheidend ins Hintertreffen. Gewinnt man sie aber, können sie
neben den zwei erkämpften Punkten das Extraprozent Selbstbewusstsein für die restliche Spielzeit hervorbringen. Kein Zweifel: Der 85:83-Auswärtssieg der Aschersleben Tigers am Sonnabend bei der BBG Rotenburg gehört genau in diese Kategorie. "Ich habe meiner Mannschaft gesagt, sie hat das beste Spiel der Saison abgeliefert", urteilte Trainer Nándor Kovács. Sicher habe es bereits Begegnungen gegeben, die höher oder souveräner gewonnen wurden. "Aber die Art und Weise, wie wir in Rotenburg auswärts gekämpft und gespielt haben, macht mich schon sehr stolz."
Ein Viertel lang aber schien es, als ob die Tigers die Bedeutung der Partie vergessen hatten. Rotenburg startete extrem stark, führte schnell 8:0, später sogar 23:9. "Die sind sensationell gestartet", gab auch Tigers-Vereinschef Christian Elze zu, der das Team begleitet hatte. Die Gastgeber präsentierten sich extrem selbstbewusst und spielstark. Und sie hatten in Jonny Kaiser einen Aufbauspieler, der an diesem Tag eine Klasse für sich war. "Ein super Auftritt von ihm", urteilte Kovács, "zudem hat er nahezu jeden Foulpfiff bekommen." Nicht weniger als 28 Mal durfte Kaiser am Sonnabend an die Linie, 27 Mal versenkte er den Ball. "Ganz ehrlich", meinte Kovács, "Rotenburg hat mir zu Beginn wirklich Angst gemacht. Die schienen kaum zu knacken."
Doch wie schon so oft in dieser Saison, verstanden es die Tigers, sich mit ihrer Verteidigung, vor allem aber mit ihrem Teamspiel aus der Umklammerung zu befreien. Bis zur Pause war der Rückstand auf zwei Zähler (42:44) verkürzt. "Danach", so Nándor Kovács, "war es ein offener Schlagabtausch." Ausgerechnet der einzige verworfene Freiwurf von Kaiser im gesamtem Spiel läutet dann im dritten Viertel eine gefühlte Wende für die Tigers ein. Kurz vor Ende des dritten Viertels vergab Kaiser seinen Wurf, danach nutzte Aschersleben ein unsportliches Foul zu Punkten und Marco Klingberg brachte sein Team nach einem Ballgewinn mit der Viertelsirene 66:65 in Front.
Einmal nur noch, beim 75:75, sollte Rotenburg gleichziehen, ansonsten gaben die Tigers die Führung nicht mehr her. Auch die hohe Foulbelastung wurde weggesteckt, die Last im Angriff auf viele Schultern verteilt. Mit Brandon Shingles (18), dem bärenstarken Steffen Müller (17), Alexander Stolpe (zwei Dreier), Justice Nall (10), Sebastian Lindenberg (13) und Felix Neumann (10) punkteten sechs Spieler zweistellig - Ausdruck des ausgeglichenen Ascherslebener Kaders. Der sah beim 85:78 schon wie der sichere Sieger aus. Doch zu schnelle Abschlüsse und nicht weniger als vier verworfene Freiwürfe durch Brandon Shingles gaben den Rotenburgern noch einmal eine Chance. Doch der letzte Wurf der Gastgeber landete auf dem Ring und der Rebound in den Händen von Justice Nall. "Wir hatten diesmal das Glück auf unserer Seite", meinte Christian Elze, "doch letztendlich war der Sieg auch verdient." Genug Selbstbewusstsein für das Topspiel gegen Westerstede nächsten Samstag ist gesammelt.