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Naumburger Dom Naumburger Dom: Ein Herz für Schönheit

Von Joel Stubert 16.07.2018, 08:18
Regine Hartkopf mit dem Modell des Naumburger Doms im Maßstab 1:200. Das Modell ist aus Pappe und Holz, die Fertigung hat rund drei Wochen gedauert. Die Baumkronen sind aus Stahlwolle gefertigt.
Regine Hartkopf mit dem Modell des Naumburger Doms im Maßstab 1:200. Das Modell ist aus Pappe und Holz, die Fertigung hat rund drei Wochen gedauert. Die Baumkronen sind aus Stahlwolle gefertigt. Schumann

Naumburg/Bennungen - Gezittert habe sie. Und eigentlich konnte sie auch gar nicht hinschauen. Als am 1. Juli die Entscheidung fiel, dass der Naumburger Dom sich mitsamt seiner Ausstattung in Gestalt der Kunstwerke des Naumburger Meisters „Unesco-Weltkulturerbe“ nennen darf, verfolgte Regine Hartkopf das Geschehen am Liveticker. „Ich war sehr aufgeregt, das ist klar“, sagt die 43-Jährige. „Dass Naumburg es geschafft hat, freut mich sehr.“

Vor allem für die Werbewirksamkeit sei dieser Titel wichtig, sagt sie. „Wir hoffen, dass sich die Attraktivität dadurch noch steigert, und so viele Besucher wie möglich nach Naumburg kommen und sich den Dom anschauen.“ Dann würden sie auch unmittelbar die Arbeit von Regine Hartkopf sehen. Als Dombaumeisterin für die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz ist sie durchaus entscheidend an diesem Erfolg beteiligt.

Die Gebäude zu erhalten und weiterzuentwickeln, zählt zu den vordringlichen Aufgaben, die eine Dombaumeisterin zu tun hat. So zum Beispiel geschehen, als es um die Glasfenster ging. Da reiste Hartkopf etwa nach York in England. Dort sei die Schutzverglasung, die mittelalterliche Glasmalerei vor Korrosion schützt, auch für Naumburg interessant. „Man schaut dann, welche Dinge man übernehmen kann“, sagt sie. „Wir haben Forschungsprojekte angestoßen, müssen Gestaltungsspielräume auch ausloten und Fördermittel sinnvoll einsetzen“, sagt sie. „Und man muss das Kunstgut auch vor Übereifer schützen.“

Am Naumburger Dom mag sie die Baueinheitlichkeit, sagt Regine Hartkopf. Innen wurden also nur Dinge dargestellt, die es in der Umgebung auch so gibt. „Dome oder andere ähnliche Orte sind so wertvoll, da sie zur Identifikation beitragen. Seit 800 Jahren ist der Dom in Naumburg ein Bezugspunkt, da ist einerseits lithurgisch viel passiert, andererseits haben sie auch stets große Bedeutung als Handelsorte oder auch Bischofssitze gehabt.“ In gesellschaftlich unsicheren Zeiten könne ein solcher Ort Halt bieten.

Regine Hartkopf ist freie Architektin, hat in Bennungen seit 2008 ein Büro mit vier Angestellten, mit denen sie sich auch um private Aufträge kümmert. Den Job als Dombaumeisterin macht sie gegen eine kleine Aufwandsentschädigung. „Durchschnittlich bin ich einmal pro Woche in Naumburg“, sagt sie. „Ich finde es wichtig, dass die Kirche ein lebendiger Ort ist. Ein Ort, an dem auch gesellschaftliche Veranstaltungen stattfinden“, betont sie. Früher seien sogar Märkte oder andere profane Veranstaltungen im Kirchenschiff in Naumburg veranstaltet worden. „Die Kirche muss Teil des gesellschaftlichen Lebens sein, sonst bringt die ganze Arbeit nichts, wenn sie keinem zugänglich ist.“
Im besonderen Maße zu tun hat die Dombaumeisterin mit Schönheit. Gotteshäuser empfinden viele als schön, frühere Baumeister und Handwerker warfen all ihr Können in die Waagschale, um diese Orte besonders zu machen. „Diese Handwerkskunst ist heute leider etwas verloren gegangen“, sagt sie. „Das muss man allerdings als Dombaumeisterin einfordern.“ Wie es am Ende werden soll, weiß Regine Hartkopf schon im Voraus. „Da habe ich immer ein Bild im Kopf.“ Aber dass es schön ist, „das ist schon wichtig“.