Bestände brechen ein Alarmierend: Kröten in Sachsen-Anhalt sterben langsam aus
Die Trockenheit in Sachsen-Anhalt macht den Kröten zu schaffen. Umweltschützer registrieren ein Zusammenbrechen der Bestände. Das hat auch Auswirkungen auf andere Tiere.

Halle (Saale)/dpa – Einst war das Quaken der Kröten im Frühjahr unüberhörbar in der Landschaft Sachsen-Anhalts. Unzählige Kröten bevölkerten große und kleine Gewässer. Jetzt gibt es nur noch sporadisch Laute zu hören. «Die Bestände der Kreuzkröte sind am Zusammenbrechen», sagt Biologe Karsten Lücke vom BUND Magdeburg.
Was ist geschehen? «Die Dürre setzt den Tieren so zu, dass Reproduktion nicht mehr möglich ist. In einigen Jahren sind diese Tiere dann wirklich weg», sagt Lücke. «Die Lebensräume der Amphibien trocknen aus.»
Kleine Oasen gibt es derzeit noch im Landkreis Mansfeld-Südharz und an der Goitzsche bei Bitterfeld. «Auch in Salzmünde gibt es eine Population. «Da werden von uns die Teiche aufgefüllt. Wenn wir da nichts machen würden, wären die Tiere auch schon längst ausgestorben», sagt Lücke.
Trockenheit beschleunigt das Aussterben der Kröten und anderer Amphibien
Allgemein beschleunigt sich das Aussterben, und das Potenzial zur Neubesiedlung verringert sich, weil die Abstände zwischen Regenperioden und Dürre größer werden. «Wir sind selber überrascht, wie das bei manchen Arten so schnell und abrupt kommt», sagt Lücke.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Im Gegensatz zu den Kröten geht es den Grünfröschen etwas besser. Die bleiben in den Gewässern. Dagegen benötigen die Kröten geeigneten Landlebensraum.
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«Ich habe dieses Jahr nicht eine einzige laichende Erdkröte gesehen, und ich habe nicht eine einzige überfahrene Erdkröte gesehen, obwohl ich in der Elbaue wohne», sagt Ornithologe Axel Schonert von der Landesarbeitsgemeinschaft Kranichschutz. «Mein eigener Teich ist auch leer.»
Große Dürre: Keine Frösche, keine Mäuse, keine Insekten - auch Störche bekommen ein Problem
Dabei kennt die Erdkröte fast jeder. «Früher waren diese Tiere in jeder Pfütze, in jedem Teich. Heute sind die Tiere raus aus der Landschaft und verhungert, weil alles viel zu trocken ist. Die Erdkröte ist im Grunde genommen landstrichweise ausgestorben», sagt Schonert. «Durch die Trockenheit finden die Erdkröten keine Regenwürmer, und die Störche finden ebenso weder Frösche noch Regenwürmer.»
Weil die Störche von Jahr zu Jahr größere Probleme haben, ihre Jungen groß zu kriegen, schmeißen sie einfach ihren Nachwuchs aus dem Nest, weil sie nicht alle sattkriegen. «Normalerweise sind vier bis fünf Jungstörche im Nest, wenn die Paare jetzt zwei oder drei Störche groß kriegen, ist das schon gut», sagt Schonert. «Wir sind schon viele Jahre auf den Zuzug von polnischen Störchen angewiesen, die können sich besser vermehren, weil es in Polen noch urtümliche Landschaften gibt.» Doch auch in Polen schrumpfen diese Gebiete. «Bislang ist in Sachsen-Anhalt der Bestand des Weißstorches nicht dramatisch gefährdet, aber kontinuierlich abnehmend», sagt Schonert.
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Dabei gab es in diesem Frühjahr für die Störche einen sensationell guten Start. Aber dann in der Aufzuchtphase im Mai und Juni kam die Trockenheit. Mäuse, Regenwürmer und Großheuschrecken sind beim Storch die wichtigste Nahrungsgrundlage.
Der Geschäftsführer der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg (Landkreis Jerichower Land), Michael Kaatz, sagt: «Es gab keine Regenwürmer, kaum Insekten und es ist diesmal auch kein Mäusejahr.»