1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Trauer: Trauer: Der respektvolle Umgang mit dem Tod des Tieres

Trauer Trauer: Der respektvolle Umgang mit dem Tod des Tieres

28.10.2017, 19:51
Das vom Tierschutzverein Berlin e.V. herausgegebene Foto vom 10.10.2017 zeigt einen vor einer Grabstelle auf dem Tierfriedhof in Berlin liegenden Hund.
Das vom Tierschutzverein Berlin e.V. herausgegebene Foto vom 10.10.2017 zeigt einen vor einer Grabstelle auf dem Tierfriedhof in Berlin liegenden Hund. Tierheim Berlin

Ditfurt - In einem weißen Regal steht eine kleine Katzenfigur aus Holz, gleich daneben eine Schatulle, eine kleine Schatzkiste mit Blumenmuster. Bunte Behälter aus Metall, Pappe oder Keramik, in Herzform, als Zylinder oder bauchig rund füllen das weiße Regal. Eines haben die Gefäße gemeinsam: Es sind Urnen für Tierasche. Sein geliebtes Haustier nach dem Tod würdevoll zu verabschieden, wird in Sachsen-Anhalt immer beliebter.

Tierbestatter haben nach eigenen Angaben gut gefüllte Auftragsbücher. Eine von ihnen ist Irene Altena. Seit acht Jahren betreibt sie in Ditfurt (Landkreis Harz) ein Tierbestattungsunternehmen. Sie kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. „Tiere sind heute Familienmitglieder, Begleiter in allen Lebenslagen“, erklärt die gelernte Kauffrau. Umso wichtiger sei es den Besitzern, mit dem Tod des Tieres respektvoll umzugehen.

Irene Altena: „Auch Bartagamen, Schildkröten und afrikanische Weißbauchigel waren schon dabei“

„Ich bestatte nicht nur ein Haustier, ich bestatte das, was es bedeutet hat.“ Die 56-Jährige hat nicht nur Katzen und Hunde nach dem Tod begleitet. „Auch zwei Bartagamen, Schildkröten und sogar zwei afrikanische Weißbauchigel waren schon dabei“, erinnert sie sich.

Der typische Kunde von Tierbestatterin Altena ist Anfang 30 und hat seinen Hund oder seine Katze vielleicht zur Jugendweihe bekommen. „Der Vierbeiner hat dann alles mitgemacht“, sagt sie. „Die erste Liebe, den ersten Liebeskummer, das erste Auto, das erste Haus, das erste Kind. Man macht sich kein Bild, was der Tod des Haustiers dann auslösen kann.“

Menschen Anfang 30 hätten häufig noch keine Verbindung zum Tod und wüssten nicht wohin mit ihrer Trauer. Die Tierbestatterin aus Ditfurt hilft, den richtigen Weg zu finden. „Ich gebe meinen Kunden vor allem die Gelegenheit zu weinen. Das ist das beste Beruhigungsmittel, das der Mensch hat.“

1,3 Millionen Hunde und Katzen sterben pro Jahr in Deutschland

Nach Aussagen des Bundesverbands der Tierbestatter sterben in Deutschland rund 1,3 Millionen Hunde und Katzen pro Jahr. Etwa die Hälfte von ihnen wird auf Privatgrundstücken beerdigt. Rund 10.000 Tiere werden auf Tierfriedhöfen bestattet, zwischen 80.000 und 90.000 gelangen in die Feuerbestattung. Über den Verbleib der restlichen Tiere konnte der Bundesverband keine Angaben machen.

„Es werden ganz klar mehr Tiere körperlich bestattet oder kremiert als noch vor einigen Jahren“, sagt Verbandssprecherin Gabriele Metz. „Die Tierbestattungs-Branche boomt.“ Der Umsatz der Branche beträgt demnach rund 20 Millionen Euro jährlich. Dabei gibt es in Sachsen-Anhalt gerade einmal eine Handvoll Tierbestatter.

Diese bieten das Komplettpaket nach dem Tod des geliebten Haustiers an. Unternehmerin Altena begleitet von der Abholung zu Hause oder beim Tierarzt über die Einäscherung bis zur Beisetzung oder der Auswahl der richtigen Urne. Sie betreibt seit etwa fünf Jahren einen Tierfriedhof in Aschersleben (Salzlandkreis). „Der wird aber gar nicht so häufig genutzt“, berichtet die Tierbestatterin aus ihrer Erfahrung.

Immer mehr Leute würden sich dazu entscheiden, ihr Haustier einäschern zu lassen und in einer Urne mit nach Hause zu nehmen. „Manche verstreuen die Asche im Garten“, sagt Altena. „Andere stellen sich das Gefäß in die Schrankwand oder auf den Schreibtisch.“ So könne das Andenken auch bei einem Umzug mitgenommen werden. Urnen gibt es in allen Formen und Farben, sie kosten zwischen 40 und 400 Euro. Im Trend seien Modelle, die sich in die Wohnung und in die Dekoration des Raums einfügten. (dpa)