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Wahl des Kanzlerkandidaten Sachsen-Anhalts CDU ruft nach Merz

Gegen den Widerstand aus Sachsen-Anhalt wird Armin Laschet Kanzlerkandidat. Im Wahlkampf sollen andere punkten, fordern Kreisvorsitzende.

Aktualisiert: 20.4.2021, 22:17

Magdeburg - Der am Dienstag zum Kanzlerkandidaten der Unionsparteien ausgerufene CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet stößt bei den Christdemokraten in Sachsen-Anhalt weithin auf Skepsis. Wichtige Funktionäre forderten Laschet auf, den früheren Unionsfraktionschef

im Wahlkampf in herausgehobener Funktion einzubinden. Merz war Laschet im Januar im Kampf um den CDU-Vorsitz unterlegen.

Der einflussreiche Chef des CDU-Kreisverbands Harz, Ulrich Thomas, formulierte die Forderung als Bedingung. „Wenn Laschet es schafft, Merz einzubinden, dann steht die Harzer CDU hinter dem Spitzenkandidaten“, sagte Thomas der MZ. Als geeignete Ämter für Merz nannte er den Posten des Bundeswirtschaftsministers und des Vorsitzenden der Unionsfraktion.

Schulze: „Er ist jetzt unser Kanzlerkandidat, da gibt’s keine Diskussionen mehr.“

Laschet hatte sich die Spitzenkandidatur in der Nacht zu Dienstag gesichert. Im CDU-Bundesvorstand erhielt er 31 von 46 Stimmen. Auf den zweiten Bewerber, CSU-Chef Markus Söder, entfielen neun Stimmen. Zu dessen Unterstützern zählten die drei Vertreter aus Sachsen-Anhalt, Ministerpräsident Reiner Haseloff, die Landesvorsitzende der Jungen Union, Anna Kreye, sowie der nicht stimmberechtigte CDU-Landeschef Sven Schulze.

Letzterer hatte vergeblich gefordert, die Entscheidung über die Kandidatenfrage an die Kreisvorsitzenden zu übertragen. Dass es dazu nicht komme, sei „schade“, sagte Schulze. Dennoch forderte er alle Parteimitglieder auf, Laschet zu unterstützen. „Er ist jetzt unser Kanzlerkandidat, da gibt’s keine Diskussionen mehr.“

Dennoch kam es zu zahlreichen Unmutsbekundungen. „Diese Wahl ist eine Katastrophe“, twitterte der Landtagsabgeordnete Guido Heuer. Auf Nachfrage stellte er klar, damit meine er nicht die Person Laschet, sondern die Art der Entscheidungsfindung. Söder sei bei den Wählern eindeutig beliebter, sagte Heuer, eine Befragung der Kreisvorsitzenden hätte das belegt. „Manchmal frage ich mich, ob in Berlin allen bewusst ist, wo Sachsen-Anhalt liegt und dass wir im Juni eine Landtagswahl haben.“

Merz und Söder verkörpern Sehnsucht nach Neuausrichtung der Partei

Von einem „unglücklichen“ Verfahren sprach Matthias Egert, Kreisvorsitzender in Anhalt-Bitterfeld. Sein Verband hatte sich für eine Urwahl des Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Egert fordert nun, Laschet müsse Merz in seinem Wahlkampfteam eine wichtige Rolle überlassen. „Das ist für alle Liberalen und Konservativen in der CDU wichtig.“ Auch CDU-Landeschef Schulze plädierte für eine Berücksichtigung von Merz. Das sei „der Wunsch der Basis in Sachsen-Anhalt“, sagte er.

Auch Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte wertete das Votum für Laschet als „Entscheidung gegen die CDU-Basis“. Das Verfahren hinterlasse „durchaus einige Fragezeichen“, kritisierte der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt.

In der sachsen-anhaltischen CDU verkörpern Merz und Söder die verbreitete Sehnsucht nach einer Neuausrichtung der Partei. „Söder hat Ecken und Kanten. Hinter einer charismatischen Person kann man sich leichter versammeln“, sagte Sandra Hietel, Platz zwei auf der CDU-Kandidatenliste zur Landtagswahl. „Söder hat das Macher-Image“, sagte der Magdeburger CDU-Kreisvorsitzende Tobias Krull. Gleichwohl riefen beide dazu auf, sich nunmehr hinter Laschet zu scharen. Ministerpräsident Haseloff wollte die Ausrufung des Kanzlerkandidaten am Dienstag nicht kommentieren.

Söder kündigte an, das Votum der CDU zu akzeptieren und Laschet ohne Groll zu unterstützen. Nun gehe es darum zusammenzustehen. „Nur eine geschlossene Union kann am Ende erfolgreich sein.“ (mz/Hagen Eichler)