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Sachsen Sachsen: Dresden verbannt Raucher von Spielplätzen

Von Christian Raatz 19.03.2011, 09:17
Auf einem Spielplatz hält ein Mann eine Zigarette in der Hand. (FOTO: DPA)
Auf einem Spielplatz hält ein Mann eine Zigarette in der Hand. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Zigarettenkippen auf Spielplätzen - schon langesind sie Eltern ein Dorn im Auge. Verschlucken Babys und Kleinkinderdie Zigarettenstummel, kann das für sie lebensbedrohlich sein. Jetztmachen die Kommunen mobil: Als erste Großstadt in Sachsen verbanntDresden Raucher von öffentlichen Spielplätzen. Mit Verbotsschildernund Bußgeldern soll ihnen Einhalt geboten werden. Nicht alle Städtegehen allerdings so rigoros vor, wie eine Umfrage derNachrichtenagentur dpa ergab.

  Nach zahlreichen Diskussionsrunden einigte sich der DresdnerStadtrat Ende Januar auf eine entsprechende Satzung. Demnach ist dasRauchen sowie das Wegwerfen von Kippen auf allen 190 kommunalenSpielplätzen künftig verboten. Wer sich dennoch eine Zigaretteansteckt, muss mit einer Geldstrafe bis zu 1000 Euro rechnen. Zwarprangen bereits vereinzelt Verbotsschilder an den Spielplätzen. «Diesind aber weder einheitlich noch besonders eindeutig», so einStadtsprecher. Ein Grafiker entwirft deshalb gerade ein Logo fürsämtliche Spielplätze.

Die Idee der rauchfreien Spielplätze geht zurück auf dieInitiative des in Dresden ansässigen Vereins «Babyhilfe Deutschland».Schon seit Jahren macht er auf die enorme Gefahr aufmerksam, die vonweggeworfenen Kippen ausgeht. «Der lange Kampf hat sich gelohnt»,sagt Vereinsvorsitzende Ekkehart Paditz angesichts der neuenRegelung. Der Mediziner ist auf das Thema aufmerksam geworden,nachdem er vor einigen Jahren einen Säugling behandelte, der nachmehreren verschluckten Kippen mit einer Nikotinvergiftung in dieNotaufnahme eingeliefert wurde.

Auch Helmut Hentschel, Leiter des Giftinformationszentrums inErfurt, kennt das Problem. In den vergangenen Jahren gingen in dergemeinsamen Beratungsstelle der Länder Thüringen, Sachsen,Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern immer mehr Notrufe wegenTabakvergiftungen ein. Allein 2010 waren 37 Kleinkinder und Babysbetroffen, im Jahr zuvor sogar 43. «Gerade im Filter sammeln sich diemeisten Schadstoffe wie Nikotin», erklärt Hentschel. Verschlucke einKind die Kippe, können Erbrechen und Übelkeit bis hin zuKrampfanfällen die Folge sein. Zudem könnten die Zigarettenstummel imHals stecken bleiben.

Grund genug für den Verein «Babyhilfe Deutschland», einRauchverbot auf Spielplätzen in ganz Sachsen zu fordern. Nach Angabendes Gesundheitsministeriums gibt es dafür jedoch keine Pläne. «Dasist Aufgabe der Kommunen», sagte Sprecher Ralph Schreiber. Dennochbegrüße das Ministerium die Initiativen der Städte.

In den anderen sächsischen Großstädten hält man dagegen diebisherigen Regeln für ausreichend. Die Polizeiverordnung in Leipziguntersage bereits Verhalten, das spielenden Kindern schaden könnte.«Zigarettenkippen wegzuwerfen zählt dazu», so ein Sprecher der Stadt.Zudem seien auch die Eltern in der Pflicht, auf saubere Spielplätzezu achten - allein 280 gibt es in den öffentlichen Anlagen. Auch aufden 111 kommunalen Spielplätzen in Chemnitz ist nach Angaben derStadt ein Rauchverbot nicht vorgesehen. Allerdings achten hier nichtnur Mitarbeiter des Grünflächenamtes, sondern auch Spielplatzpatenauf saubere Sandkästen.

In Riesa dagegen heißt es schon seit 2007: Rauchen und Trinkenverboten. Schilder an den 34 öffentlichen Spielplätzen weisen daraufhin. «In der Praxis ist das aber schwierig durchzusetzen», räumtStadtsprecher Uwe Päsler ein. Politessen kontrollieren zwar auch dieSpielplätze, finden oft aber nur noch die Hinterlassenschaften vonabendlichen Jugendtreffs - Zigarettenkippen und Scherben.