Notbetreuung im Lockdown Notbetreuung im Lockdown: Kitas in Sachsen-Anhalt werden immer voller

Magdeburg - In Sachsen-Anhalts Kindertagesstätten steigt die Zahl der betreuten Kinder trotz des verhängten Lockdowns kontinuierlich an. Seit vier Wochen sind die Einrichtungen offiziell geschlossen. Aufgenommen werden allerdings solche Kinder, bei denen ein Elternteil in Bereichen der kritischen Infrastruktur arbeitet und keine private Betreuungsmöglichkeit besteht. Diese Ausnahmeregeln werden mittlerweile immer häufiger genutzt.
Landesweit liegt die Betreuungsquote in Krippe und Kindergarten laut Sozialministerium bereits bei 42 Prozent. Das ist ein Plus von drei Prozent zur Vorwoche. Bei Schulkindern im Hort liegt der Anteil mit 20 Prozent deutlich darunter. Berechtigt sind Kinder bis zum zwölften Lebensjahr.
„Wir beobachten, dass Tag für Tag mehr Kinder gebracht werden“
Regional sind die Zahlen noch deutlich höher. Die Kita Sausewind im Dessauer Ortsteil Kochstedt betreut bereits 70 Prozent aller angemeldeten Kinder. Das berichtet der Träger, der städtische Eigenbetrieb Dekita. „Wir beobachten, dass Tag für Tag mehr Kinder gebracht werden“, sagte Betriebsleiterin Doreen Rach.
Im Schnitt lägen die städtischen Kitas bereits bei einer Auslastung von 45 Prozent. Da die Kinder in festen Gruppen spielen und ausreichend Abstand einhalten sollen, bringt der Zuwachs die Einrichtungen an Grenzen. Die Stadt Dessau-Roßlau hat deshalb an alle zur Notbetreuung berechtigten Eltern appelliert, die in Anspruch genommenen Stunden möglichst zu reduzieren.
Der Dachverband „Der Paritätische Sachsen-Anhalt“ meldet für die Kitas seiner Mitgliedsverbände noch höhere Zahlen als das Land. „Nach unseren Erkenntnissen sind in die Einrichtungen derzeit zwischen 50 bis 70 Prozent ausgelastet“, sagte Landesgeschäftsführerin Antje Ludwig. Hoch seien die Zahlen vor allem in der Nähe von Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern. Dort könne man nicht mehr von einer Notbetreuung sprechen, sagte Ludwig.
Notbetreuung: Berufsgruppen in Corona-Verordnung festgelegt
In der Corona-Verordnung des Landes sind die Berufsgruppen festgelegt, aus denen Beschäftigte ihre Kinder auch im Lockdown abgeben dürfen. Die Aufzählung ist lang. Ärzte und Pfleger, Beschäftigte von Krankenkassen, Gefängnissen und Versorgungsunternehmen, Polizisten und Soldaten, Lehrer, Busfahrer und Verkäuferinnen gehören unter anderem dazu. Der Arbeitgeber muss auf einem vom Land herausgegebenen Formular bestätigen, dass der Betroffene seine Arbeit weder durch flexible Arbeitszeiten noch durch Arbeit daheim erledigen kann.
Elternvertretungen beobachten, dass Arbeitgeber diese Vorgaben zunehmend großzügig auslegen. „Die Anforderungen sind teilweise schwammig, da gibt es immer einen Spielraum zur Auslegung“, berichtet Katrin Meurer, Vorsitzende der Stadtelternvertretung Halle. Die wachsende Beanspruchung belaste die Kitas. Durch Krankheiten gebe es viele Ausfälle, dazu die Sorge älterer Mitarbeiter vor Ansteckung. „Bei den Eltern, aber auch in den Kitas ist die Anspannung groß“, sagte die Elternvertreterin.
Kita-Träger bestätigen die Entwicklung. „Arbeitgeber attestieren heute deutlich häufiger als im ersten Lockdown, dass ihre Mitarbeiter am Arbeitsplatz unabkömmlich sind“, sagte Kerstin Kreße vom halleschen Kita-Träger Kinderland. „In manchen Unternehmen geht es ja auch um die Existenz.“ Kinderland gehört zur Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser und ist in Halle der wichtigste freie Kita-Träger. Dort liegen die Betreuungsquoten allerdings unter dem Landesschnitt.
Die jetzigen Regeln zur Kita-Notbetreuung enden Mitte Februar. In dieser Woche berät die Landesregierung, wie es danach weitergehen soll. (mz)