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Kommentar zum gekippten Windkraft-Verbot Wald ist nicht gleich Wald

Auch Forstflächen können für Windräder geeignet sein. Vieles muss aber weiter tabu bleiben.

Von Hagen Eichler 12.06.2024, 18:17
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Ein Waldbesitzer im Osten Sachsen-Anhalts machte jüngst eine interessante Entdeckung: Als er nach Standorten mit potenziell guter Windausbeute suchte und fündig wurde, überprüfte er die Stelle auf einer alten Katasterkarte. Überraschenderweise trug die Anhöhe bereits einen sehr passenden Namen: Windmühlenberg.

Der Eintrag ruft uns in Erinnerung: Wir sind nicht die erste Generation, die die Kraft des Windes nutzen will. Und wir sind auch nicht die erste Generation, die die dafür besonders geeigneten Stellen entdeckt. Wälder, häufig erhöht gelegen, bieten sich natürlich an.

Mit der Änderung im Gesetz ist es nicht getan

Fast zwei Jahre liegt es zurück, dass das Bundesverfassungsgericht das pauschale Verbot von Windkraft im Wald gekippt hat. Da dieser Passus auch in Sachsen-Anhalt im Gesetz stand, musste der Landtag handeln. Mit dem Streichen ist es aber nicht getan: Die Regierung und die Kommunalverwaltungen müssen spätestens jetzt eine Aufklärungsoffensive starten, was die Entscheidung konkret bedeutet.

Viele Menschen fürchten, dass nun knorrige Eichen und hochragende Buchen der Kettensäge zum Opfer fallen. Laut Regierung soll es aber um Flächen gehen, die als Wald kartiert, faktisch aber Kahlflächen sind. Ebenso gemeint sind die plantagenartigen Kiefern-Areale, die kaum Artenvielfalt ermöglichen.

Intakte Wälder müssen tabu sein

Mit der Änderung des Gesetzes ist es die Verantwortung der Gemeinden, Windräder zu genehmigen oder zu versagen. Je nach Vorhaben kann es für beide Möglichkeiten sehr gute Gründe geben. Intakte, artenreiche Wälder müssen tabu sein, Heimstätten besonders gefährdeter Tiere und schützenswerte Sichtachsen ebenso.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Viele andere Bedenken zu befürchteten Beeinträchtigungen dürften sich hingegen ausräumen lassen – wenn die Beteiligten einander zuhören. Auf die Kommunen kommen anstrengende Debatten zu; die Chancen, auch finanziell, sind aber klar erkennbar.