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Kommentar zu Bürger-Anzeigen in Sachsen-Anhalt Weniger Petzen, mehr Dialog bitte!

In Sachsen-Anhalt zeigen Privatleute etwa Falschparker immer häufiger selbst bei den Ordnungsämtern an. Dank Online-Portalen geht das mit wenigen Klicks. Das lädt auch zu chronischer Petzerei ein – und die ist gleich aus mehreren Gründen problematisch

Von Max Hunger 09.05.2024, 14:00
MZ-Reporter Max Hunger wünscht sich mehr Dialog und weniger Petzen.
MZ-Reporter Max Hunger wünscht sich mehr Dialog und weniger Petzen. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Es klingt nach einer Wunderwaffe gegen Falschparker: Internet-Portale ermöglichen Bürgern auch in Sachsen-Anhalt vielerorts, die Vergehen ihrer Mitmenschen den Behörden zu melden. Und zwar mit wenigen Klicks, bequem vom Handy aus. Doch dieses niedrigschwellige Mittel, das eigentlich die soziale Ordnung bewahren soll, lädt auch zum Missbrauch ein. Das zeigt eine MZ-Umfrage unter Kommunen. Ämter werden teils überhäuft mit Anzeigen – nicht immer ist dabei Rechtschaffenheit der Antrieb.

Lesen Sie auch: Handy raus, Anzeige raus: Bürger in Sachsen-Anhalt zeigen Falschparker häufiger selbst an

Häufig steckt persönlicher Klinsch unter Nachbarn oder ein übersteigertes Ordnungsempfinden dahinter. Das ist aus mehreren Gründen misslich. Denn die Anzeigenflut lähmt die Ordnungsämter. Zudem schürt das fixe Anschwärzen bei den Behörden gerade unter Nachbarn womöglich den Konflikt. Schließlich lassen sich Streitigkeiten oft von Angesicht zu Angesicht am nachhaltigsten lösen. Natürlich können die Bürger-Anzeigen aber auch sinnvoll sein – etwa um renitente Falschparker in die Schranken zu weisen.

Damit sie nicht zur hohlen Petzerei verkommen, braucht es einen verantwortungsvollen Umgang.

Max Hunger / MZ-Reporter

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Damit sie aber nicht zur hohlen Petzerei verkommen, braucht es einen verantwortungsvollen Umgang. Das kann auch bedeuten, mal von einer Meldung abzusehen und auf einen Mitmenschen zuzugehen. Diese Fähigkeit sollte man nicht verlernen – auch wenn das mitunter mehr Kraft kostet, als eine Anzeige zu schalten.