Russische Geheimdienste im Fokus Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz warnt vor Sabotageakte durch „Wegwerf“-Agenten
Sachsen-Anhalts Inlandsgeheimdienst warnt vor einer neuen Masche feindlicher Geheimdienste: Sie werben Kriminelle über Handy-Plattformen für Sabotageakte in Deutschland. Der Verfassungsschutz registriert zunehmende Rekrutierungsversuche.

Als das Frachtpaket am Flughafen Leipzig/Halle in Flammen aufgeht, ist es noch früher Morgen. Einsatzkräfte müssen das Feuer am Airport löschen – erst vor wenigen Stunden ist das jetzt brennende Paket aus Litauen zum DHL-Drehkreuz nach Sachsen geflogen worden. Dass das Feuer nicht während des Fluges ausbricht, ist purer Zufall. So rekonstruieren es die Sicherheitsbehörden später. Sie glauben, dass es sich bei dem Brand im Juli 2024 um einen Sabotageakt handelt. Im Fokus steht Russland – es besteht der Verdacht, dass russische Geheimdienste für die Tat sogenannte Wegwerf-Agenten anheuerten.
Laut Verfassungsschutz geht von solchen Wegwerf-Agenten, auf Englisch: „low level agents“, eine zunehmende Gefahr für die Sicherheit in Deutschland aus. Es handele sich dabei nicht um professionelle Geheimdienstmitarbeiter, sondern um von Russland gezielt geworbene Personen in Deutschland, die an Sabotageakten mitwirken. So stellt es Sachsen-Anhalts Verfassungsschutz-Chef Jochen Hollmann am Montag in einer öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Landtags dar.
Rekrutierung von „Wegwerf“-Agenten geschieht oft anonym per Telegram
„Meist über Zwischeninstanzen“ werbe der russische Geheimdienst Wegwerf-Agenten an, sagt Hollmann. So sei den Auftragnehmern teilweise gar nicht klar, dass Russland dahinter stecke.
Das Anwerben geschehe oft anonym, etwa über die Handy-App Telegram. Diese Art der Agentengewinnung sei für Russland „ohne großes Risiko“, sagt Hollmann. Als Belohnung für einzelne Aktionen werde Wegwerf-Agenten meist Geld in Aussicht gestellt.
Magdeburg/MZ - Derzeit beobachte der Verfassungsschutz zunehmende Rekrutierungsversuche, sagt Hollmann. So soll es laut deutschen Ermittlern auch im Fall des Brandanschlags in Leipzig/Halle gelaufen sein. Mit Wladislaw D. haben die Ermittler einen Ukrainer im Fokus, der die gefährliche Ware besorgt und mit dem Auto nach Litauen gebracht haben soll. Die Instruktionen sollen per Telegram aufs Handy gekommen sein. Mit Aleksandr S. soll dann ein zweiter Wegwerf-Agent das Brandsatz-Paket an einem DHL-Schalter aufgegeben haben – der Zünder soll bereits aktiviert gewesen sein.